Hamburg. Die Initiative „Haltung.Hamburg“ tourt mit Fahrzeug durch die Stadtteile und ruft Bürger dazu auf, aktiv zu werden

Edina Müller war eine der Ersten, die mitmachte: „Haltung zeigen. Rückgrat haben. Aktiv werden“, stand auf dem Schild, das sie vor der Fotobox in die Kamera hielt – und das nun auf der Webseite www.haltung.hamburg veröffentlicht wird.

Was die Goldmedaillengewinnerin von 2012 im Rollstuhlbasketball vormachte, sollen möglichst viele Hamburger nachmachen: Unter dem Motto „Hummel Hummel – Mors hoch, denn #HHaltung ändert was“ ist die Initiative Haltung.Hamburg am Sonnabend mit einem Bus auf eine Tour durch Hamburg gestartet. Ziel ist es, bis zum G20-Gipfel, der am 7. und 8. Juli in der Hansestadt stattfindet, möglichst viele Menschen auf die Initiative aufmerksam zu machen und zum Mitmachen zu bewegen.

„Autokraten wie Putin, Trump und Erdogan brauchen ein klares Signal, wofür die Stadt, in der sie sich gerade aufhalten, steht“, sagte Ex-Staatsrat Nikolas Hill, einer der Initiatoren von Haltung.Hamburg, und betonte: „Unsere Stadt ist mehr als die Bühne für schöne Bilder. Hamburg steht für Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und eine pluralistische Gesellschaft. Diese Freiheit wollen wir uns nicht nehmen lassen.“

Wer Haltung zeigt, kann Coldplay-Tickets gewinnen

Mit-Initiator Thorsten Kausch, früher Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH, betonte, dass Haltung.Hamburg eine rein ehrenamtliche Initiative sei. Auch der Bus, der bis zum 1. Juli an den Wochenenden durch die Stadt tourt, werde von der Hochbahn kostenlos zur Verfügung gestellt.

In dem Tourbus kann jeder Bürger seine Haltung auf einer Tafel formulieren oder sich eine vorformulierte aussuchen und sich mit dieser fotografieren lassen. Die Botschaft wird dann auf die Initiativen-Website hochgeladen und kann auf Social-Media-Kanälen geteilt werden – zum Beispiel auf Twitter mit dem Aktions-Hashtag #HHaltung.

Besonderer Clou: Wer mitmacht, nimmt automatisch an der Verlosung von Freitickets für das Global Citizen Festival mit Stars wie Coldplay und Herbert Grönemeyer am 6. Juli in der Barclaycard Arena teil – diese Karten sind nicht im freien Verkauf erhältlich. Das erste Kontingent wurde bereits komplett verlost, doch für die kommenden Wochenenden stehen weitere Karten zur Verfügung. „Wir freuen uns über den gelungenen Tourstart“, sagten Hill und Kausch nach den ersten drei Stationen des Tourbusses. „Die großartige Resonanz zeigt, dass wir mit unserer Initiative den Nerv der Hansestadt getroffen haben.“

Zum offiziellen Tourstart in der Mönckebergstraße (inoffiziell war der Auftakt zuvor bei Ikea in Moorfleet) kamen außer Edina Müller weitere prominente Unterstützer der Initiative wie Gerrit Braun (Miniatur Wunderland Hamburg), Hockey-Star Moritz Fürste und Hariolf Wenzler, früher Geschäftsführer der Bucerius Law School und heute Chief Strategy Officer der Kanzlei Baker & McKenzie.

„Haltung zu zeigen ist die Grundlage dafür, dass man etwas ändern kann“, sagte Gerrit Braun. „Die Welt wird ja immer wilder. Brexit, Trump, alternative Fakten, Fake-News – vor allem im Internet schreien sich alle nur noch an.“ Es sei an der Zeit, dass sich die Ruhigen äußern, die mutmaßlich schweigende Mehrheit. „Demokratie funktioniert ja nicht top-down, sondern bottom-up“ , so Braun. Er und sein Zwillingsbruder Frederik hätten sich auch fest vorgenommen, an Demonstrationen rund um den G20-Gipfel teilzunehmen. An welchen genau, wisse er noch nicht. „Aber wir werden wenig schlafen.“

Moritz Fürste will raus ausder Social-Media-Blase

Für Moritz Fürste, Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft und zweifacher Olympiasieger, geht es weniger um den G20-Gipfel in Hamburg als generell um das Thema Haltung. „Viele von uns bewegen sich doch nur noch in ihrer eigenen Social-Media-Blase und bekommen gar nicht mit, welche Meinungen es sonst noch gibt. Und dann sind sie ganz überrascht, wie viele Menschen für den Brexit oder für Trump stimmen.“ Er unterstütze die Initiative daher vor allem, weil sie eine Plattform biete, sich mit den Meinungen anderer auseinanderzusetzen.

Marketing-Profi Thorsten Kausch und Nikolas Hill, der früher Staatsrat der Kultur- und der Justizbehörde und danach Geschäftsführer der Hamburger Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Spiele 2024 war, hatten die Initiative Haltung.Hamburg im März gegründet – 100 Tage vor dem G20-Gipfel. Drehscheibe für alle Aktionen ist die Website www.haltung.hamburg. Darüber hinaus unterstützt die Initiative auch andere Aktionen. Unter anderem ruft Hill zusammen mit vielen weiteren Prominenten wie Bischöfin Kirsten Fehrs, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) zu der Demonstration „Hamburg zeigt Haltung“ am 8. Juli auf. Diese startet gegen 12.30 Uhr an der Katharinen-Kirche und führt zum Fischmarkt.