Hamburg. Im Hotel Grand Elysée wurde der „Deutsche Sportjournalistenpreis“ vergeben. Auch der Sportteil des Abendblatts wurde bedacht.

Einmal nicht abliefern müssen, sondern bewerten dürfen: Alle zwei Jahre haben Deutschlands Topathleten die Möglichkeit, über die Leistung derjenigen abzustimmen, die sonst ihre größten öffentlichen Kritiker sind – die Sportjournalisten. Am Montagabend war es wieder soweit. Im Festsaal des Hotels Grand Elysée wurde der „Deutsche Sportjournalistenpreis“ 2017 verliehen. Abstimmen durften Athleten mit Bundes- und Landeskaderstatus sowie Teamsportler der Bundesligisten im Basketball, Fußball, Handball, Hockey, Volleyball und Co. – insgesamt rund 20.000 Athletinnen und Athleten.

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Spitzensport, Wirtschaft, Politik und Medien gaben sich auf dem roten Teppich die Hand, Küsschen hier, Küsschen da. Neben ehemaligen Fußballstars wie Oliver Kahn, Lothar Matthäus und Christoph Metzelder kam die Moderatoren-Elite um Waldemar Hartmann, Kai Ebel und Laura Wontorra, aber auch der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen, Ex-Fußballfunktionär Reiner Calmund, Comedian Matze Knop sowie die Fußballtrainer Christoph Daum und Jupp Heynckes.

Die „blödeste Frage“ an einen Sportler

In einer Hinsicht waren sich Sportjournalisten und Sportler einig: „Wie fühlen Sie sich?“, ist die blödeste Frage, die man einem Sportler stellen kann. „Die stellt man einfach nicht“, sagt Moderator Markus Kavka, der den dritten Preis als bester Newcomer gewinnt. Hamburgs Hockeystar Moritz Fürste wusste ebenfalls aus leidvoller Erfahrung: „Die Frage nach Emotionen ist ein ganz schwieriges Thema.“

Dass man es als Fußballmoderator nicht immer leicht hat, liege auch daran, dass es beim Thema Fußball in Deutschland „80 Millionen Bundestrainer gibt“, sagte Kavka. Diesen Aspekt griff auch Daum, zurzeit Nationaltrainer Rumäniens, in seiner Laudatio auf den besten Fußballkommentator auf: „Man braucht schon ein ganz dickes Fell.“ Gewinner dieser Kategorie ist Wolff-Christoph Fuss vom Pay-TV Sender Sky.

Anett Sattler als beste Sportmoderatorin geehrt

Beste Sportmoderation wurde Anett Sattler von Sport1, die keine geringeren als Alexander Bommes und Matthias Opdenhövel (beide ARD) auf die Plätze verwies. Für sie ist es ein „emotionaler Moment“, da sie in diesem Jahr den Sender verlassen wird. „Ein tolles Abschiedsgeschenk“, sagte Sattler. Der Sonderpreis für den meistzitierten Sportexperten ging – natürlich – an Lothar Matthäus. Laudator Christoph Metzelder: „Er war ist und bleibt meinungsstark.“ Oliver Kahn konnte seinen Titel als bester Sportexperte verteidigen. Der „Titan“ hat jetzt nur noch ein Ziel: „Günter Netzer einholen.“

Politisch wurde es als Moderator Matthias Killing (Sat.1), der launig durch den Abend führte, den politisch verfolgten WBU-Weltmeister Ünsal Arik, der die Laudatio auf die „Beste Wochenzeitung“ hielt, auf die Bühne holte. „Er ist einer der größten Erdogan-Kritiker“, sagte Killing.

Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen brach danach in seiner Lobrede auf die „Beste Tageszeitung“ eine Lanze für den Printjournalismus: „Verlässlich, druckfrisch und kompakt aufbereitet.“ Die Sportredaktion des Abendblatts gewann in dieser Kategorie den dritten Platz, als einzige Regionalzeitung hinter der „Süddeutschen Zeitung“ und „Bild“.

Gesprächsthema des Abends: der HSV

Marco Hagemann (Eurosport), der als bester Newcomer ausgezeichnet wurde, musste über den Preis zunächst schmunzeln, da er schon seit mehr als 17 Jahren beim Fernsehen ist – allerdings noch nicht lange als Moderator. Er konnte nicht vor Ort sein, da er mit Matthias Sammer in einer Livesendung steckte. Er schickte eine Video-Grußbotschaft. Insgesamt wurden in elf Kategorien Preise vergeben. Der „Deutsche Sportjournalistenpreis“, 2005 ins Leben gerufen, wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen.

Die Preisträger

Bester Sportinternetauftritt

ZDFsport.de

Bester Newcomer

Marco Hagemann, Eurosport

Bester Sportteil einer Tageszeitung

„Bild“ vor „Süddeutscher“ und Hamburger Abendblatt

Beste/r Sportkommentator/in

Wolff-Christoph Fuss, Sky

Beste Sportfachzeitschrift

„11 Freunde“

Beste/r Sportmoderator/in

Anett Sattler, Sport1

Bester Sportauftritt Wochenzeitung/Magazin

„Bild am Sonntag“

Beste/r Sportexpertin/experte

Oliver Kahn

Beste Sportsendung

Handballbundesliga, Sport1

Sonderpreis als meist zitierter Sportexperte

Lothar Matthäus

Preis für das Lebenswerk

Ludger Schulze (ehemaliger Sportchef „Süddeutsche Zeitung“).

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Gesprächsthema des Abends war einmal, wie sollte es in Hamburg auch anders sein, der HSV. „Es sieht so aus, dass die Hamburger ihrer Tradition treu bleiben und nicht abzusteigen. Ich denke, sie werden es wieder packen“, sagte Ex-Nationaltorhüter Kahn – und war sich darin mit seinem ehemaligen Mitspieler Matthäus einig: „Der HSV, Wolfsburg und Bremen können zwar noch nicht ruhig schlafen, aber sie werden es schaffen. Von Platz zwei bis Platz 17 sehe ich Spannung pur. Den schlechtesten Lauf haben derzeit Mainz und Augsburg. Sie hatten sich schon sicher gefühlt und geraten jetzt unten rein.“ Daum wiederum zeigte sich überrascht, „dass der HSV trotz immenser Investitionen weiter da unten drinsteckt. Da läuft irgendwas schief im Verein.“