Travemünde. Den Norden entdecken, letzter Teil: Neue Promenaden, Hotels und Erlebnisgastronomie – Hochkonjunktur im Ostseebad
„Modern, maritim und mondän“, so beschreibt Kurdirektor Uwe Kirchhoff Travemünde. Das traditionsreiche Ostseebad mit der breiten Strandpromenade gehört bereits seit 1320 zur Hansestadt Lübeck. Wer hier an der Ostsee Urlaub macht, der hat den Blick auf die imposanten Fähren, die in Richtung Finnland und Schweden starten, inklusive.
Seit 25 Jahren ist Uwe Kirchhoff als Kurdirektor für die Entwicklung von „Lübecks schönster Tochter“ - so wird der ehemalige Fischerort häufig genannt – mit verantwortlich: „Als ich hier angefangen habe, war Travemünde ein wenig in die Jahre gekommen und der Charme etwas angestaubt. Aber seitdem hat sich vieles entwickelt, und heute ist Travemünde gut gewappnet für die Konkurrenz mit anderen großen Ostseebädern.“
Der gebürtige Berliner hat große Pläne. Die Travepromenade, hier steht auch Deutschlands ältester Leuchtturm, wird vom Herbst 2018 an für 2,5 Millionen Euro umgestaltet. Aber vor allem die Umgebung der Flaniermeile soll angefasst werden: Neben dem Gebäude des Lübecker Yachtclubs soll ein rund 1500 Quadratmeter großer Grünstreifen entwickelt werden. Das Grundstück mit Traveblick wird in Kürze ausgeschrieben: „Das ist der ideale Standort für eine Erlebnisgastronomie. Eine Mischung aus einem Restaurant mit einem anspruchsvollen Konzept und einer Bar, die auch abends für Belebung sorgt, wäre ideal“, sagt Kirchhoff.
Ein Teil des Parkplatzes unterhalb des Maritim Hotels soll zu einer Erlebnisfläche werden, unter anderem sind hier eine Skateranlage und eine Kletterlandschaft geplant.
Wer in diesem Sommer das Ostseebad besucht, dem fallen die vielen Kräne und diversen Baustellen auf. Die wohl prestigeträchtigste Projektentwicklung liegt auf der Halbinsel Priwall, die zu Travemünde gehört und in wenigen Minuten mit der Fähre erreichbar ist. Hier realisiert Sven Hollesen mit seiner Planet Haus AG einen „neuen Tourismusmagneten. Wir rechnen nach der Fertigstellung mit bis zu 315.000 Übernachtungen pro Jahr zusätzlich“, sagt Sven Hollesen. Im vergangenen Jahr hatte Travemünde rund 640.000 Übernachtungen. Der Däne Hollesen mit Firmensitz in Kiel steht auf der Dachterrasse eines Penthouses, von dem der Blick weit über die Ostsee reicht. Insgesamt entstehen hier 473 Ferienwohnungen, die „Passat“, „Promenade“ und „Dünenvillen“ heißen. 22 Einheiten in den Promenadenvillen sind seit Kurzem fertiggestellt, die ersten Urlauber eingebucht. Die Wohnungen werden an Anleger verkauft und von dem Anbieter Novasol an Touristen vermietet. Fast die Hälfte ist laut Hollesen verkauft. Aktuell wird eine neue Priwallpromenade am Wasser gebaut.
In der Ferienanlage, die im Juni 2019 fertiggestellt sein soll, werden zahlreiche Restaurants und Geschäfte eröffnen. Außerdem sind eine Indoor-Spielhalle und ein Beach-Club geplant: „Wir schaffen hier eine Erlebniswelt und investieren mehr als 150 Millionen Euro. Wir setzen auf diesen Standort, weil der Tourismus in Deutschland boomt und wir hier ein Areal in einmaliger Wasserlage direkt neben dem Strand haben“, sagt Hollesen. Auch ein Tagungszentrum für Veranstaltungen mit bis zu 250 Personen wird gebaut.
Auf der gegenüber liegenden Seite, direkt neben dem 117 Meter hohen Maritim Hotel, realisiert Hollesen zusammen mit der DSR Immobilien GmbH ein weiteres Bauvorhaben. Das Projekt heißt „High End“. Auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbads entstehen 108 Eigentumswohnungen, auch die sollen als Ferienwohnungen vermietet werden. Die ersten Etagen des Rohbaus sind bereits fertig, der Bezug für 2018 geplant und fast alle Einheiten laut Hollesen inzwischen verkauft. Daneben wird ein a-ja Resort mit 230 Zimmern und zwölf Suiten realisiert, auch hier laufen die Bauarbeiten. Zielgruppe des Hotels, zu dem eine Badewelt gehören wird, sind vor allem Familien. Die Eröffnung ist für Juni 2018 geplant.
Travemünde sei sehr vielseitig, sagt Kurdirektor Kirchhoff. Der 53-Jährige steht im Fischereihafen, der unweit der Einkaufsmeile Vorderreihe liegt. Hier wird die frische Ware aus der Ostsee noch direkt vom Kutter verkauft und in den zahlreichen Restaurants zubereitet. Der Blick fällt auf Bootshallen und die vielen Yachten und Segelboote, die in Sichtweite ihre Liegeplätze haben. Auch am Fischereihafen sollen 200 neue Wohnungen entstehen. Dafür verschwinden alte Gewerbegebäude. Für die Fischer wird eine neue Halle gebaut.
Wer das mondäne Travemünde sucht, der sollte in dem luxuriösen Atlantic Grand Hotel (vormals Columbia) an der Strandpromenade absteigen. Nach Abendblatt-Informationen wird an Ideen für eine Erweiterung des Hauses gearbeitet, um die Zimmeranzahl zu erhöhen. Außerdem hat eine Gastronomenfamilie das leer stehende Ortsamt an der Parkallee gekauft. Nach dem Abriss soll hier ein Golf- und Sporthotel gebaut werden.