Hamburg. Hochkarätig besetzte Tagung des HWWI befasst sich mit Wachstum und Migration

Der G20-Gipfel bringt nicht nur Staatschefs und Demonstranten, sondern auch Wissenschaftler in der Hansestadt zusammen. Auf Einladung des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und des Reinventing Bretton Woods Committee befassten sich nun 200 internationale Gäste von allen Kontinenten mit der Globalisierung. „Die oberflächlichen Phänomene wie Brexit, Trump und Populismus gründen auf sehr fundamentalen Verschiebungen, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Ursachen erfordert“, sagt HWWI-Direktor Henning Vöpel.

In der Tat wurden hoch umstrittene Themen mit wissenschaftlicher Gelassenheit diskutiert. Auf dem Podium zur „Herausforderung Migration“ waren sich die Experten einig, dass die ökonomischen Folgen der Wanderung unter dem Strich positiv seien. Prof. Christian Dunstmann aus London betonte aber, dass nur ein Fünftel der Wahrnehmung durch ökonomische Daten bestimmt werde; einen weitaus größeren Einfluss habe die kulturelle Dimension. Deshalb sei die Debatte in Deutschland zuletzt so emotional gewesen.

Prof. Panu Poutvaara vom ifo-Institut rechnete vor, dass Deutschland 2015 mit einer Einwanderungsrate von 1,9 Prozent mehr Menschen aufgenommen habe als das Einwanderungsland USA zu Hochzeiten – im Rekordjahr 1907 betrug die Rate dort 1,5 Prozent. Langfristig seien Deutschland und Europa aufgrund ihrer Altersstruktur auf Migration angewiesen. „Wir müssen es vernünftig machen“, so Poutvaara. Er plädierte für eine gesteuerte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt statt eine ungeregelte Aufnahme in die Sozialsysteme.

In weiteren Foren ging es um Wachstum, die Zukunft der Euro-Zone oder die Schwellenländer. Vöpel zog ein positives Fazit. „Das nächste Kapitel der Globalisierung wird anspruchsvoller.“ Er plant eine Neuauflage der Konferenz: „Hamburg ist als Tor zur Welt und Heimat des Ehrbaren Kaufmanns ein wunderbarer Standort für eine regelmäßige jährliche Konferenz zu Handel und Globalisierung.“