Hamburg/St. Petersburg. Die Explosion in einer Metro hält die russische Metropole in Atem. Scholz soll dort Mittwoch ein Modell der Elbphilharmonie vorstellen.
Im Hamburger Rathaus war der Schock über den Anschlag in der Metro von St. Petersburg am Montag besonders groß. Denn erstens pflegt Hamburg seit 60 Jahren eine enge Städtepartnerschaft mit der russischen Metropole. Und zweitens will Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch dieser Woche zu einer zweitägigen Reise nach St. Petersburg aufbrechen.
„Mit großer Bestürzung sehen wir die Bilder der Explosion in der Metro von Sankt Petersburg“, sagte Scholz am Montagnachmittag. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieses furchtbaren Anschlags und ihren Angehörigen. Hamburgs Partnerstadt Sankt Petersburg kann auf unsere volle Unterstützung bauen.“ Zunächst war unklar, ob es angesichts des Anschlags bei der Reise bleiben würde, am Montagnachmittag aber kam dann das Signal, dass Scholz wohl trotz allem fahren wird.
Scholz eröffnet die Deutsche Woche
Der Hamburger Bürgermeister wird laut Programm am Mittwochnachmittag in St. Petersburg zum Auftakt der 14. Deutschen Woche eine Ausstellung über die Hamburger Stadtentwicklung eröffnen und in der Eremitage ein Modell der Elbphilharmonie präsentieren. Dieses solle den St. Petersburgern „in einer interaktiven Ausstellung Hamburgs neues spektakuläres Konzerthaus und Wahrzeichen vorstellen“, hieß es. Die Ausstellung soll nach bisheriger Planung „bis zum 12. April eines der Highlights der jährlich stattfindenden Deutschen Woche sein, deren Partnerbundesland in diesem Jahr Hamburg ist“, hieß es vorab.
Hamburg Bürgermeister hatte zuletzt wieder die große Nähe zu St. Petersburg betont. „Hafenstädte wie Hamburg und St. Petersburg haben manches gemein: Beide definieren sich stark über Wasser und Schifffahrt, die die Wirtschaft genauso wie das Lebensgefühl ihrer Bewohner prägen“, sagte Scholz. „Für Händler und Seefahrer war die Welt schon immer global. Dies spiegelt auch unsere Städtepartnerschaft. Wir blicken auf eine lange und intensive Freundschaft zurück.“
Begleitet wird Scholz von der Hamburger Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und dem Staatsrat für Auswärtige Angelegenheiten Wolfgang Schmidt (beide SPD). Auch Veit drückte am Montag ihre Bestürzung über den Anschlag in der Partnerstadt aus. „Im Namen der Hamburgischen Bürgerschaft und ganz persönlich möchte ich den Bürgerinnen und Bürgern unserer Partnerstadt, den Familien und Angehörigen der Opfer mein tiefes Mitgefühl aussprechen“, sagte Veit. Auf der Reise wolle sie „ihre Anteilnahme dem Vorsitzenden der Gesetzgebenden Versammlung, Wjatscheslaw Makarov, persönlich übermitteln“.
Der Hamburger CDU-Fraktionschef André Trepoll sagte am Montag: „Ich bin erschüttert über den feigen Anschlag in unserer Partnerstadt. Nach Jahrzehnten der Freundschaft fühlen wir uns heute den Menschen in St. Petersburg besonders verbunden.“ Der Grünen-Fraktionsvorsitzende der Bürgerschaft, Anjes Tjarks, sprach von „schrecklichen Nachrichten und Bildern aus unserer Partnerstadt St. Petersburg“. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, so Tjarks. „Meine Hoffnung liegt darauf, dass wir es gemeinsam und friedlich schaffen, den Terrorismus zu überwinden. Denn egal, wofür gemordet wird: Am Ende sterben immer wieder Unschuldige.“
Studierende sollen Scholz treffen
Scholz und Veit werden auch ein Grußwort zur Eröffnung der 14. Deutschen Woche halten. Die Deutsche Woche wird jährlich vom Deutschen Generalkonsulat, dem Goethe-Institut und der Außenhandelskammer Russland Filiale Nord-West organisiert. Jedes Jahr steht dort ein anderes Partnerbundesland im Mittelpunkt – diesmal Hamburg, wegen des Jubiläums zum 60-jährigen Bestehen der bereits 1957 mit dem damaligen Leningrad geschlossenen Städtepartnerschaft. Es soll insgesamt mehr als 75 Veranstaltungen geben, von denen 20 von Hamburg organisiert werden (Programm unter www.deutsche-woche.ru).
Am Donnerstag steht nach bisheriger Planung zunächst ein von der Handelskammer Hamburg organisiertes Frühstück mit deutschen Unternehmern, die in St. Petersburg investiert haben, auf dem Programm. Bei einem Workshop zum Thema „Digitalisierung in Hafenwirtschaft und Logistik“ werden Vertreter des Hamburger Hafenmarketings und der Port Authority das Projekt „Smart Port“ vorstellen.
Am Donnerstagmittag ist ein Treffen von Scholz mit Studenten an der Universität St. Petersburg geplant. Auch Medienstudenten aus Hamburg sollen an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Am frühen Nachmittag trifft der Hamburger Bürgermeister gemäß aktueller Planung den Gouverneur von St. Petersburg, Georgij Poltawtschenko. Ob Poltawtschenko angesichts der Lage für ein Treffen Zeit hat, war am Montagabend noch unklar. Gegebenenfalls würde er seinen Stellvertreter schicken, hieß es. Am späten Donnerstagabend wird Scholz in Hamburg zurück erwartet.