Keine rechtzeitige Landeerlaubnis für den Superstar. Das Management von Elton John hatte noch einen besonderen Ausweg gesucht.
Es sollte eigentlich der Pop-Höhepunkt des Hamburger Konzertsommers werden, jetzt fällt das für Sonnabend terminierte Konzert von Superstar Elton John (fast 500 Millionen verkaufte Platten) in der Barclaycard Arena aus. Grund dafür: Der Flughafen in Fuhlsbüttel erteilte dem Tourneeflugzeug „aufgrund der Beschränkungen wegen des G20-Gipfels“, wie es Mittwochvormittag in einer Pressemitteilung des Veranstalters Karsten Jahnke hieß, keine Landeerlaubnis.
Das Konzert wird am 5. Dezember nachgeholt, Karten behalten ihre Gültigkeit, können aber an allen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden. Das Management von Elton John sei „dankbar dafür, dass aufgrund des Einsatzes mehrerer Hamburger Behörden und ihrer Vertreter, des Flughafens Hamburg sowie des Airbus-Flughafens weiter versucht wurde, die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten“ – diese seien jedoch leider zu spät gekommen.
Kurzfristige Absage hinterlässt offene Fragen
Zu spät für eine nochmalige Planänderung, nachdem sich die Briten entschieden hatten, den Auftritt vor 10.000 Besuchern in Hamburg ausfallen zu lassen, darf man hinzufügen. Denn nach der Verweigerung der Landegenehmigung für Fuhlsbüttel, die dem Elton-John-Tross Mitte vergangener Woche zuging, erklärte sich am Dienstag Airbus bereit, den Flieger in Finkenwerder landen zu lassen. Das bestätigte ein Sprecher von Karsten Jahnke dem Abendblatt, der außerdem darauf hinwies, dass eine Konzerttournee mit einer „gewaltigen Logistik“ verbunden sei. Angesichts des „sehr engen Tourneeplans“ sei eine alternative An- und Abreise des Künstlers nicht möglich.
Das Management des Popmusikers konnte oder wollte also auch nicht auf ein kurzfristiges Okay aus Hamburg warten und das Risiko eingehen, andere Abläufe im Tourneeplan zu gefährden. Am 7. Juli tritt John in Berlin auf, am Sonntag, also einen Tag nach dem abgesagten Termin in Hamburg, ist ein Konzert in Sopot/Polen angesetzt.
Warum, mag man sich fragen, kam die Verlegung des Konzerts jetzt so kurzfristig? Und warum musste überhaupt direkt nach dem G20-Gipfel ein solches Ereignis angesetzt werden? Dazu hieß es von Jahnke, man habe sich „zu keiner Zeit leichtfertig verhalten“; bereits im Vorfeld des im Oktober 2016 annoncierten Konzertes und auch danach habe man wegen G20 in Kontakt mit den Behörden gestanden. Stets habe es geheißen, wenn alle üblichen Bedingungen erfüllt seien – zum Beispiel eine offizielle Flugroute angemeldet sei –, gebe es keine Probleme.
Elton John entschuldigte sich Fans
Ein solches trat dann auf, als es um die Landeerlaubnis ging, und diese wird eben nicht Monate im Voraus erteilt. So führt nun also gewissermaßen eine unglückliche Verkettung der Umstände dazu, dass Elton John nun erst im Dezember in Hamburg einschwebt – konnte ja niemand wissen, dass während des gewaltigen G20-Auftriebs tatsächlich nicht ein einziger Slot in Fuhlsbüttel frei sein soll für die kostbare Klavierlieferung aus dem Vereinigten Königreich.
Für die Fans, die sich auf den ersten Auftritt Johns seit 2010 in Hamburg gefreut haben, bleibt nur, in die in diesen Tagen eingeübten G20-Verhaltensmuster zu verfallen: Tief durchatmen und hoffen, dass das mit Behinderungen verbundene Streifen des Weltgeists durch Hamburg für irgendetwas gut ist. Auch wenn mancheiner in den Netzwerken durchaus seinem Ärger Luft machte und nicht ganz zu Unrecht darauf verwies, dass G20 „nun nicht vom Himmel gefallen“ sei, könnte der ein oder andere mittlerweile sogar den Winter-Termin vorziehen – wenn Hamburg wieder Weltpolitik-freie Zone ist. Der aufrechte Künstler („I’m Still Standing“, „Sorry Seems To Be The Hardest Word“) selbst schickte seinen norddeutschen Hörern jedenfalls einen braven Gruß: Es täte ihm „sehr leid, dass es mir nicht möglich sein wird, am 8. Juli in Hamburg aufzutreten, und ich möchte mich bei all meinen Fans für mögliche Unannehmlichkeiten entschuldigen“. Er freue sich auf den Nachholtermin.
Hamburgs traditionsreicher Pop-Veranstalter Jahnke verlautbarte dann noch, man würde den Termin heute vielleicht nicht mehr so legen. Wie dem auch sei: Der Pop musste in diesen Tagen vor der Politik in die Knie gehen.