Eimsbüttel. Am Montag starten neue Folgen mit Christian Rach – erster Einsatz in Eimsbüttel
Kathrin Kramer
Lange war es ruhig um den „Restauranttester“. Vier Jahre lang gab es keine neuen Folgen des beliebten Show-Formats mit Christian Rach (59). Doch jetzt kehrt der nicht immer unumstrittene Hamburger Spitzengastronom zurück ins Fernsehen, um erfolglosen Imbissen, Gaststätten und Restaurants wieder auf die Beine zu helfen. Am kommenden Montag startet die erste von fünf Folgen (21.15 Uhr, RTL).
„Es sind die schwersten Fälle, die ich je hatte“, sagte Rach im Vorfeld. „Normalerweise habe ich als Tester immer eine gewisse Distanz zu den Restaurantbetreibern gewahrt, um mir objektiv ein Bild von der Lage zu machen. Nur so konnte ich überhaupt all die Jahre durchhalten. Denn zum Teil sind schon harte Schicksale dabei.“ Gleich bei seinem ersten Fall, dem asiatischen Restaurant von Phung Banh (56) in Eimsbüttel, fiel es dem Profi schwer, distanziert zu bleiben.
Rach kam überraschend ins Lokal und war geschockt
Im November 2015 übernahm die Vietnamesin Phung Banh das vor allem bei Chinesen beliebte Lokal „China King“ in der Schäferkampsallee 41. Die Gäste kamen, jeden Tag war etwas los. Trotzdem war Frau Banh nicht von der Ausstattung und dem Konzept der Gaststätte überzeugt, für eine Veränderung fehlte ihr jedoch der Mut. Das größte Problem: die Sprachbarriere zwischen ihr und den Stammgästen. „Ich spreche kein Chinesisch, ich sehe nur so aus“, erklärt sie lachend.
Die Besucher vermissten den Austausch, fragten ständig nach dem früheren Inhaber, der Chinese war. Die Situation überforderte Frau Banh immer mehr. Kurzerhand schrieb sie Christian Rach über das Kontaktformular auf seiner Homepage eine Nachricht. „Nur zwei Tage später hat er sich gemeldet und gesagt, dass er mir helfen will. Ich hatte einfach Glück“, erinnert sie sich.
Das war im November 2016, kurz danach kamen Rach und sein Kamerateam zum ersten Mal ins „China King“. Und zwar zum Überraschungsbesuch. „Sie wollten sehen, wie es in dem Restaurant wirklich läuft und das auch den Zuschauern zeigen“, sagt die 56-Jährige. Als der Profi-Koch bei ihr auf der Matte steht, ist gerade eine 30-köpfige Reisegruppe im Lokal, es gibt jede Menge zu tun.
Die Vietnamesin kocht jetzt auch vietnamesisch
Der „Restauranttester“ ist geschockt: Die Atmosphäre findet er erdrückend, die Speisekarte ist zu groß, auch das Essen selbst kann ihn nicht überzeugen. „Ausgerechnet an dem Tag ist mir der Reis nicht gelungen, das ist mir davor noch nie passiert“, erinnert sich die Inhaberin.
Um Phung Banh habe er sich besonders viele Sorgen und Gedanken gemacht, erzählt Christian Rach im Interview mit dem Abendblatt. Es sind die persönlichen Geschichten der Menschen, die Rach dieses Mal nicht losgelassen haben. „Die Menschen haben mich bis in den Schlaf verfolgt“, sagt der 59-Jährige. „Das kannte ich bis dahin nicht.“ Es sei häufig vorgekommen, dass er am nächsten Morgen noch mal alles neu drehen ließ. „Ich habe dann über Nacht festgestellt, dass der Fall so nicht zu lösen ist – und dann entschieden, am nächsten Morgen alles infrage zu stellen und mit einem neuen Konzept und Ideen zu beginnen.“
Für das „China King“ ordnet Rach eine komplette Neugestaltung an. Das alte, leicht angestaubte Mobiliar muss weichen, die gelben Wände werden grau, der Teppichboden im hinteren Teil des Gastraumes wird gegen einen edlen Holzbelag getauscht. Knapp zwei Monate dauern die Umbaumaßnahmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Statt großer Tische gibt es jetzt mehrere Sitzgelegenheiten für Paare und kleine Gruppen. Die Möbel wirken geschmackvoll und modern, die Dekoration ist mit viel Liebe ausgewählt.
Auch die Speisekarte wurde grundlegend geändert. Sie ist übersichtlicher geworden. Statt chinesischer Speisen gibt es nun vor allem vietnamesisches Essen wie die würzige Pho-Suppe, frische Sommerrollen, vietnamesische Pfannkuchen oder süßen Reis mit Mango zum Dessert. „Auf der Karte stehen alle Gerichte, die ich selbst gern esse“, sagt Phung Banh.
Restaurant ist Abwechslung zum Alltag als Ärztin
Doch das neue Interieur und die Umgestaltung haben ihren Preis, und den muss die Inhaberin selbst zahlen. „Für die Möbel habe ich einen Kredit aufgenommen, die Schulden zahle ich jetzt ab“, sagt sie. „Zum Glück habe ich noch einen anderen Job. Eigentlich bin ich Gynäkologin, meine Praxis ist in Winsen an der Luhe.“
Ein eigenes Restaurant sei schon immer ihr großer Traum gewesen, erzählt Phung Banh, die 1979 aus Vietnam nach Deutschland zog. „Ich komme aus einer Gastronomie-Familie. Schon als Studentin habe ich im Lokal ausgeholfen.“ Die Arbeit im Restaurant, das mittlerweile „Phung Banh“ heißt, sei eine tolle Abwechslung zum Alltag als Ärztin. Die Einnahmen möchte sie Projekten für psychisch Kranke spenden.
Ob die Aktion mit Christian Rach ein Erfolg war? „Ich bekomme viele positive Rückmeldungen zum Umbau. Aber ob das Konzept wirklich bei den Gästen ankommt, werde ich erst in ein paar Monaten wissen.“