Hamburg. Junge Hamburgerinnen rennen in einer Staffel von der Hansestadt nach Rotterdam. Der Erlös des Roparun kommt Krebskranken zugute.

Zehn Kilometer – das ist die längste Distanz, die Sarah Johansson bislang am Stück gelaufen ist. Wer will ihr da verdenken, dass sie mit Respekt auf die Strecke schaut, die am Pfingstwochenende vor ihr liegt? 560 Kilometer, vom Startpunkt am Reiherstieg bis zum Ziel am Coolsingel in Rotterdam, will die 34-Jährige mit sieben Teammitgliedern laufen. Immer abwechselnd zwar, alle 1000 Meter wird durchgetauscht, aber 70 Kilometer kommen so pro Person zusammen. Und das alles innerhalb von gut 48 Stunden, fast ohne Schlaf. Eine Qual, die die Frage aufwirft: Warum tun Menschen sich so etwas an?

Die Antwort darauf ist einfach: Weil sie denen helfen wollen, die erzwungenermaßen noch viel größere Qualen erleiden. Sarah Johansson und ihre Mitstreiter starten für ihren Arbeitgeber Olympus beim Roparun, einem Wohltätigkeitslauf, der in diesem Jahr zum 26. Mal ausgetragen wird.

Besonders toll sind die Nachtläufe

In den Niederlanden, wo er initiiert wurde, ist das Event landesweit bekannt, in Deutschland dagegen kaum. Rund 150 Teams starten in Hamburg, 275 zudem in Paris. Ziel ist es, möglichst viele Spenden zusammenzubekommen, die Krebskranken im Endstadium ihres Leidens zugutekommen. Motto: „Den Tagen Leben zufügen, wenn dem Leben keine Tage mehr zugefügt werden können.“

Sarah Johansson, die bei Olympus als Produktmanagerin arbeitet, war sofort überzeugt, als sie das Motto hörte. Angst davor, ihre Grenzen austesten zu müssen, hat sie keine, schließlich boxt sie seit 14 Jahren und hat für den HSV auch schon Wettkämpfe bestritten. Dennoch ist sie extrem gespannt auf das, was sie erwartet. „Ich habe durch das Boxen eine gute Grundkondition und habe mich mit Intervallläufen auf den Rhythmus, 1000 Meter in schnellem Tempo mit regelmäßigen Pausen 70-mal am Stück zu laufen, vorbereitet“, sagt sie.

Begleitet werden die Läufer, die in zwei Vierergruppen starten, um jeweils einem Quartett längere Erholungspausen in Kirchen oder Sporthallen entlang der Strecke zu ermöglichen, von je drei Fahrradfahrern und einem Van, in dem Verpflegung und Gepäck transportiert werden. Johanssons Hamburger Kollegin Carina Lorth (36), die bei Olympus als Trainingsmanagerin arbeitet, war 2016 bereits als Navigator und Radlerin am Start und weiß deshalb, auf was sich die Debütantin freuen darf: „Die Nachtläufe durch die niederländischen Städte sind toll. Manche sind mit Tausenden Teelichtern beleuchtet, es gibt Straßenfeste, überall wird man angefeuert.“ Das Adrenalin sorge dafür, dass man die Müdigkeit erst nach dem Zieleinlauf spüre.

Olympus zum vierten Mal dabei

Jeder Teilnehmer verpflichtet sich, durch persönliche Aktionen mindestens 500 Euro Spendengeld einzuwerben. Sarah Johansson hat alte Möbel bei Ebay verkauft und über Facebook Freunde und Bekannte zu Spenden aufgerufen. Olympus nimmt zum vierten Mal am Roparun teil, 2016 sammelte das Team, auch dank großzügiger Unterstützung des Arbeitgebers, 38.000 Euro ein. „Dieses Jahr wollen wir die 40.000 knacken“, sagt Johansson, für die das Durchhalten auch ein persönlicher Sieg wäre. „Viele in meinem Umfeld haben mich gefragt, wie ich das schaffen will. Das ist für mich die beste Motivation.“

Wer die Aktion unterstützen möchte, kann auf www.roparun.nl entweder für das Team Olympus Medical Systems (Teamnummer 224) oder für einzelne Teammitglieder spenden. In den vergangenen 25 Jahren kamen 73 Millionen Euro für Krebskranke zusammen.