Hamburg. Zuletzt saß er im Aufsichtsrat der Gema. Frank Dostal starb mit 71. Eine Platte veränderte sein Leben, er komponierte besondere Hits.
„Wir waren ausgehungert“, erzählte Frank Dostal dem Hamburger Abendblatt vor ein paar Jahren über die Anfänge von Hamburgs, ja Deutschlands Rock- und Popszene in den frühen 60er-Jahren. Es war die Zeit des Aufbruchs, und Dostal machte sich auf die lange Reise, die den Hamburger als Musiker, Clubbetreiber, Songtexter und Produzenten bis in den Aufsichtsrat der Musik-Autorengesellschaft Gema führte. In der Nacht zu Mittwoch ist Frank Dostal im Alter von 71 Jahren gestorben.
Als der gebürtige Flensburger noch ein Teenager war, veränderte eine Little-Richard-Schallplatte sein Leben. „Ich wusste: Neben den Jazz- und Studentenkneipen gab es noch etwas Geheimnisvolles, wo diese Musik gespielt wurde. Das waren verschworene Gemeinschaften, und wer nicht dazugehörte, bekam schnell einen Tritt zur Tür raus.“
Dostal aber wurde als Sänger und Gitarrist Teil der Gemeinschaft, gründete die Faces (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Band von Rod Stewart) und gehörte zu den Gruppen, die im Star-Club auf der Bühne standen. In dem berühmt-berüchtigten Rock-’n’-Roll-Schuppen, in dem sich die Beatles den letzten Grobschliff vor ihrer Weltkarriere holten, lernte Dostal seine spätere Ehefrau – und Mutter seiner zwei Kinder – Mary McGlory von den Liverbirds kennen. Er spielte dort mit den Rattles, bei denen er 1966 eingestiegen war. 1968 formte er mit Achim Reichel die erfolgreiche Band Wonderland.
Star-Club musste 1969 schließen
Dostal war es auch, der als Teil des finalen Betreiber-Trios mit Achim Reichel und Kuno Dreysse den Star-Club am 31. Dezember 1969 für immer zusperrte. Der Niedergang ließ sich trotz Buchung von Größen wie Yes und Spooky Tooth nicht aufhalten. „Wir waren total überfordert“, erzählte Dostal.
Dostal schrieb "Das Lied der Schlümpfe"
Seine folgenden Projekte ging Dostal professioneller an. Er schrieb Texte für Reichels Solokarriere und Hits wie „Das Lied der Schlümpfe“ (Vader Abraham) oder „Du, die Wanne ist voll“ (Dieter Hallervorden und Helga Feddersen). Im Tonstudio in Maschen gelangen ihm 1977 auch als Texter und Produzent zusammen mit dem Komponisten Rolf Soja Welthits: „Yes Sir, I Can Boogie“ und „I’m A Lady“, gesungen vom spanischen Frauenduo Baccara.
Gema-Aufsichtsrat – und das als Rocker
1994 wurde Frank Dostal als „erster Rocker“ in den Aufsichtsrat der Gema gewählt und war zuletzt deren stellvertretender Vorsitzender. Seine scharfzüngigen wie leidenschaftlichen Debattenbeiträge für die Verteidigung (sprich: Vergütung) der Urheberrechte im Zeitalter von Musikpiraterie, YouTube und Streaming waren so gefürchtet und umstritten wie gern gehört und gelesen – je nachdem, auf welcher Seite man stand. Stundenlang konnte man mit ihm nostalgisch über den Star-Club reden, um wenige Tage später am Telefon zusammengefaltet zu werden, weil man die Gema kritisiert hatte. Dostal war Rock ’n’ Roll: nie leise.