Hamburg . Der US-amerikanische Medienkünstler Bill Viola beschäftigt sich in den Deichtorhallen mit den großen Menschheitsthemen.

Für drei Monate ist die eine der beiden Deichtorhallen, wo früher Blumen und Gemüse verkauft wurden, zu einer Art Kunst-Kathedrale geworden: Der US-amerikanische Medienkünstler Bill Viola (66) hat dort zum Reformationsjahr 2017 eine spektakuläre Ausstellung aus Klang- und Videoinstallationen aufgebaut, die laut Deichtorhallendirektor Dirk Luckow „wie ein Weckruf funktioniert.“

Gewaltige Feuer- und Wasserbilder

Gewaltige Feuer- und Wasserbilder in einer Höhe von bis zu zehn Metern haben einen gewissen Überwältigungscharakter, behandeln aber auch schon die Themen Tod, Auferstehung, Dies- und Jenseits. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Viola mit den großen Menschheitsthemen Geburt, Tod, Mystik und Glauben. Das tut er religionsübergreifend anhand christlicher, buddhistischer oder muslimischer Mystik. „Er möchte die menschliche Seele beschreiben und den Raum zwischen Geburt und Tod ergründen“, sagt Bill Violas Ehefrau und Produzentin, Kira Perov.

In der Ausstellung
In der Ausstellung © dpa

Oft laufen seine Filme in extremer Verlangsamung ab, was dem Betrachter das Wesentliche vor Augen führt, zum Beispiel in zwischenmenschlichen Begegnungen. Jedes Video zeigt Menschen in inszenierten Grenzsituationen, zum Beispiel für die Auferstehung, oft in Zusammenhang mit den Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft. „Diese Ausstellung zu besuchen, war für mich eine der berührendsten Erlebnisse überhaupt“, sagte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Es gehe darin nämlich im wahrsten Sinne des Wortes „um Reformation, also um die Rückbesinnung auf das Eigentliche, Elementare.“ Fast von selbst tauchen Gedanken über die eigene Vergänglichkeit auf, über Dies- und Jenseits, Sinn, Schmerz oder Erlösung.

Ausstellung "schweigend besuchen"

Die Ausstellung solle man deshalb unbedingt schweigend besuchen, betonte Direktor Luckow. Vor der riesigen Feuer-Wasser-Installation wird Bischöfin Kirsten Fehrs am 30. Juni um 19 Uhr in der Ausstellung als eine Art kirchlicher Performerin einen Gottesdienst abhalten. Darüber hinaus findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt. Entstanden ist die Schau in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Hamburg und der Evangelischen Akademie der Nordkirche.

Sie läuft vom 2. Juni bis zum 10. September. Bill Viola Installationen Deichtorhallen, Deichtorstr. 1-2, U Steinstraße, Di-So 11.00-18.00, Eintritt 10,-/6,-.