Hamburg. Am Wochenende tragen 15 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga das Logo der Stiftung des Schauspielers – HSV und St. Pauli fehlen.

„Cool, Til Schweiger ist echt da“, ruft ein Junge seinen Kumpels zu und stürmt in die Turnhalle. So emphatisch wurde der Schauspieler vermutlich lange nicht mehr begrüßt. So ganz ohne Wenn und Aber und nervigen Fragen nach dem derzeitigen Beziehungsstand. An diesem Nachmittag in der Arche am Landjägerstieg, wo täglich bis zu 70 Kinder und Jugendliche aus Billstedt zum Essen, Spielen und Hausaufgabenmachen kommen, ist Til Schweiger (53) ein Star.

Er malt ein Herz mit Kugelschreiber auf den Arm eines Mädchens, macht Selfies mit den hibbeligen Kids, klatscht ab. Dass der Mann im grünen Parka derjenige ist, dem sie die schönen Räume, die Fußbälle, den Ghettoblaster verdanken, wissen die meisten nicht. Sie kennen ihn aus dem Fernsehen. („Keinohrhasen“, „Kokowäh“, „Honig im Kopf“). Til Schweiger? „Guter Typ!“, beide Daumen hoch.

HSV und St. Pauli beteiligen sich nicht an Charity-Aktion

„Kinder sind Kinder – egal, wo sie herkommen“, sagt Til Schweiger in der anschließenden Diskussion auf dem Podium. „Es ist unsere Aufgabe, sie zu integrieren. Denn sie sind unsere Zukunft.“ Um was zu bewegen in Deutschland, diesem reichen Land, in dem trotzdem so viele Kinder in Armut leben, hat er die Til Schweiger Foundation ins Leben gerufen. Sie unterstützt aktuell 70 soziale Projekte, darunter die Arche.

Zusammen mit Hanjo Schneider, Vorstand der Otto-Group, hat er eine Charity-Aktion geplant. Am kommenden Wochenende werden 15 von insgesamt 36 Clubs der Ersten und Zweiten Bundesliga das Logo der Stiftung am Ärmel tragen, um so Aufmerksamkeit zu erregen. Liga-Sponsor Hermes räumt dafür am 32. Spieltag den Werbeplatz frei.

„Unternehmen haben eine gesellschaftliche Verantwortung“, sagt Schneider, der im Aufsichtsrat des Paketversands sitzt und die Arche ebenfalls finanziell unterstützt. „Wenn wir die Öffentlichkeit haben, sollten wir sie auch nutzen.“ Mit unbewegter Miene stellt sich Schweiger den Fragen. Warum denn die Beteiligung bei den Vereinen nicht höher sei? „Ich find’s super, dass so viele mitmachen“, kontert der Regisseur und Produzent. „Vor allem mein Heimatverein SC Freiburg, dazu der zurzeit spannendste Club der Liga, RB Leipzig, und mein Lieblingsverein FC Bayern.“ St. Pauli und der HSV werden sich dagegen nicht an der Aktion beteiligen. Der HSV will sich auf sein „eigenes klubbezogenes Engagement konzentrieren“, so Sprecher Till Müller. St. Pauli verfolgt „eigene gemeinnützige Projekte wie Kiezhelden und Viva con Agua und verzichtet deshalb auf das freiwillige Angebot.

FC St. Pauli: Wir haben nicht gegen die Til Schweiger Foundation

„Wir haben überhaupt nichts gegen die Til Schweiger Foundation“, sagt Mediendirektor Christoph Pieper und entkräftet damit den Verdacht, dass man gegen die Person Til Schweiger etwas habe. Schweiger trägt die Absagen seiner Wahlheimat nicht nach. „Ich fühle mich hier total wohl. Für mich ist und bleibt Hamburg die schönste Stadt Deutschlands.“ Das Fußball-Wochenende wird der Vater von vier Kindern aus zeitlichen Gründen nicht live im Stadion, sondern vor dem Fernseher verbringen und „mit Argusaugen die Clubs verfolgen, die das Logo tragen“, sagt er dann doch mal lachend.

Dass er mit Hilfe der Stiftung PR in eigener Sache mache, wurde dem 53-Jährigen von der Öffentlichkeit oft zum Vorwurf gemacht. „Typisch deutsch“, findet Schweiger diese Haltung. „Ich habe eine Stimme und so die Möglichkeit zu helfen. Auch, wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.“