Hamburg. Theatermacher Axel Schneider beklagt Zuschauereinbrüche. Die Euphorie um die Elbphilharmonie hat Schattenseiten.

So ein Festivalauftakt ist eigentlich ein eher sektseliges Ereignis. Prominente Besucher, gutes Theater, nette Reden. Aber auch: eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Und so nutzte Hamburgs Mehrfach-Intendant Axel Schneider (Altonaer Theater, Kammerspiele, Harburger Theater) zum Start der sechsten Privattheatertage sein Grußwort, um auf die „überraschend dramatische“ Lage seiner Theater hinzuweisen.

Die nämlich hätten heftig unter der Eröffnungseuphorie der Elbphilharmonie zu leiden. Ein „Störfaktor“, so Schneider auf der Bühne des Altonaer Theaters, der die Verantwortlichen „völlig auf dem falschen Fuß erwischt“ habe. „Ich habe es unterschätzt“, gestand Schneider und sprach von Zuschauereinbrüchen seit April 2016 von „bis zu 20 Prozent“.

Zuschauer wenden sich der Elbphilharmonie zu

Zwar gibt es in der Elbphilharmonie erst seit Mitte Januar 2017 Konzerte, dennoch vermutet Schneider in der Begeisterung der Hamburger für das neue Kulturangebot die Hauptursache dieser Entwicklung. „Wir verlieren gefühlt erstmal jeden. Jeder hat nur ein begrenztes Budget an Geld und Zeit.“

Der Intendant, der auch selbst Regie führt, appellierte an die Zuschauer, die Privattheater „auf der persönlichen Agenda“ zu bewahren, bevor er dann die diesjährigen Privattheatertage offiziell eröffnete. Und viel besser konnte man kaum für das Genre werben: Die Produktion „King Charles III.“ der Bremer Shakespeare Company (Regie: Stefan Otteni) war ein geradezu furioser Start in das überregionale Festival. Das herausragende Ensemble wurde nach fast drei Stunden royalem Bühnenglanz vom Publikum stürmisch gefeiert.

Noch bis 24. Juni bewerben sich zwölf kleinere Bühnen aus der ganzen Republik in neun Hamburger Spielstätten in den Sparten Zeitgenössisches Drama, Moderner Klassiker und Komödie um die Monica-Bleibtreu-Preise. Vergeben werden sie am 25. Juni während der großen Abschlussgala in den Hamburger Kammerspielen.