Hamburg. Stadtreinigung räumt in der Regel binnen 24 Stunden auf und darf ab 2018 selbst Bußgelder verhängen
Die „Mülldetektive“ der Stadtreinigung hatten am Veddeler Damm ein leichtes Spiel. Dort entdeckten sie zwischen dem illegal entsorgten Sperrmüll – immerhin vier Kubikmeter – die Adresse des Verursachers und konnten ihn zur Verantwortung ziehen. 73 Euro sind mindestens fällig, dazu kommt womöglich ein Bußgeld.
„Richtig teuer wird es, wenn umweltgefährdende Abfälle abgelagert werden“, sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung. „Dazu zählen lösungsmittelhaltige Farbreste in Dosen und Autobatterien. Dann ermittelt die von uns alarmierte Polizei, weil es eine Straftat und keine Ordnungswidrigkeit ist.“
Der meiste illegale Müll landet in St. Georg und auf St. Pauli
Obwohl die Stadt die Bußgelder verschärft hat und im nächsten Jahr die Zuständigkeit für die Stadtreinigung erweitert, ist die Menge des illegal entsorgten Mülls in Hamburg weiter gewachsen. So wurden im vergangenen Jahr 1510 Tonnen einfach an Straßen oder in Parks und Grünanlagen abgeladen. Zum Vergleich: 2007 waren es noch rund 760 Tonnen.
Allein in diesem Jahr sind bei der Hotline und der Stadtreinigungs-App bislang 26.000 Meldungen eingegangen. Seit Bestehen der Hotline „Saubere Stadt“ 1997, mit der die Stadtreinigung genauso wie mit dem Start der „Mülldetektive“ bundesweit als erste Metropole neue Weg ging, wurden 325.000 Aufträge von Bürgern registriert. Durchschnittlich rufen danach werktäglich rund 56 Bürger an.
Die Anzahl der Meldungen ist immer auch davon abhängig, ob die Stadtreinigung mit der Hotline geworben hat. Wenn das gerade erfolgt ist, steigt auch die Zahl der Anrufe. „Deshalb“, sagt Reinhard Fiedler, „sind die Fallzahlen nicht unbedingt ein Gradmesser der Verschmutzung. Zugleich bedeutet aber jede Meldung eine beseitigte Verunreinigung und daher mehr Sauberkeit in der Stadt.“
Wie aus der Statistik der Stadtreinigung hervorgeht, werden 90 Prozent der Aufträge wegen illegaler Müllentsorgung bereits bis zum Ende des nächsten Arbeitstages erledigt. Fast die Hälfte illegalen Mülls wird auf Gehwegen abgelegt, zehn Prozent auf Grünstreifen. Bevorzugte Abwurfplätze sind die Flächen vor den rund 5000 Depotcontainern im Stadtgebiet. Die Stadtreinigung hat dafür eine Hitliste jener Orte mit den häufigsten illegalen Müllablagerungen zusammengestellt. Auf den vorderen Plätzen rangieren: Baumeisterstraße, Hartwicusstraße, Goldbekplatz, Sierichstraße, Bernadottestraße, Isestraße, Tarpenring, Felix-Jud-Ring, Baererstraße und Am Irrgarten. Die Stadtteile mit den meisten illegalen Müllablagerungen sind nach wie vor St. Georg und St. Pauli. Um die Stadt schöner zu machen, hat der Senat versprochen: „Hamburg soll ab Januar kommenden Jahres sichtbar sauberer werden.“ Die Stadtreinigung Hamburg stellt hierfür rund 400 neue Mitarbeiter ein und verdoppelt damit die Zahl der Reinigungskräfte im öffentlichen Bereich. Vor allem aber werden Müllsünder konsequenter zur Verantwortung gezogen. Erstmals bekommt die Stadtreinigung die Kompetenz, Bußgelder gegen Müllsünder zu verhängen. Der Bußgeldkatalog reicht von 35 bis 150 Euro bei einfacher Gehwegverschmutzung zum Beispiel durch Zigarettenschachten oder Cola-Dosen bis zu 8000 Euro für mehr als einen Kubikmeter Sperrmüll. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne): „Wir wollen dafür sorgen, dass Straßen, Parks und Plätze ab 2018 sichtbar sauberer werden.“
Die Stadtreinigung räumt ein, dass die Entfernung von illegalen Ablagerungen auf Bahndämmen, Privatgrundstücken, in Parks und Grünlagen teilweise jedoch schwierig sei. Fiedler: „Hier brauchen wir einen Entsorgungsauftrag vom Grundeigentümer.“
Hamburger nutzen privat illegale Müllpressen
Unterdessen setzen einige Hamburger privat illegale Müllpressen ein. „Im Internet sind entsprechende Maschinen für unter 20 Euro zu kaufen, die den Müll komprimieren“, sagt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karl-Heinz Warnholz. Dadurch würden die Mitarbeiter der Stadtreinigung mit „übermäßig schweren Tonnen“ konfrontiert. Andererseits könne der Müll nicht mehr sauber getrennt und wiederverwertet werden. Auf eine Schriftliche Kleine Anfrage hat der Senat dieses Problem für Hamburg bestätigt.
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