Harvestehude. Unternehmer Edgar Nordmann möchte seinen Enkel für Mitgliedschaft begeistern
Seine Liebe zu England entdeckte er schon als 13-Jähriger, als er mit seinem Vater London besuchte. „Später einmal werde ich in dieser Stadt ein Haus kaufen“, sagte sich damals Edgar Nordmann. Und so sollte es sein. Heute ist der Hamburger Unternehmer, der in der Naturkautschukbranche durchstartete, Besitzer einer britischen Immobilie und, wie er selbst sagt, anglophil. „Ich spanne den Schirm auf, wenn es in London regnet.“
Für Edgar Nordmann war es nur logisch, Mitglied im Hamburger Anglo-German Club zu werden. Als Honorarkonsul von Malaysia pflegte er dort seine Kontakte. Auch heute trifft er gerne Freunde zum Essen. Schließlich wohnt der 77-Jährige um die Ecke. „Und die Küche ist ausgezeichnet.“
Zu dem „lockeren Grillabend“ des Clubs, der am heutigen Donnerstag zum vierten Mal „Großväter, Väter, Söhne und Enkel“ einlädt, wird Nordmann Senior zusammen mit seinem Enkel Levi (17) gehen – in der Hoffnung, ihn für eine Mitgliedschaft zu begeistern. „Ich würde mir wünschen, dass die Tradition in der Familie fortgeführt wird“, so Edgar Nordmann. Das wünscht sich auch der Club, der aktuell rund 1000 Mitglieder zählt und mit dieser Veranstaltung Nachwuchs generieren möchte.
Bei seinem Sohn Patrick (43) fruchtete das Bemühen nicht. „Ich finde die Atmosphäre des Hauses sehr angenehm, wüsste aber keinen Grund, warum ich in den Club eintreten sollte.“ Levi Nordmann teilt die Liebe seines Großvaters zu England. Zurzeit besucht er ein Internat im südlich von London gelegenen Surrey. „An meiner Schule spüre ich die Verbindung von langer Tradition und Moderne. So geht es mir auch im Anglo-German Club.“ Von einer Mitgliedschaft, die ab 21 Jahren möglich wäre, verspricht er sich „Austausch von Gedanken und Ideen“ sowie „Inspiration durch interessante Vorträge“. Dass der Club ausschließlich Herren aufnimmt, findet der 17-Jährige nicht zeitgemäß. „Ich wäre sehr dafür, wenn Damen gleichermaßen vertreten wären.“
Aber er führt einen Gedanken an, der bei einigen Mitgliedern durchaus präsent zu sein scheint: nämlich, dass mit der Aufnahme von Frauen der Rückzugsort für Gentlemen zu einem Familienclub würde, mit herumtobenden Kindern und viel Lärm. Eine absurde Vorstellung. Denn welche berufstätige Frau würde ihren Nachwuchs freiwillig zum Geschäftsessen mitnehmen?
Edgar Nordmann, der seit 40 Jahren dem Club angehört, sieht die Geschlechtertrennung ebenso kritisch: „Als ich mit der belgischen Konsulin im Club speisen wollte, wurden wir aus dem Restaurant ins obere Stockwerk verwiesen. Ein Unding! Kurzerhand gingen wir in den Jahreszeiten Grill.“
Sein Vorschlag, Damen aufzunehmen, wurde nicht erhört. Beim heutigen Grillabend werden die Herren unter sich sein. Mal sehen, wie lange noch.