Hamburg/Berlin. Ein Hamburger Geistlicher hat an einer Konferenz im Auswärtigen Amt teilgenommen. Jüdische Verbände sehen ihn als Antisemit.

Ein Hamburger Geistlicher sorgt für starke diplomatische Irritationen zwischen Israel und Deutschland. Laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ hat Hamidreza Torabi aus dem Islamischen Zentrum Hamburg („Blaue Moschee an der Alster“) auf Einladung von Außenminister Sigmar Ga­briel (SPD) vergangene Woche an einer Religionskonferenz in Berlin teilgenommen. Jüdische Verbände sehen Torabi als Antisemit und Mitorganisator des umstrittenen „Al-Quds-Tages“ in Berlin.

„Es gibt keinen Zweifel, dass eine Person, die zur Gewalt gegen Juden und Israel im Namen Gottes anstiftet, keinen Platz in einem solchen Dialog hat“, kommentierte die Israelische Botschaft in Berlin dem Bericht zufolge die Teilnahme des Geistlichen. Am Montag waren erstmals mehr als 100 geladene Vertreter des Christentums, Islams und Judentums auf Einladung Gabriels im Auswärtigen Amt zusammengekommen, um Wege zu einem friedlichen Miteinander zu suchen. „Es gibt viel Gesprächsbedarf“, hatte Gabriel zu Beginn der nicht öffentlichen Veranstaltung gesagt.

Torabi gilt als Israel-Feind

Hamidreza Torabi gilt bei jüdischen Vertretern jedoch bereits seit dem vergangenen Jahr als eindeutiger Israelfeind – beim Al-Quds-Tag habe er ein Plakat getragen, auf dem die Vernichtung des jüdischen Staates gefordert wurde. „Es ist der Gipfel der Heuchelei, eine (deutsche) Außenpolitik zu präsentieren, die die Sicherheit Israels als fundamentales Prinzip betrachtet, und dann Menschen einzuladen, die die Zerstörung von Israel befördern“, sagte ein Vertreter der weltweit aktiven jüdischen Organisation „Simon Weinthal Center“ der „Jerusalem Post“.

Schon beim Besuch von Außenminister Gabriel im April in Jerusalem war es zu einem Eklat gekommen, als die israelische Regierung ein Gespräch wegen dessen Treffen mit regierungskritischen Organisationen abgesagt hatten. Auch die „Blaue Moschee“, die direkt vom iranischen Staat finanziert wird, steht seit Jahren wegen angeblich antisemitischer Tendenzen in der Kritik und wird vom Verfassungsschutz beobachtet – die Moscheeführung weist die Vorwürfe entschieden zurück. Das Auswärtige Amt und Hamidreza Torabi waren am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.