Hamburg. Der Wissenschaftler Ortwin Pelc vom Museum für Hamburgische Geschichte über Ursachen und Folgen.

Der Stadtbrand vom Mai 1842 ist zwar historisch gut erforscht, trotzdem konnten bis heute nicht alle Umstände geklärt werden. Wir fragen Ortwin Pelc, den zuständigen Kurator am Museum für Hamburgische Geschichte.

Vergleichbare Brände gab es in Europa zuletzt im
17. Jahrhundert – wie den berühmten Londoner Brand von 1666. Wieso geschah das in Hamburg noch einmal Mitte des 19. Jahrhunderts?

Ortwin Pelc: Weil die Stadtverwaltung für eine solche Katastrophe tatsächlich keine Pläne hatte und dann ungünstige Umstände wie das trockene Wetter und hochbrennbare Waren hinzukamen.

Hatte man in Hamburg im Vergleich zu anderen europäischen Städten die Brandschutzmaßnahmen vernachlässigt?

Man vertraute auf die tatsächlich veralteten Einrichtungen und rechnete nicht mit einem solchen Ereignis.

War Polizeisenator Nicolaus Binder mit seiner Weigerung, Häuser rechtzeitig zu sprengen, der Hauptverantwortliche für die Katastrophe?

Das war eine Fehlentscheidung, aber wie so oft gab es mehrere Verantwortliche, zum Beispiel auch die Hausbewohner, die flohen, statt zu löschen, oder die Plünderer, die das Löschen behinderten.

Der materielle Schaden war enorm, die Zahl der Todesopfer mit 51 vergleichsweise gering. War das ein Verdienst der Rettungskräfte?

Das war durchaus deren Verdienst,
der Brandverlauf war dann aber auch absehbar, sodass viele Bewohner fliehen konnten.

Sind Plünderer später zur Rechenschaft gezogen worden?

Darüber ist bisher nichts bekannt. Justizgeschichtlich wäre es aber durchaus interessant, denn es ginge ja auch um Zeugen und Beweise in dem Chaos. Jedenfalls gab es zahlreiche Verhaftungen durch das Bürgermilitär und die Bürgergarde.

Weshalb konnte die eigentliche Brandursache bis heute nicht zweifelsfrei ermittelt werden?

Der Speicher, in dem das Feuer ausbrach, brannte ab, somit war die eigentliche Ursache nur zu vermuten. Alle Verdächtigungen gegenüber Personen konnten damals nicht bewiesen werden. Zudem kamen kleine Brände z. B. durch Kerzen wiederholt vor.

Wie groß war das Ausmaß der Zerstörung flächenmäßig im Vergleich zum Feuersturm 1943?

Der Brand von 1842 zerstörte einen Teil der Innenstadt, im Feuersturm war die Millionenstadt Hamburg mit Zehntausenden von Toten betroffen, da fällt mir ein Vergleich schwer.