Hamburg. Hamburg könnte eine der ersten Strecken in Europa bekommen. In Vakuumröhren sollen Kunden mit 1200 Kilometern pro Stunde mitfahren.
Tesla-Chef Elon Musk gilt als Visionär. Das Elektroauto machte er in gehobenen Einkommensschichten salonfähig. Seine Firma SpaceX jagt Raketen ins All. Und er steckt viel Geld in die Erforschung künstlicher Intelligenz. Dennoch klang es für viele nach Science-Fiction, als er vor vier Jahren sein neues Transportsystem Hyperloop vorstellte. In Vakuumröhren sollen Passagiere mit rund 1200 Kilometern pro Stunde als eine Art menschliche Rohrpost von A nach B reisen – und das sogar bald in Europa?
Für diesen Dienstag hat das Unternehmen Hyperloop One, das das Projekt umsetzen soll, zu einer Veranstaltung nach Amsterdam eingeladen. Die niederländische Infrastrukturministerin Melanie Schultz van Haegen soll eine Rede halten. Anschließend wird Hyperloop One Chef Rob Lloyd die Firma vorstellen und eine Expertenrunde über die Machbarkeit auf dem alten Kontinent beraten.
Vorschlag eines lokalen Teams
In der Einladung zu dem Event heißt es, dass in Deutschland von einem lokalen Team eine Route von Hamburg nach Köln vorgeschlagen wurde. Und dass die Bundesrepublik zu den Ersten in Europa gehören könnte, in der das Transportsystem Wirklichkeit wird. Die Strecke Hamburg-Köln zähle zu den Halbfinalisten in der Hyperloop One Global Challenge. Bei diesem Wettbewerb konkurrieren allerdings fast 40 Verbindungen weltweit miteinander. Wie viele davon umgesetzt werden, bleibt offen. Auf Fragen des Abendblattes reagierte das Unternehmen trotz mehrerer Versuche nicht. In der Hamburger Wirtschaftsbehörde sind die Pläne von Hyperloop One nicht bekannt.
Das Transportsystem erinnert ein wenig an den Transrapid. Auf Pfeilern aus Stahlbeton sollen zwei nebeneinanderliegende Fahrröhren errichtet werden, in denen ein Teilvakuum herrscht. Der Luftdruck soll bei einem Tausendstel des Normaldrucks liegen – so soll das hohe Tempo von 1200 Kilometern pro Stunde erzielt werden. Auf Schienen könnten sich mit Magnetantrieb in den Röhren Kapseln bewegen, die für bis zu 28 Passagiere Platz bietet. Irgendwann sollen die Kapseln sogar auf einem Luftfilm schweben. Für die Stromversorgung sorgen Solarzellen auf den Röhren. Laut Musk soll Hyperloop auf Strecken bis 1500 Kilometer schneller und günstiger als Bahn und Flugzeug sein.
Kritiker hegen Zweifel an Kosten und Sicherheit
Als Pilotstrecke für das Projekt ist eine Verbindung zwischen Los Angeles und San Francisco vorgesehen. Für die knapp 600 Kilometer lange Strecke werden 35 Minuten Fahrzeit veranschlagt. Die Kosten schätzt Musk auf etwa sieben Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro). Kritiker sehen diese Höhe als zu niedrig an. So baut der Staat Kalifornien seit Jahren eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen beiden Städten, für die etwa das Zehnfache veranschlagt wird. Die erste Teststrecke in der Wüste von Nevada stellte Hyperloop One im März vor – allerdings ist sie nur 500 Meter lang. Neben den Kosten äußern Kritiker Zweifel an der Technik und der Sicherheit, zum Beispiel bei Erdbeben.