Hamburg. Hamburgs allgemeinbildende Schulen seien besonders gefordert, mehr zu tun

Dass Hamburgs Schüler den Umgang mit digitalen Medien lernen und sich mit Informatik beschäftigen sollen, ist zwar verbindlich in den Lehrplänen vorgesehen. Laut einer neuen Studie im Auftrag der Hamburger Körber-Stiftung werden diese Vorgaben allerdings nur mangelhaft umgesetzt. Diese Einschätzung ergibt sich aus 69 Interviews, die das private mmb Institut mit Vertretern von Hamburger Schulen, vom Landesinstitut für Lehrerbildung, der Schulbehörde sowie von Hamburger Hochschulen, Parteien, Stiftungen und Unternehmen geführt hat.

Die Mehrzahl der Befragten sieht Handlungsbedarf vor allem bei den allgemeinbildenden Schulen. „Eine flächendeckende Umsetzung, die notwendig wäre, gibt es nicht“, konstatiert ein Befragter. Projekte wie der Medienpass, der aus fünf Unterrichtsmodulen zum Umgang mit digitalen Diensten und Informationen besteht, seien „Augenwischerei“. Moderne Technik sei zwar vorhanden, werde aber „maximal zu 25 Prozent genutzt“, heißt es in einem anderen Kommentar. 83 Prozent der Befragten fordern verpflichtende Lehrerfortbildungen zu digitalen Medien.

Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe kommen deutlich besser weg. So finden 61 Prozent der Befragten, dass man sich dort bereits teilweise oder ganz auf die Digitalisierung eingestellt habe.

Fast alle Befragten finden, dass zu digitalen Kompetenzen neben Anwendungswissen auch Programmierkenntnisse gehören. Das bedeute nicht, dass Schulen fertige Programmierer ausbilden sollten, sagt der befragte Leiter des Fachbereichs Informatik an der Universität Hamburg, Thilo Böhmann. „Es geht vielmehr darum, die Rolle des Techniknutzers zu verlassen und zu verstehen, wie die digital vernetzte Welt aufgebaut ist und wie sie sich gestalten lässt. So kann digitale Mündigkeit entstehen.“

Die Befragten würdigen zwar die „vielfältigen Aktivitäten der Stadt“ rund um Digitalisierung und Bildung, etwa das Pilotprojekt „Start in die nächste Generation“ an sechs Schulen. Es fehlten allerdings koordinierende Maßnahmen und eine gemeinsame Strategie für einen „digitalen Bildungsstadtplan“, heißt es. In einer „Strategiewerkstatt“ bei der Körber-Stiftung werden kommende Woche Dienstag knapp 100 Teilnehmer diskutieren, wie sich Hamburg verbessern könnte.