Hamburg. Nach einer Studie ziehen die Preise überall in Hamburg weiter an. Gleichwohl gibt es noch einige wenige günstige Stadtteile.
Wohl kaum eine andere Studie beobachtet den Hamburger Wohnungsmarkt mit einer solchen Beständigkeit, wie die alljährlichen Untersuchungen des Gymnasiums Ohmoor. Seit 1986 beschäftigen sich Oberstufen-Geografiekurse der Schule in Niendorf schon mit der Entwicklung von Hamburger Mietpreisen. Und wie in den vergangenen Jahren kommen die Schüler und ihr Lehrer Carl-Jürgen Bautsch bei den aktuellen Zahlen wieder zu dem Schluss, dass für Neuvermietungen auf dem freien Markt in der Regel mehr gezahlt werden muss als im Vorjahr.
Allerdings ist der Sprung von 2016 auf 2017 nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Mittlerweile liegt die durchschnittliche Neuvertragsmiete für eine Wohnung der Studie zufolge bei 12,68 Euro kalt pro Quadratmeter. Ein Anstieg um 1,8 Prozent im Vergleich zu 2016 – also ein Anstieg im Bereich der allgemeinen Preissteigerungsrate, wie der Schüler Julius Reuting feststellte. In den Vorjahren gab es indes durchaus Preissprünge von rund fünf bis sieben Prozent.
Langfristiger Vergleich ist bemerkenswert
Besonders teuer sind Stadtteile wie die HafenCity, Rotherbaum oder Harvestehude, wo im Schnitt sogar Mietpreise von mehr als 17 Euro verlangt werden. Es gibt aber auch noch 18 Stadtteile, wo die Preise bei einer Neuvermietung unter zehn Euro liegen und sich damit auf fast einem ähnlich vergleichsweise niedrigen Niveau wie im Umland bewegen: so zum Beispiel in Lohbrügge, auf der Veddel oder in Wilstorf im Bezirk Harburg.
Bemerkenswert ist aber vor allem der langfristige Vergleich der Mieten, den diese immer wieder neu aufgelegte Studie zeigt: Innerhalb von zehn Jahren hat sich der durchschnittliche Mietpreis bei Neubezug oder Mieterwechseln in Hamburg von 8,61 Euro auf eben die aktuellen 12,68 Euro erhöht. Ein Anstieg um rund 50 Prozent, wie der Mieterverein zu Hamburg kritisiert, in dessen Räumen die Schule am Dienstag die neuen Daten vorstellte.
„Die Mieten sind somit dreimal so schnell gestiegen wie die allgemeinen Lebenshaltungskosten“, sagt Vereinsvorsitzender Siegmund Chychla, der von einer „alarmierenden“ finanziellen Mehrbelastung der Mieter sprach. Die Stadt müsse endlich dafür sorgen, dass die gesetzliche Mietpreisbremse auch Wirkung zeige, um den Anstieg zu stoppen. Die Durchschnittswerte würden eben eindeutig zeigen, dass bei Neuvermietung kräftiger zugelangt werde, als durch die Mietpreisbremse erlaubt sei.
Vertreter der Hamburger Immobilienwirtschaft, die bei der Präsentation ebenfalls anwesend waren, verwiesen indes auf den in diesem Jahr geringen Preissprung. Die Hamburger Wohnungsbauoffensive mit vielen Neubauten zeige Wirkung, sagte etwa Ulf Schelenz vom Grundeigentümerverband. Zudem spiegele die Studie nicht den gesamten Wohnungsmarkt wider.
770 Euro Miete in Lurup
Tatsächlich werteten die Schüler Immobilienportale im Internet aus und betrachteten dabei von Februar bis Anfang April 2017 rund 6000 Inserate auf dem freien Markt. Also nicht die Angebote der städtischen Saga oder der Baugenossenschaften. Allerdings gehören zu den privaten Anbietern von Mietwohnraum rund zwei Drittel aller etwa 700.000 Hamburger Mietwohnungen.
Bei einer Analyse der Internetportale können zudem nur die Angebote, nicht die tatsächlichen Abschlüsse gewertet werden. Eine andere kürzlich vorgestellte Studie der privaten Immobilienwirtschaft kam dann auch zu etwas anderen Ergebnissen mit etwas geringeren Durchschnittsmieten.
Mieten steigen seit Jahren an
Allerdings ist die Tendenz gleich. Die Mieten steigen seit Jahren an – und zwar in allen Stadtteilen. Aber es gibt eben gewaltige Unterschiede: Die Schüler verglichen beispielsweise zwei jeweils 85 Quadratmeter große Wohnungen in Winterhude und in Lurup: In dem einen Fall wurde sie für eine Monatsmiete von 1600 Euro kalt angeboten, in dem anderen für 770 Euro.
Klar konnten die Schüler auch zeigen, was man angesichts solcher Preisunterschiede vermuten würde: In Stadtteilen mit hohen Mieten verdienen die Menschen im Durchschnitt mehr als in günstigen Lagen. Allerdings machen Stadtteile auch immer wieder deutliche Preissprünge. Besonders stark stiegen die Mieten demnach etwa in Fuhlsbüttel, Steilshoop oder Hohenfelde.
Mieten müssen nicht immer nur steigen
Allerdings zeigt der langfristige Vergleich des Hamburger Wohnungsmarkts, dass Mieten nicht immer nur steigen müssen. Geht man weiter zurück in der Statistik der Schule, so gab es auch Zeitabschnitte, in denen die Durchschnittsmieten gesunken sind. So zum Beispiel in den Jahren von 2002 bis 2006 – was aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar erscheint.
Die komplette Studie sowie weitere Daten im Internet: www.ohmoor.de