Alsterdorf. Neue Ermittlungsgruppe hat bereits ein Verbrechen von 1978 aufgeklärt

Alte sogenannte kalte Fälle, Tötungsdelikte und Vermisstenfälle, bei denen man davon ausgehen muss, dass der Gesuchte Opfer eines Verbrechens wurde, sind die Fälle der Ermittlungsgruppe (EG) „Cold Case“, so LKA-Chef Frank Martin Heise. Jetzt zeigte sich die vierköpfige Gruppe um Kriminalhauptkommissar Steven Baack erstmals in der Öffentlichkeit. Sie sollen, so Heise, „alte, länger zurückliegende Fälle mit einem neuen, einem unvoreingenommenen kriminalistischen Blick betrachten“ und Spuren mit neuen technischen Möglichkeiten auswerten. Dabei hat man bewusst auf erfahrene Beamte gesetzt, die bislang noch nicht in der Mordkommission gearbeitet haben, die im Alltag für solche Fälle zuständig ist. Das Motiv der Polizei für die Einrichtung der Ermittlungsgruppe fasst Heise so zusammen: „Wer einen Menschen ermordet hat, soll sich niemals sicher sein können, dass er nicht doch noch eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen wird.“

Einen ersten Erfolg gibt es, nachdem die Ermittlungsgruppe im Oktober vergangenen Jahres die Arbeit aufnahm. Ein Fall aus dem Jahr 1978 konnte aufgehellt werden. Der Mann, den die Polizei für den Täter hält, ist aber seit 20 Jahren tot. Er stand wegen der Tat vor Gericht und wurde schließlich freigesprochen.

Heute weiß man, dass ein Gutachten von Gerichtsmedizinern über den Zeitpunkt des Todes des Opfers falsch war und der Beschuldigte dadurch ein Alibi für den vermuteten Tatzeitraum hatte. Für eine neue Verurteilung eines bereits verurteilten Menschen hätte das aber nicht gereicht. Ein Pyrrhussieg ist es für Heise dennoch nicht. Ein Ziel sei es auch, Angehörigen Gewissheit zu geben, wer für die Tat verantwortlich ist.

Aktuell bearbeitet die EG einen Mordversuch von 1976. Damals war ein Mann in den Boberger Dünen, wo er mit einer Frau ein Schäferstündchen hatte, aus einem Auto gezerrt, gefesselt und durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt worden. Nach so langer Zeit könnten Zeugen, die damals an dem von „Fremdgehern“ und „Spannern“ gleichermaßen beliebten Platz etwas gesehen haben, die Scheu vor einer Aussage verloren haben.

Über die anderen Fälle schweigen sich die Ermittler aus. Nur, dass auch der Vermisstenfall Hilal Ercan dabei ist, gab der EG-Leiter preis. Die damals Zehnjährige verschwand 1999 in Lurup. Intensiv hatte die Polizei jahrelang und vergeblich in dem Fall ermittelt.

Die anderen drei Fälle, an denen die vier Ermittler bereits arbeiten, blieben unbekannt. Keine Antwort konnte oder wollte man auch darauf geben, wie viele Fälle die Ermittlungsgruppe potenziell bearbeiten wird. Auch rund ein halbes Jahr hat man laut Polizei noch keinen Überblick, welche und wie viele der nicht aufgeklärten Tötungsdelikte für die Ermittlungsgruppe als Fall infrage kommen.