Hamburg. Gut 300 Kontrolleure überprüften die Fahrscheine von mehr als 15.000 Fahrgästen: Die Schwarzfahrer-Hochburgen in Hamburg.
Ein kleiner Satz nur, und doch der vielleicht wichtigste in der Bilanz des dritten HVV-Prüfmarathons: "Ab morgen wird wieder unangekündigt kontrolliert." Die Großkontrolle am Mittwoch hingegen hatte der HVV mit so viel Nachdruck bekannt gemacht, dass es fast schon verwundert, wie viele Schwarzfahrer die Kontrolleure trotzdem erwischt haben.
15.542 Fahrgäste wurden insgesamt kontrolliert, 607 von ihnen hatten keine gültige Fahrkarte bei sich. Das entspricht einer Quote von 3,9 Prozent. Zehn der Schwarzfahrer waren besonders kreativ: Sie waren mit gefälschten Fahrkarten unterwegs. 300 Männer und Frauen waren seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, Fahrscheine zu kontrollieren: "Wir haben alle Prüfer der sieben angeschlossenen Unternehmen mobilisiert", sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt.
Die meisten Schwarzfahrer wurden in Harburg erwischt, die wenigsten in Blankenese
Spitzenreiter im negativen Sinn waren der Bahnhof Harburg, der ZOB Klein Flottbek und der Bahnhof Altona: Dort betrug die Schwarzfahrerquote 5,4 Prozent, 4,6 Prozent, respektive 4,5 Prozent. Anders sah es an der Mundsburg und in Blankense aus: Dort fuhren nur 1,8 Prozent der Menschen ohne Fahrkarte, auch am ZOB Lüneburg war die Quote mit 2,2 Prozent niedrig.
Insgesamt lässt sich ein Anstieg im Vergleich zum Prüfmarathon 2016 beobachten. Bei diesem betrug die Quote nur 2,7 Prozent. Daraus aber einen insgesamten Anstieg abzuleiten, ist allerdings schwierig. Zu viele Faktoren könnten die Ergebnisse von Kontrollen beeinflussen. So spiele unter anderem eine Rolle, in welchem Zeitabstand an einer bestimmten Haltestelle kontrolliert werde.
"Wenn gerade erst vor einer Woche überprüft wurde, werden beim zweiten Mal vielleicht weniger Schwarzfahrer erwischt", erklärt Vohl. Auch bei uniformierten Kontrolleuren falle die Quote eher niedriger aus als bei Kollegen in Zivilkleidung. Dazu komme der Zeitpunkt: "Im Berufsverkehr haben die meisten Fahrgäste ein gültiges Ticket." In sozial schwächeren Stadtteilen würden gleichwohl nicht zwangsläufig mehr Passagiere ohne Fahrausweis angetroffen.
HVV-Sprecher ist überrascht über die hohe Zahl von Schwarzfahrer-Studien
Vor diesem Hintergrund zeigt sich Vohl über eine aktuelle Studie des Portals Statista, derzufolge im HVV im Vergleich zu Deutschlands anderen Verkehrsverbünden die zweitwenigsten Schwarzfahrer unterwegs sein sollen, zwar erfreut. Näher eingehen möchte er auf die nicht-repräsentative Umfrage allerdings nicht. "Ich bin überrascht über die hohe Frequenz von Studien", sagt Vohl, der lieber auf das bundesweite ÖPNV-Kundenbarometer verweist. Dabei landete der HVV im vergangenen Jahr auf dem zweiten Platz hinter dem Dresdner Verkehrsverbund Oberelbe.