Hamburg. Seit 6 Uhr sind 1000 Beschäftigte der Modekette H&M aufgerufen, die Arbeit niederzulegen – es geht um einen neuen Tarifvertrag.
Im Konflikt um einen neuen Tarifvertrag für den Hamburger Einzelhandel setzen Beschäftigte und Gewerkschaft auf Streik: Vom heutigen Freitagmorgen an sollen rund 1000 Beschäftigte im Logistikzentrum von Hennes & Mauritz (H&M) in Bergedorf die Arbeit niederlegen. In den Nacht- und den Frühschichten hatten rund 100 Mitarbeiter bereits gestreikt, sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Heike Lattekamp am Morgen. Der Warnstreik soll den gesamten Tag dauern, um den Forderungen der Gewerkschaft Nachdruck zu verleihen.
Zuvor war die erste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft am 3. Mai ergebnislos beendet worden. Der Tarifvertrag für die rund 70.000 Angestellten des Hamburger Einzelhandels war Ende April ausgelaufen. Die Arbeitgeber bieten nach zwei Nullmonaten eine Lohnerhöhung um 1,5 Prozent für dieses Jahr und ein Prozent für 2018.
"Angebot der Arbeitgeber ist eine Provokation"
Ver.di kritisiert, dass das Angebot unter der Inflationsrate liege und fordert dagegen eine Erhöhung um einen Euro pro Stunde, sowie 100 Euro pro Monat, von 750 auf 850 Euro, für Auszubildende. Heike Lattekamp, Verhandlungsführerin bei Ver.di Hamburg: „Angesichts der steigenden Inflation in diesem Jahr und der teuren Mieten in Hamburg benötigen die Beschäftigten im Einzelhandel dringend eine deutliche Tariferhöhung. Das Angebot der Arbeitgeber bedeutet umgerechnet eine Steigerung von gerade mal 1,25 Prozent – das ist eine Provokation.“
"Forderungen von Ver.di sind realitätsfern"
Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nord, sagte dem Abendblatt kürzlich: „Die Forderungen von Ver.di sind realitätsfern und verkennen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Hamburger Einzelhandelsunternehmen.“ Die Firmen würden in diesem Jahr real nur ein Umsatzplus von etwas mehr als einem Prozent erwarten. „Der Verteilungsspielraum für die Entgeltentwicklung im Einzelhandel ist eng“, sagte Böckenholt. So erziele vor allem der Onlinehandel den größten Zuwachs, und nicht die „stationäre Fläche, auf der die meisten der Tarifbeschäftigten arbeiten“.
Die nächste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft findet am 1. Juni statt.