Das Leben ist furchtbar. Ständig muss man arbeiten – seltsamerweise immer dann, wenn das Wetter schön ist. Das Lieblingsrestaurant, in dem man doch sonst immer einen Platz findet, ist ausgebucht. Der Kinofilm, den man endlich sehen will, ist abgesetzt. Die Elbphilharmonie, der man eine Karte abringen will, ist telefonisch nicht erreichbar. Der Lieblingskugelschreiber, mit dem man nur mal schnell ein paar wertvolle Gedanken notieren will, ist verschwunden. Als man ihn wiederfindet, sind die wertvollen Gedanken verschwunden. Und bleiben verschollen.

Großer Ärger. Oder? Kommt darauf an, wie man es sieht. Und da gibt es ein zur Erkenntnis führendes Hilfsmittel: den Hamburger Flughafen. Terminal 1, Ankunft. Einfach man hinfahren und zuschauen. Wartende Menschen, ankommende Menschen. Alte, junge, schwarze, weiße, kleine, große, dicke, dünne. Buddhistische Mönche, Punks, uniforme Geschäftsleute, tiefbraune Surfer, mit Schildern bewehrte Taxifahrer, Adiletten-Urlauber, undurchsichtige Gestalten mit verspiegelten Sonnenbrillen, Familien im Entengang, verschüchterte, verpickelte Jungs, hochelegante Damen, glückliche Großmütter, schlafende Babys, müde Paare.

Aber wer begrüßt hier wen? Wer gehört zusammen? Tatsächlich: Der Punk nimmt den Geschäftsmann in den Arm, die undurchsichtige Gestalt herzt den Mönch, das Baby lässt sich vom ver­pickelten Jungen kitzeln, die Großmutter küsst den Surfer, das müde Paar wird von der Entengang-Familie umringt, die Adiletten-Urlauber steuern auf den Taxifahrer zu. Und alle freuen sich. Denn das Leben ist schön.