Hamburg. Liebe, Sex und Zärtlichkeit: Was die Menschen aus 16 Bundesländern in Beziehungsfragen bei Google suchen, zeigt eine neue Auswertung.

Wer Partys grußlos verlässt, verabschiedet sich umgangssprachlich "französisch". Mancherorts wird das heimliche Verlassen einer Festgesellschaft auch "polnischer Abgang" genannt. Frage: Wo war XY hin? Antwort: Ach, der hat 'n "Polnischen" gemacht. So weit, so alt.

Anscheinend neu ist dagegen ein Fachbegriff für das grußlose Verlassen einer amourösen Beziehung: das Ghosting. Bedeutet: Der vermeintliche Partner nimmt keine Anrufe mehr an, beantwortet keine Nachrichten, hält keine Verabredungen mehr ein. Als wäre die Liebschaft nur ein Geist gewesen, Ghosting halt.

Ist Hamburg Hauptstadt des Ghostings?

Für viele Hamburger scheint dieses Phänomen entweder so neu zu sein, dass man den Fachbegriff sicherheitshalber noch mal nachschlagen musste, oder es gab ungeahnt viele Betroffene in der Stadt. Hamburg, Hochburg des "Ghostings"? Jedenfalls war "Ghosting" im Jahr 2016 der meistgesuchte Terminus bei städtischen Google-Nutzern, wenn es um Liebesangelegenheiten ging. Das ergab die Auswertung der populärsten Suchanfragen in den 16 Bundesländern zum Themenkomplex "Liebe, Sex und Zärtlichkeit".

Wie uns der Auftraggeber der Studie, die Online-Partnervermittlung Parship, darüber hinaus weis machen möchte, hämmerten Hamburger auch die Worte "begehrt" und "flirten" sehr häufig in den Suchschlitz. Wie begehrt bin ich? Wie funktioniert flirten? Bei so viel angestautem Liebesdilettantismus erscheint ein gepflegtes "Ghosting" fast schon wieder attraktiv.

Kleiner Trost: In den anderen Bundesländern sieht es nicht unbedingt besser aus. Im Vergleich zu Brandenburg etwa sind Hamburger Suchanfragen geradezu innovativ. Rund um Berlin möchten die Leute wissen, was es mit "Kondome", "ansprechen" und "Anziehungskraft" auf sich hat. Berliner selbst? Husch, husch – wie immer: Online-Dating, One-Night-Stand, Traumprinz.

Hessen suchen das Doppeldate, Bayern eher keusche Begriffe

Besonders gebeutelt scheinen die Bremer zu sein. Erst nach "Trennungsschmerz" und "Verzweiflung" suchen sie nach "verknallt". Ganz anders drauf sind die Hessen. Erklärungsbedarf sahen sie bei den Begriffen "Doppeldate" und "Kontaktsuche". Gesellige Menschen eben.

Nordrhein-Westfalen googelt dagegen „Liebesglück“, Sachsen-Anhalt interessiert sich für „Sextoys“ und Bayern, keuscher als das eigene Klischee: "Mr. Right, Candle-Light-Dinner, erstes Date". Nicht weniger süß sucht Baden-Württemberg mit harmlosen "Flirttipps", noch harmoserem "Small Talk" und dem letzten Anker "Singlereise". Google weiß so was!

Sexdates in Sachsen, Beziehungsangst in Niedersachsen

Generell scheinen die Suchanfragen vor allem von Anfängern zu stammen. Mit den Begriffen "Verlieben, romantisch, küssen" geht Mecklenburg-Vorpommern glatt als Poesiealbum unter den Bundesländern durch. Niedersachsen sind da schon abgeklärter, dort regiert "Beziehungsangst".

Nachhilfe in Selbstlosigkeit sucht der Rheinland-Pfälzer ("Verkuppeln"), in Nordrhein-Westfalen wird "Liebesglück" begehrt. Gleichzeitig schimmert die Angst vor zu wenig Sex durch: Oder wie ist der Suchbegriff "Pandasyndrom" (zu faul für Beischlaf) zu erklären?

Und so gespalten geht es weiter durchs Land, etwa in Schleswig-Holstein (Anmache, Exfreundin, Kennenlernphase) oder dem Saarland (Traumfrau, Beuteschema, Singletreff). Und Sachsen? Einerseits Torschlusspanik, andererseits Sexdate – wer soll daraus schlau werden? Vielleicht die Thüringer mit ihren Blind Dates und Patchworkfamilien. Vielleicht soll diese Auswertung aber auch gar nicht erhellend sein.