Till Wahnbaeck, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, über die Maßnahmen in Ostafrika und die Möglichkeit, zu spenden.
Hamburger Abendblatt: Welche Maßnahmen sind momentan der Schwerpunkt ihrer Organisation im Katastrophengebiet?
Till Wahnbaeck: Wir konzentrieren uns im Moment darauf, Menschenleben zu retten. Das heißt, dass wir Trinkwasser in die Dörfer liefern, Nahrungsmittel an besonders bedürftige Gruppen wie Kinder, schwangere Frauen oder Ältere verteilen. Und wir unterstützen die Viehhirten mit Futter für die sehr geschwächten Ziegen und Rinder.
In welchen Gebieten Ostafrikas sind sie im Moment aktiv?
Die Welthungerhilfe führt Nothilfemaßnahmen in Kenia, Äthiopien, Somalia und dem Südsudan durch. In allen Ländern konzentrieren wir uns auf die besonders betroffenen Gebiete, die oft weitab von den Hauptstädten liegen.
Mit welchen Partnern arbeiten sie zusammen?
Da wir in allen betroffenen Länder seit mehr als zehn Jahren tätig sind, verfügen wir über gute lokale Partner, die die Situation der Betroffenen und die Strukturen im Land sehr gut kennen. Zudem können wir uns auf unsere einheimischen Mitarbeiter stützen, die ebenfalls große Erfahrung in solchen Katastrophen haben.
Wie gehen sie mit der politisch instabilen Lage in vielen Gebieten Ostafrikas um (z.B. Südsudan)?
Der Bürgerkrieg im Südsudan stellt für uns eine enorme Herausforderung bei der Versorgung der notleidenden Menschen dar. Die Kämpfe sind der Grund dafür, dass in einigen Landesteilen eine Hungersnot herrscht. Hier kann nur eine politische Lösung ein Ende des Leids bringen. Ohne einen tragfähigen Frieden trauen sich die Menschen nicht auf ihre Felder.
Wo können Hamburger spenden oder auch direkt helfen?
Mit jeder Spende etwa für die Welthungerhilfe kann man den Menschen in den Dürregebieten helfen. Oder die Hamburger tun dies bei Budnikowski, in deren Filialen derzeit für die notleidenden Menschen gesammelt wird.
Wie stellen sie sicher, dass die Gelder auch bei der Bevölkerung ankommen?
Die Welthungerhilfe verteilt in allen betroffenen Ländern die Hilfsgüter durch eigenes Personal. Gemeinsam mit den lokalen Partner wissen wir genau, wer in welchen Gebieten auf Hilfe angewiesen ist und planen unsere Maßnahmen dadurch ganz gezielt.
Wie groß ist der Anteil der Spenden, die tatsächlich ankommen und nicht für Organisation oder Werbemaßnahmen gebraucht werden?
Die Welthungerhilfe trägt seit vielen Jahren das dzi Spendensiegel, das einen verantwortungsvollen Umgang mit allen Spenden sichert. Knapp 89 Prozent fließen direkt in die Projekte im Ausland.
Wie viele Spenden haben sie bereits gesammelt?
Wir haben bisher etwa 4 Millionen Euro von der deutschen Bevölkerung erhalten, wofür wir uns sehr bedanken. Dieses beeindruckende Ergebnis zeigt, dass den Deutschen das Elend der Menschen in Afrika nicht egal ist.
Haben sie einen langfristigen Plan jenseits der akuten Katastrophenhilfe?
In unserer Projektarbeit wir der zweite Schritt für eine langfristige Verbesserung der Lebenssituation immer direkt mitgeplant. Im Norden Somalias etwa haben wir parallel Dämme in Flussläufen errichtet, damit beim nächsten Regen das Wasser besser und länger genutzt werden kann. Außerdem verteilen wir dürreresistentes Saatgut und sprechen mit den Viehhirten über ein Verkleinerung der Herden, um den Druck auf die Weideflächen zu reduzieren.