Hamburg. Jon Flemming Olsen spielt in der Kultserie an der Seite von Olli Dittrich. Mit dem Album „Von ganz allein“ spielte er beim Abendblatt.
Es war alles bereit für Jon Flemming Olsen vor drei Jahren: Sein erstes Soloalbum „Immer wieder weiter“ rückte Musik wieder in den Lebensmittelpunkt des Winterhuder Vielseitigkeitskünstlers, der als Gitarrist von Texas Lightning, Buchautor („Fritten-Humboldt“) und Schauspieler („Dittsche – das wirklich wahre Leben“) immer mittendrin war, aber auch nur dabei. „Immer wieder weiter“ aber, das war sein Baby. Doch zwei Monate nach der Veröffentlichung wurde sein Label 105Music komplett an Sony verkauft, von Hamburg nach München verlegt, „und bevor ich noch überlegen konnte, ob ich das gut finde, war ich schon aussortiert“, erinnert sich Olsen beim Gespräch in einem Eppendorfer Café.
Jon Flemming Olsen ist vielleicht weltberühmt in Hamburg, „aber in Bayern oder Baden-Württemberg wird es eng für mich“, gibt er zu. „Wie gewonnen, so zerronnen. Das war schon ein herber Schlag, so heimatlos dazustehen.“ Zwei Jahre lang ist Olsen der Meinung, dass die Welt sich ohne seine Musik weiterdreht, aber dann packt es ihn doch. „Von ganz allein“ heißt seine neue Platte, und das nicht von ungefähr. Die 13 Eigenkompositionen haben Olsen und seine Band in Hamburg und Amsterdam eingespielt, das Cover hat er selber gestaltet, die Produktion gestemmt. Finanziert haben „Von ganz allein“ seine Fans via Crowdfunding und dafür neben neuen Liedern auch private Wohnzimmerkonzerte als Rendite bekommen.
Minimalismus als filigranes Gerüst für Melancholie
Mit wenig viel erreichen, dieser Gedanke zieht sich durch die Songs. Akustisch reduziert auf Gitarre, Stimme, Bass und Kistentrommel, angereichert durch Mandoline, Banjo oder – „So was spielt niemand“ – Tenorgitarre, sind Folkballaden der prägende Charakter, Country und Bluegrass des Vorgängers bleiben im Hintergrund. Minimalismus als filigranes Gerüst für Melancholie pur, die sich in Liedern über Kindheit („Lied von irgendwann“), Heimweh („Endlich heim“), den letzten Schnee („Die letzten Galaxien“) und nächtliches Umklammern nach Verzweiflungsflirts an Hotelbars („Halt mich noch mal“) entfaltet. Schmissige Ohrwürmer („Nee nee, ja ja“) und Humorvolles („Warum er“) sind die Ausnahme.
„Der Melancholiker in mir kam auf dem ersten Album noch nicht so zum Tragen. Wahrscheinlich, weil ich mich da dem Humor noch mehr verpflichtet gefühlt habe. Diesmal hab ich mich selbst einfach frei gelassen. Und die Hälfte der Lieder entstanden im Februar in Amsterdam, da war es noch sehr grau.“ So ist „Von ganz allein“ Olsens persönlichstes musikalisches Werk, der Kopf ist frei für Gedanken, unbehütet von Stetsons der Texas-Lightning-Jahre, der Melone auf dem Cover des ersten Albums oder der „Ananasfrisur“-Perücke, die er als Pommeswender Ingo in „Dittsche“ trägt.
Das wahre Leben von Jon Flemming Olsen, das übrigens noch eine wirklich erstaunliche Wahrheit parat hat. Angesprochen auf das von ihm gestaltete Albumcover, eine Pusteblume vor Sternenhimmel, erzählt er: „Ich bin jetzt 52 Jahre alt. Aber bis ich diese Pusteblume, die letzte auf der Wiese vor unserem Haus, fotografiert habe, war mir nicht bewusst, dass das eigentlich ein verblühter Löwenzahn ist.“
Jon Fleming Olsen: „Von ganz allein“ Album (Superlaut) im Handel; Konzert: So 14.5., 19.00, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 21–22, Karten ab 18,50 im Vorverkauf; www.jfolsen.de