Hamburg. Direktbanken und Filialinstitute haben günstige Angebote. Kunden müssen allerdings die Regeln kennen – sonst wird es teuer.

Der Abschied vom kostenlosen Girokontoschien schon sicher. Führende Vertreter des Kreditgewerbes stimmten die Verbraucher darauf ein. Vom „Ende der Kostenlos-Kultur“, sprach Georg Fahrenschon, Chef des Sparkassen- und Giroverbandes, und viele Experten pflichteten ihm bei. Doch wer ein günstiges Konto sucht, der findet eines, ergab ein Abendblatt-Vergleich. Berücksichtigt wurden Geldhäuser mit Filialen in Hamburg und Direktbanken, die sehr bekannt und seit vielen Jahren am Markt sind. Die in den Tabellen aufgeführten Banken stellen nur eine Auswahl dar. Insbesondere bei den Direktbanken gibt es weitere Anbieter.

„Bei den Girokonten hat sich in den vergangenen zwölf Monaten viel getan“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Vor allem Kontoführungs- und Kreditkartengebühren sind gestiegen. „Aber es gibt nach wie vor kostenlose Angebote“, sagt Herbst. „Die Kunden müssen aber ihre Bedürfnisse genau kennen und Konten wählen, die zu ihren Anforderungen passen“, sagt der Experte, der seit vielen Jahren Bankkonditionen analysiert. Denn noch stärker als bisher ist die kostenlose Kontoführung an Bedingungen geknüpft. Das trifft vor allem auf die Filialbanken zu.

Vorgegebener Geldeingang

„Es gibt Fallen beim kostenlosen Girokonto, wenn der vorgegebene Geldeingang nicht erreicht wird“, sagt Hjördis Christiansen von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Dann kann es schnell teuer werden.“

Schon eine Krankheit, Elternzeit oder der Umstieg von Voll- auf Teilzeit kann dazu führen, dass der vorgegebene Geldeingang nicht mehr erreicht wird. Wer bei der Commerzbank die vorgegebenen 1200 Euro monatlich nicht erreicht, muss eine Kontoführungsgebühr von 9,90 Euro zahlen. Das ist der höchste Betrag in dem Vergleich.

Für die Bank spricht aber, dass sie 49 Filialen in der Stadt unterhält und damit von den aufgelisteten Instituten das dichteste Filialnetz hat. „Die Kunden müssen abwägen, was ihnen wichtig ist“, sagt Christiansen. „Wer den Dispo häufig beansprucht, sollte eher auf diesen Zinssatz Wert legen als auf eine kostenlose Kontoführung.“ Denn bei der Targobank müssen noch mehr als zwölf Prozent für die Überziehung des Kontos gezahlt werden. Auch die Zahl der kostenlos nutzbaren Geldautomaten sei ein wichtiges Kriterium.

Besser schneiden im Abendblatt-Vergleich Institute ab, die nur einen betragsunabhängigen, regelmäßigen Geldeingang vorschreiben. Das sind die Sparda Bank Hamburg und die Santander Consumer Bank. Zu dieser Gruppe gehörte bisher auch die PSD Bank Nord, die aber jetzt mit 1000 Euro monatlich eine hohe Hürde für die kostenlose Kontoführung gesetzt hat. Die Grenze für den Vergleich hat das Abendblatt bei 1500 Euro gezogen. Deshalb ist die Postbank in der Übersicht nicht mehr vertreten. Erst ab einem monatlichen Geldeingang von 3000 Euro müssen Kontoinhaber bei diesem Geldhaus keine Gebühren bezahlen.

Commerzbank ist teuer

Vor allen den Filialbanken fällt es immer schwerer kostenlose Konten anzubieten. So hat die HypoVereinsbank ihr kostenloses Girokonto aufgegeben. Die Sparda Bank Hamburg hat eine neue Gebühr für die EC-Karte eingeführt – zehn Euro im Jahr. Die niedrigen Zinsen und sogar Strafzinsen bei der Europäischen Zentralbank für geparktes Geld schmälern die Erträge. Aus Zinsgewinnen können kaum noch die Dienstleistungen finanziert werden, die zum täglichen Bankgeschäft gehören wie Beratung in der Filiale, das Netz von Geldautomaten oder der alltägliche Zahlungsverkehr.

„Über Girokonten und Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich die Kunden freuen“, sagt Felix Hufeld, Präsident der Finanzaufsicht Bafin. „Mangels alternativer Ertragsquellen lässt sich dieses Angebot aber nicht auf Dauer aufrechterhalten.“ Fast jedes dritte In­stitut hat in diesem Jahr die Gebühren für Privatkunden erhöht oder plant das, wie eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young ergab. Es gibt immer weniger Geldhäuser, die ein echtes Gratiskonto anbieten.

Denn bei den Filialbanken bleibt das Konto in der Regel nur wirklich kostenlos, wenn der Geldeingang stimmt, auf das Einreichen einer Überweisung am Schalter und eine Kreditkarte verzichtet wird. Nur bei der Santander Consumer Bank gibt es in diesem Segment eine kostenlose Kreditkarte.

Am teuersten ist das Plastikgeld mit knapp 40 Euro im Jahr bei Commerzbank und Targobank. „Die höheren Gebühren sollen Einnahmeausfälle abfedern, die die Banken aufgrund neuer EU-Vorgaben haben“, sagt Herbst. So können von den Händlern nicht mehr so hohe Gebühren für die Nutzung des Plastikgeldes kassiert werden. Für beleghafte Überweisungen werden bei den Filialbanken bis zu 2,50 Euro (Targobank) fällig.

Kundenzustrom bei Direktbanken

Deutlich besser schneiden die Direktbanken ab. Knapp die Hälfte der Deutschen nutzen inzwischen das Online-Banking, 40 Prozent davon sogar mehrmals in der Woche. Wer sich auf eine Direktbank einlässt, muss seine Geldgeschäfte allerdings dauerhaft online per Computer oder App abwickeln. Die Direktbanken verzichten auf kostspielige Filialen. Folglich ist ihr Spielraum bei kostenlosen Konten auch größer. Sie machen keine Vorgaben bei der Höhe des monatlichen Geldeingangs, die Kreditkarte ist meist kostenlos und auch die Überziehungszinsen meist günstiger als bei Filialbanken. „Wir werden am kostenlosen Konto festhalten“, sagt Alexander Baumgart, Sprecher der ING DiBa. Die Bank registriere einen starken Kundenzustrom, seitdem andere Institute die Gebühren erhöht haben.

Wechselprämien sollten nachrangig sein

Nicht unterschätzt werden darf bei Direktbanken die Bargeldversorgung. Comdirect (Commerzbank), Norisbank (Deutsche Bank) und 1822 direkt (Sparkassen) stützen sich auf das Geldautomatennetz ihrer Mutterinstitute. Die hohe Zahl der kostenlos nutzbaren Geldautomaten bei DKB und ING DiBa resultieren aus einem Trick. Mit der Kreditkarte kann an fast allen Geldautomaten mit dem Visa-Zeichen kostenlos Bargeld abgehoben werden. Die Gebühr übernehmen die Banken.

Neue Kunden lassen sich die Geldinstitute einiges kosten. Die Commerzbank zahlt eine Wechselprämie von 150 Euro. Bei Comdirect gibt es 100 Euro und bei der ING DiBa 50 Euro. „Doch von solchen Angeboten sollten sich die Kunden nicht blenden lassen“, sagt Christiansen. „Wichtiger sind die Konditionen für Leistungen, die man häufig in Anspruch nimmt.“