Hamburg. Die Heavy-Metal-Band spielte am Dienstag in der ausverkauften Barclaycard Arena – und Fans zahlten anstandslos 35 Euro für ein Shirt.

„Scream for me, Hamburg“, brüllt Bruce Dickinson ins Mikrofon, und natürlich schreit Hamburg. Laut. Sehr laut. Wer wollte auch nicht jubeln, wenn eine der wenigen Konstanten im ansonsten zunehmend unübersichtlichen Weltgeschehen mal wieder in der Stadt ist und für Partystimmung ab Minute eins sorgt? Nur HSV-Auswärtsniederlagen sind ähnlich vorhersehbar wie ein Maiden-Konzert, bereiten Fans aber weniger Freude.

Anderthalb Jahre sind seit dem letzten Studioalbum „Book Of Souls“ vergangen, mit wirklich neuen Songs ist an diesem Abend in der ausverkauften Barclaycard Arena also nicht zu rechnen, aber: Wer braucht schon neue Songs, wenn er jede Menge Klassiker haben kann? „Wrathchild“ vom 81er-Überalbum „Killers“, später dann „The Trooper“ und „Powerslave“: Wir sind noch lange nicht bei den Zugaben, als Bandkopf Steve Harris und seine Männer den Sack längst zugemacht haben. Auch nach mehr als 40 Karrierejahren läuft die Maiden-Maschine ohne Störgeräusche, wenn man mal vom bisweilen etwas breiigen Sound in der Arena absieht.

Natürlich darf Band-Maskottchen Eddie nicht fehlen

Für die Fans, nicht wenige von ihnen reisen gleich zu mehreren Konzerten dieser Tour, weil ihnen einmal Vollbedienung nicht reicht, ist dies ein perfekter Abend. Manche sind schon etwas in die Jahre gekommen und erinnern sich an selige Jugendzeiten, als vor dem Kleiderschrankspiegel zu Maiden-Krachern wie „Aces High“ oder „2 Minutes To Midnight“ Luftgitarre gespielt wurde und das Bandshirt noch nicht am Bauch spannte.

Andere haben Maiden erst später entdeckt, sind nicht so sehr über die Gassenhauer zur Band gekommen als über den Progrock-Anteil gerade neuerer, komplexer Nummern wie „When The Wild Wind Blows“ (2010) oder „Empire Of The Clouds“ (2015), die die Zehn-Minuten-Grenze deutlich überschreiten.

Ein Heavy-Metal-Feierabend mit amtlicher Beschallung

Dass solche Nummern live funktionieren, hat Iron Maiden schon oft be­wiesen, und auch an diesem Abend findet sich zwischen Hits aus den 80ern manch kompositorisches Kleinod von „Book Of Souls“. Eine perfekte Mischung aus der Für-jeden-was-dabei-Abteilung, und natürlich darf auch Bandmaskottchen Eddie nicht fehlen, der wie immer einen großen Auftritt hat und sich einen wüsten „Kampf“ mit dem stets tendenziell hyperaktiven Bruce Dickinson liefert. Der Rest der Truppe? Sorgt für amtliche Riff-Beschallung! Genuss ohne Reue, das bietet Iron Maiden auch in diesem Jahr; einen Heavy-Metal-Feierabend, den sich niemand mit „Trooper“, einem Bier, das seit Jahren zum Maiden-Merchandise gehört, schöntrinken muss.

Im Gegenteil, an diesen Abend wollen sich viele noch lange erinnern – und umlagern deshalb die Verkaufsstände. 35 Euro für ein T-Shirt oder 60 Euro für einen Kapuzenpullover schrecken hier fast niemanden. Dafür ist die Euphorie nach dem Zugaben-Finale aus „The Number Of The Beast“, „Blood Brothers“ und „Wasted Years“ einfach zu groß. Auch das ist wie immer: Wenn das Adrenalin durch die Blutbahn pulsiert, sitzen die Scheine locker.

„Always Look On The Bright Side Of Life“ tönt es am Schluss aus den Boxen. Das fällt nach so einem Konzert nicht weiter schwer.