Hamburg. Deutlicher Anstieg der Unfälle im ersten Vierteljahr. Oft sind Radfahrer Verursacher. CDU: Senat muss Sicherheit erhöhen.

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in Hamburg hat im ersten Quartal dieses Jahres mit 15.999 einen neuen Höchststand erreicht. Gegenüber dem ersten Quartal 2016 ist das ein Anstieg um 3,3 Prozent. Auch bei der Zahl der im Straßenverkehr Verletzten gab es einen deutlichen Zuwachs: um 7,5 Prozent auf jetzt 2050 Personen. Bei den Schwerverletzten wurde mit 185 ebenfalls der höchste Stand seit Jahren registriert. Insgesamt waren im ersten Quartal 2017 acht Verkehrstote auf Hamburgs Straßen zu beklagen – im ersten Quartal 2016 waren es fünf.

All das ergibt sich aus den Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering. Fast schon dramatisch wirkt dabei die Zunahme der Zahl der Kinder, die aktiv in Unfälle verwickelt waren. Sie stieg gegenüber dem ersten Quartal 2016 von 84 um 24 Prozent auf 104 in den ersten drei Monaten des Jahres 2017. Glücklicherweise wurde aber kein Kind getötet. Zählt man auch die Fälle mit, in denen Kinder verletzt wurden, aber nur passiv am Unfallgeschehen beteiligt waren, also etwa in Unfallautos oder auf Fahrrad-Kindersitzen saßen, dann steigt die Zahl weiter an: Insgesamt 122 auf Hamburger Straßen und Wegen verletzte Kinder wurden im ersten Quartal registriert. 26 davon wurden schwer verletzt.

2016 registrierter Höchststand wird übertroffen

Die Hamburger Polizei räumte auf Abendblatt-Nachfrage ein, dass die neuen Zahlen einen unschönen Trend widerspiegelten. „Der Anstieg der Verkehrsunfälle insgesamt ist eine langjährige Entwicklung, die sich insbesondere durch die zunehmende Verkehrsdichte, nicht nur durch immer mehr zugelassene Fahrzeuge, sondern auch den zunehmenden Radverkehr und den Bevölkerungsanstieg gemeinhin erklärt“, so Polizeipressesprecher Ulf Wundrack. So ist wohl zu befürchten, dass der 2016 registrierte Höchststand bei den Unfallzahlen in diesem Jahr übertroffen wird.

Viele Unfälle seien dabei auf zu hohe Geschwindigkeit, „häufig in Verbindung mit zu geringem Sicherheitsabstand und aggressive Fahrweisen, zurückzuführen“, so der Sprecher. Unfälle mit Verletzten hätten oft damit zu tun, dass Verkehrsteilnehmer rote Ampeln ignorierten. „Hier wird durch die Polizei mit hoher Intensität vorgegangen.“ Zudem seien gerade fünf neue stationäre Blitzer installiert worden, „um das Geschwindigkeitsniveau insgesamt und damit die Unfallgefahr zu senken“.

Besonders starker Anstieg in Eimsbüttel

Besonders stark war der Anstieg der Unfallzahlen laut Senatsantwort auf die CDU-Anfrage mit 6,7 Prozent in Eimsbüttel, gefolgt von Wandsbek mit 4,2 Prozent. Nur in einem Bezirk gab es weniger Unfälle: In Harburg ging die Zahl um 3,1 Prozent zurück.

Auffällig ist, dass bei den Unfällen mit Kindern zwar in den meisten Fällen Autofahrer als Hauptverursacher regis­triert wurden – nämlich insgesamt 38-mal. In 31 Fällen aber lösten Radfahrer den Unfall aus. Allerdings werden dabei laut Polizei auch Fälle gezählt, in den etwa Kinder auf dem Fahrrad Unfälle selbst verursachen, bei denen sie dann verletzt werden. Lkw-Fahrer waren im ersten Quartal 2017 in drei Fällen hauptverantwortlich für Unfälle mit Kindern, Busse zweimal. Fußgänger nennt die Statistik 21-mal als Hauptverursacher von Unfällen mit Kindern – in diesen Fällen dürften die Kinder unaufmerksam gewesen und anderen Verkehrsteilnehmern in die Quere gekommen sein. Trotz der steigenden Zahlen spricht die Polizei davon, dass „die Anzahl der Kinderunfälle seit Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten werden“ konnte. Vergleiche von Quartalszahlen seien weniger aussagekräftig als Ganzjahresvergleiche.

Radwege auf Straßen „brandgefährlich“

„Der erneute Anstieg der Verkehrsunfallzahlen ist erschreckend“, sagte dagegen CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering. „Gerade auch die starke Zunahme von Unfällen mit Kindern ist besorgniserregend.“ Der starke Anstieg sei „nicht länger hinnehmbar.“ SPD und Grüne müssten „endlich die Verkehrssicherheit erhöhen, anstatt immer nur an ihrem ideologischen Prestigeprojekt Fahrradstadt zu basteln“, so Thering. „Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer muss wieder oberste Priorität bei der Verkehrspolitik haben. Fragwürdige, ideologiegeleitete Verkehrsexperimente, wie die Verlegung von Fahrradwegen auf Hauptverkehrsstraßen, sind brandgefährlich und müssen sofort gestoppt werden.“ Statt einer „teuren Radverkehrskoordinatorin“ brauche Hamburg eine „Task-Force Unfallbekämpfung“.

Anzahl Verunglückter war früher höher

Laut Polizei gibt es einen doppelten Trend: Während die Gesamtzahl der registrierten Unfälle steigt, wächst die Zahl der Verletzten nicht im gleichen Maße. „Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Hamburg im Jahr 2016 war die bisher höchste, auch für das Jahr 2017 ist keine Trendumkehr zu erwarten“, so die Polizei. Die Anzahl der verunglückten Personen hingegen lag in den 80er- und 90er-Jahren erheblich höher (jährlich bei 12.000 bis 15.000). Seit 2006 findet sich diese bei etwa 10.000. Im ersten Quartal 2017 wurden bei 15.999 Unfällen 2050 Menschen verletzt, 185 davon schwer, acht kamen bei einem Unfall ums Leben.