Hamburg. Inge Hannemann wurde als widerborstige Jobcenter-Mitarbeiterin bundesweit bekannt. Jetzt gibt es für die Linke Wichtigeres als Politik.
Sie machte als Hartz-IV-Rebellin bundesweit Schlagzeilen und zog für die Linke in die Bürgerschaft: Jetzt muss Inge Hannemann, 49, zum 31. Juli ihr Mandat als Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft niederlegen. Aus gesundheitlichen Gründen, wie die Fraktion am Mittwoch mitteilte. "Sie rechnet nicht mit einer Rückkehr", sagte der Sprecher der Fraktion.
Mit ihr verliere die zehn Personen starke Fraktion der Linken in der Bürgerschaft eine profilierte Arbeitsmarktexpertin und deutschlandweit bekannte Kämpferin gegen das Hartz IV-System. „Mein Fokus ist nicht gegen etwas, sondern für etwas: für soziale Gerechtigkeit, weg mit Hartz IV“, hatte Hannemann allerdings bei ihrer Wahl 2015 gesagt. Die ehemalige Mitarbeiterin des Jobcenters Altona hielt Hartz IV für einen „Anschlag auf die Menschenwürde“.
Hannemann bedauert notwendigen Schritt
Zu ihrem aktuellen Mandatsverzicht erklärt Hannemann: „Ich bedaure meinen notwendigen Rücktritt sehr und wünsche meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger viel Kraft, Ausdauer und viel Erfolg in der oppositionellen Arbeit. Für die Arbeitsmarktpolitik bleibt mir nur zu sagen: Soziale Gerechtigkeit kann nur umgesetzt werden, wenn die derzeitigen desolaten Strukturen rückgängig gemacht werden und die Erwerbslosen mit Respekt und Menschenwürde behandelt werden.“
Die Fraktionsvorsitzenden Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus erklärten: „Inges schwere Erkrankung bestürzt uns sehr. Wir verlieren mit ihr eine zuverlässige und überaus engagierte Kollegin und bedauern es außerordentlich, dass wir nicht mehr gemeinsam mit ihr für ein sozial gerechtes Hamburg streiten und kämpfen können."
Energie und Herzlichkeit werden fehlen
Nicht nur die Fachkenntnisse von Hannemann würden fehlen, sondern auch ihre Energie und ihre Herzlichkeit. Die Fraktion achte und respektiere ihre Entscheidung. "Wir wünschen Inge im Namen der ganzen Fraktion ganz viel Kraft und Zuversicht", so Boeddinghaus und Özdemir weiter.
Hannemann wurde bekannt, als sie sich als Mitarbeiterin des Jobcenters Altona geweigert hatte, Sanktionen gegen Langzeitarbeitslose zu verhängen. Sie wurde daraufhin versetzt. Dagegen war sie vor Gericht gegangen. Mit der Stadt hatte sie sich später darauf geeinigt, im Integrationsamt zu arbeiten.
Politikerin aus Eimsbüttel rückt laut Landesliste nach
Laut Landesliste wäre Manuela Pagels aus Eimsbüttel die Nachfolgerin für Hannemann. Eine profilierte Kommunalpolitiekrin, die insbesondere in der Lenz-Siedlung gut vernetzt ist. Ob Pagels das Mandat annimmt, werde sich in den kommenden Tagen entscheiden.