Winsen. Bei den Porsche European Open gewinnt Jordan Smith an der zweiten Extrabahn gegen Vorjahressieger Levy
In den Tagen zuvor hatte das miese Wetter für Verzögerungen gesorgt. Dass es am Sonntagnachmittag bei den Porsche European Open in die Verlängerung ging, hatte glücklichweise nur sportliche Gründe und sorgte bei den Zuschauern für Begeisterung: Als der Engländer Jordan Smith (Gewinner der Challenge Tour 2016) um 16.31 Uhr an der letzten Bahn zum Birdie einlochte und dem Franzosen und Vorjahressiger Alexander Levy nur ein Par gelang, lagen beide Spieler schlaggleich, und es kam zum Playoff. Nach einer kurzen Pause ging es erneut auf die 18. Bahn.
Levy sah wie der sichere Sieger aus
Nun wurde es dramatisch. Levy sah wie der sichere Sieger aus, als Smith nur ein Par vorlegte, doch der Franzose verschob seinen Putt zum Birdie aus kürzester Distanz. Mit dem Golfcart ging es zurück zum 18. Abschlag. dieses Mal spielte Smith ein Birdie – Levy nur ein Par. Der Rest war Jubel. „Ich bin sprachlos, im ersten Jahr auf der European Tour den Sieg bei solch einem Turnier zu schaffen“, sagte Smith, der sich zudem über ein Preisgeld von 333.330 Euro freuen durfte.
Das packende Duell um den Gesamtsieg war der Glanzpunkt des Turniers neben dem Hole-in-One von Marcel Siem (siehe Bericht links) und dem Albatros von Patrick Reed an Bahn 18 (zwei Schläge auf einem Par 5). Aufatmen durften die Veranstalter vor allem, dass trotz des Wetterchaos vier Runden gespielt werden konnten und besonders am Sonntag das befürchtete Gewitter ausblieb. Die Bilanz der vier Golftage fällt dennoch gemischt aus.
Das Teilnehmerfeld: Mit Charl Schwartzel, Jimmy Walker, Patrick Reed und Pat Perez präsentierte der Veranstalter zwar einige Topleute. Doch der Fakt, dass mit Levy unter den zehn Bestplatzierten nur ein Spieler zu finden war, der in der Weltrangliste unter den Top 100 geführt wird (83), zeigte, dass das Gefälle nach den großen Namen doch recht groß war und einige regelmäßige Teilnehmer der European Tour fehlten. Bei einem Preisgeld von insgesamt zwei Millionen Euro sollte es möglich sein, in den kommenden Jahren die Qualität in der Breite zu verbessern.
Um das Interesse am Turnier zu steigern, wäre gerade die Präsenz von Martin Kaymer (spielte 2017 bei den BMW Open in München) erstrebenswert. Turnierdirektor Dominik Senn kündigte am Sonntag an, sich für 2018 um eine Teilnahme von Deutschlands bestem Golfer bemühen zu wollen. Fest steht, dass Altmeister Bernhard Langer fehlen wird. Der Termin kollidiert wieder mit den British Senior Open, die Langer am Sonntag gewann.
Die Zuschauerresonanz: Nach 6800 Zuschauern am ersten Tag, 8700 am zweiten und 9200 am Sonnabend strömten 14.300 Golffans zu der Finalrunde. Zwar fehlten zum vor dem Event von Senn formulierten Ziel („Wünschenswert wäre die Marke von 50.000“) 11.000 Besucher. Doch angesichts der Wetterverhältnisse zeigte sich der Turnierchef mit dem Zuschauerzuspruch „sehr zufrieden“. Auch Oliver Eidam, Leiter Markenpartnerschaften & Sponsoring von Titelsponsor Porsche, zog ein positives Fazit, lobte die „gelungenen Aktionen in Hamburg“ und blickte bereits erwartungsvoll auf 2018: „Ich glaube, dass wir für die Zukunft noch Entwicklungspotenzial haben.“
Der Platz: Wer in den vergangenen Tagen die Anlage des Golfclubs Green Eagle in Winsen besuchte, konnte ermessen, wie hart die Greenkeeper daran arbeiten mussten, trotz der teilweise sintflutartigen Regenfälle den Nord Course spielfähig zu halten. Es lohnte sich. Erstaunlich vor allem, wie gut sich die Grüns trotz des vielen Wassers präsentierten. „Der Platz ist mega!“, lobte denn auch der deutsche Golfprofi Marcel Siem. „Wenn es schönes Wetter gibt, können wir uns nächstes Jahr auf ein tolles Turnier freuen.“
Für Kritik sorgte allerdings die Befüllung der Bunker mit gebrochenen Steinen statt mit Sand. Die Hindernisse waren zwar gut zu spielen, herausfliegende Steine erschwerten jedoch das anschließende Putten. Hier dürfte die European Tour beim Golfclubbetreiber auf eine Veränderung drängen.
Das Rahmenprogramm/Catering: Bei der Frage nach verbesserungswürdigen Punkten landet man auch schnell beim „Public Village“ (ohne Ticket zugänglich) und der Versorgung der Golfanhänger auf dem Platz. Nicht nur, dass die Preise (Currywurst sechs Euro, Paella elf Euro) zu überdenken sind. Auch an der Ausstattung der Getränkestände hakte es. Grundsätzlich wären mehr Stände über den Platz verteilt wünschenswert. In dieser Form erfüllte das Catering jedenfalls nicht den Standard, den man von einem Turnier dieser Kategorie erwarten würde. Gerade auch die Zusammenstellung der Aussteller im Public Village und das Unterhaltungsangebot bieten noch reichlich Luft nach oben. „Dieses Areal war zu klein“ gestand Senn.
Der Ausblick auf 2018: Der Ausrichter legte sich fest, dass das Turnier auch 2018 wieder in Winsen stattfinden wird, und zwar wie jetzt in der Woche nach den British Open. (26.-29. Juli). So hofft man, in Norddeutschland erneut einige Stars von der US-amerikanischen PGA-Tour präsentieren zu können. Senn: „Wir planen langfristig, wollen das Turnier weiterentwickeln.“