Hamburg. DHL eröffnet in Allermöhe, Hermes baut in Billbrook. Investiert werden Hunderte Millionen Euro. Auslieferung mit E-Transportern.

Der sprunghaft wachsende Onlinehandel und die stark steigende Zahl von Paketsendungen zwingen die großen Paketdienste zum Ausbau ihrer Logistiknetze. Hamburg ist dabei derzeit ein Schwerpunkt ihrer Investitionen. Allein der Marktführer DHL investiert hier mehrere Hundert Millionen Euro in zwei Großprojekte. Der zur Otto-Gruppe gehörende Paketdienst Hermeswird voraussichtlich im Herbst mit dem Bau eines neuen Paketzentrums in Hamburg beginnen.

DHL ist in Allermöhe nahe der A 25 schon weiter. Dort wird am Mittwoch die neue Station von DHL Express offiziell eingeweiht. Mit 46 Millionen Euro ist es seine größte Investition, so der Paketdienst, der Sendungen am Tag nach der Einlieferung dem Empfänger zustellt. Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt, direkt an der A-1-Anschlussstelle Harburg, laufen derweil bereits die Vorbereitungen für den Bau eines neuen Megapaketzentrums von DHL. Der Konzern investiert gut 300 Millionen Euro in eine der größten derartigen Anlagen Deutschlands und schafft in Harburg etwa 1200 Arbeitsplätze. Geplante Fertigstellung: 2020.

Zehn Prozent mehr Pakete

Etwa zwei Jahre früher soll das neue Hermes-Paketzentrum in Hamburg in Betrieb gehen. Die Otto-Tochter verzeichnet seit Jahren steigende Paketaufkommen von jeweils zehn und mehr Prozent. Hermes investiert deshalb bis 2020 gut 300 Millionen Euro in bundesweit neun komplett neue Paketzentren sowie die Erweiterung eines bereits bestehenden – und arbeitet dabei eng mit dem Hamburger Projektentwickler und Einkaufscenterbetreiber ECE zusammen, der im Besitz der Familie Otto ist.

Das neue Paketzentrum solle das bereits bestehende an der Schnackenburgallee (Stellingen) ersetzen und werde in Billbrook errichtet, sagte eine Hermes-Sprecherin dem Abendblatt. Wie bereits das erste und kürzlich in Betrieb genommene neue Hermes-Paketzen­trum in Bad Rappenau (Baden-Württemberg) sei die Anlage zunächst auf bis zu 15.000 Pakete pro Stunde ausgelegt, könne aber auf eine Kapazität von bis zu 25.000 Pakete erweitert werden.

Am Hermes-Standort in Billbrook seien umfangreiche Energiesparmaßnahmen geplant, sagte ECE-Sprecher Christian Stamerjohanns dem Abendblatt. Zudem sei die Renaturierung des Bille-Ufers entlang des Grundstücks vorgesehen, bei der Gestaltung der Gesamtanlage arbeite man eng mit den Naturschutzverband Nabu zusammen.

Und: Hermes will Pakete von Billbrook aus mit Elektrotransportern ausliefern. Bereits vor einigen Wochen hatte das Unternehmen den Kauf von 1500 E-Kleinlastern von Mercedes und deren Erprobung unter anderem in Hamburg angekündigt. Am heutigen Montag soll die Partnerschaft in der Hansestadt offiziell besiegelt werden.

Warten auf die Baugenehmigung

ECE habe das 45.000 Quadratmeter große Grundstück am Billbrookdeich bereits erworben und übernommen, sagte Stamerjohanns. Das Unternehmen errichtet die Gebäude schlüsselfertig und verkauft sie danach an Investoren. Hermes mietet die Hallen langfristig. Eine der letzten Hürden räumte der Senat vor einigen Wochen aus dem Weg: Auf einem Teil des Grundstück in Billbrook stehen noch alte, denkmalgeschützte Fabrikhallen. Laut einem Senatsbeschluss dürfen sie nun aber abgerissen werden.

Die Baugenehmigung allerdings steht noch aus. Stamerjohanns: „Sobald sie vorliegt, fangen wir an.“