Blankenese. Feuerwehr muss öfter eingreifen als üblich. Warum Blankeneser auf Kosten für Einsätze sitzen bleiben könnten

Noch niemals zuvor hat Hamburg so einen Ärger um das Blankeneser Osterfeuer erlebt wie in diesem Jahr. Erst hatte das Bezirksamt Altona es abgesagt, dann nach Protesten doch noch genehmigt. Nun steht fest: Die Attraktion, zu der traditionell Zehntausende aus der ganzen Region an die Elbe kommen, wird in diesem Jahr ein Nachspiel haben.

Anwohner fürchten sogar, sie werden die Kosten für die Einsätze der Feuerwehr tragen müssen. Denn die Löschzüge hatten auch noch am Sonntag ausrücken müssen, um immer wieder aufglimmende Asche am Strand zu ersticken. Dabei beklagen sich Feuerwehr und Polizei, dass sie die Blankeneser Bürger, die sich als Ansprechpartner für die Brandorte gemeldet hatten, nicht erreichen konnten, als es brenzlig wurde.

Das Hickhack um die Traditionsveranstaltung hatte bereits am Sonnabendmorgen begonnen, als es wegen einer unklaren Genehmigungslage für das Anbrennen der Holzhaufen zum Streit mit den Behörden gekommen war. Den ganzen Tag über hatte die Stadt die Feuer noch wegen drohender starker Windböen aus nordwestlicher Richtung als zu gefährlich eingestuft. Dabei hatte es zuvor geheißen, nur bei Südwind werde alles abgesagt.

Die Vorbereitungen standen still, und die vielen Hamburger, die sich auf den Weg nach Blankenese machen wollten, wurden über den Verlauf des Abends bis zuletzt im Unklaren gelassen. Auch nachdem Kersten Albers vom Bezirksamt Altona gegen 20 Uhr unter dem Jubel der Besucher am Strand das „Go“ für die Feuer gegeben hatte, hörte der Ärger noch lange nicht auf. Der Hintergrund: Als Kontaktpersonen für die Feuer hatten sich Anwohner zuvor auf eine Telefonliste setzen lassen. Diese Liste hatten die Blankeneser nach eigenen Angaben bereits bei einer Vorbesprechung im Bezirksamt mit Dezernent Kersten Albers, Feuerwehr und Polizei aufgestellt. Die Nachbarn sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Sicherheit rund um die brennenden Holzhaufen sorgen und Informationen über die Lage vor Ort an die Einsatzkräfte weitergeben.

Am späten Sonnabend sprühten dann zwar die Funken im Wind. Eines der Feuer am Strand wurde wegen der starken Böen vorsichtshalber gelöscht. Auch ein Reetdachhaus besprengte die Feuerwehr mit Wasser, aber ansonsten verlief das Beisammensein bei Bier und Würstchen an der Elbe reibungslos.

Am Sonntag aber meldeten Autofahrer und Spaziergänger immer wieder glimmende Aschehaufen. Sie waren über die Lage am Strand besorgt. „Wir mussten ausrücken, um ein mögliches Übergreifen auf Hecken und Bäume an der Elbe zu vermeiden“, sagte Jörg König von der Feuerwehr dem Abendblatt. Der Versuch, sich wie verabredet mit den Anwohnern über die Lage vor Ort auszutauschen, misslang allerdings. „Wir konnten die Kontaktpersonen nicht erreichen, weil uns die Telefonliste nicht vorlag.“

Immer wieder, insgesamt sechsmal, rückten die Feuerwehrleute am Sonntag dann noch aus, um die Glutnester zu bekämpfen. Auf Kontroll­gänge der Blankeneser Ansprechpartner, die regelmäßig die Aschehaufen hätten kontrollieren können, musste die Feuerwehr dabei verzichten. „Wir hätten die Anwohner dafür auf jeden Fall kontaktiert, wenn es möglich gewesen wäre“, sagte König.

„Uns wird der Schwarze Peter zugeschoben“, wehrt sich Alexander Drechsel als einer der Ansprechpartner der Blankeneser. Der 47-Jährige hatte sich als Kontaktperson für das Fest gemeldet und auf die Telefonliste setzen lassen. Insgesamt zwölf Telefonnummern hätten die Nachbarn angegeben, „und alle nicht erreichbar, das glaube ich nicht“, hatte Drechsel am Sonntagabend geklagt. „Mir ist sehr daran gelegen, dass die Tradition aufrechterhalten wird“, sagt der Familienvater. Die Kinder freuten sich auf Ostern und sammelten bereits Anfang des Jahres die Weihnachtsbäume für die Feuer. Für die Blankeneser habe der Abend einen identitätsstiftenden Charakter, so manche Freundschaften entstünden durch den Brauch. Einen wirtschaft­lichen Vorteil hätten dabei nur die Gastronomen.

„Es hat offenbar ein Loch im Informationsfluss gegeben“, beklagt der Anwohner des Treppenviertels. „Wir wären alle erreichbar gewesen, wenn uns denn jemand angerufen hätte.“ Auch die Polizei habe die Ansprechpartner kontaktieren wollen, und auch dort habe die Liste offenbar nicht vorgelegen.

Nachbarn hatten im Gespräch mit der Polizei gehört, dass sie die Kosten für die Einsätze der Feuerwehr nun möglicherweise privat tragen müssten, sagt Drechsel. „Wir tun alles dafür, dass das Osterfeuer stattfindet, einige Helfer sind am Strand mit Mülltüten unterwegs, damit alles wieder in Ordnung kommt. Wir sind hier sehr engagiert“, wirbt Drechsel für die Einsatzbereitschaft in den Elbvororten.

Im Vorjahr gab es viele Tränen bei den Kindern

Vom Bezirksamt Altona war am Ostern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Drechsel fordert nun, dass sich alle Beteiligten noch einmal zusammensetzen, um klare Regeln für das Osterfeuer aufzustellen. 2016 hatten die Behörden die Notbremse gezogen, bereits angezündete Feuer wurden wieder gelöscht, andere durften gar nicht mehr angezündet werden. „Im vergangenen Jahr mussten wir alles absagen“, erinnert sich Drechsel. „Da hat es viele Tränen bei den Kindern gegeben. Das wollen wir möglichst nicht noch einmal erleben.“