Hamburg. Auch Vater eines 19-jährigen Verdächtigen äußert sich zu der angeblichen Misshandlung eines Mitschülers in dem Hamburger Internat.

Nach den Vorwürfen, dass zwei Nachwuchssportler (18 und 19 Jahre) am Elite-Internat des Hamburger Olympiastützpunkts (OSP) über Monate einen Mitschüler (14) gequält und misshandelt haben sollen, hat sich der Vater eines der Beschuldigten zu Wort gemeldet. Sein Sohn sei unschuldig, erklärte er gegenüber dem Nachrichtenportal „shz.de“.

Der Anwalt des 19-Jährigen sprach von einem „Jungen-Spaß“. Der Verteidiger stützt sich offenbar auf Aussagen, in denen Zeugen unter anderem erklären, dass das vermeintliche Opfer während der fraglichen Zeit im Internat nicht einen einzigen blauen Fleck gehabt habe.

Unter anderem soll der 19-Jährige das mutmaßliche Opfer gezwungen haben, in einen Pappkarton zu steigen, der anschließend zugeklebt wurde.

Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung

Die Staatsanwaltschaft Kiel wirft dem mehrfachen deutschen Meister im Badminton Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung vor und hat deshalb vor dem Amtsgericht Neumünster Anklage erhoben. Gegen den zweiten Beschuldigten (18), ein Mitglied des Schwimm-Kaders, ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.

Die Beschuldigten sollen im OSP in der Nordschleswiger Straße in Dulsberg den jüngeren Mitschüler über Monate immer wieder drangsaliert und geschlagen haben. Sie sind seit Bekanntwerden der Vorwürfe vom Internat suspendiert.

Neuer Richtlinienkatalog

Beim Olympiastützpunkt haben die Vorwürfe jedenfalls für eine rasche Reaktion gesorgt, es soll dort mittlerweile einen neuen Richtlinienkatalog geben. Darin soll es unter anderem heißen, Auspeitschungen, Fesselungen, Einsperrungen, Schläge oder körperlicher Missbrauch aller Art seien verboten.

Auch das Präsidium des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) hat sich jetzt zu den Berichten über Kindesmisshandlung im OSP zu Wort gemeldet. "Konkreter Umfang und Schwere der von der Bild erhobenen Vorwürfe aus Ende 2015/Anfang 2016 können derzeit durch den DBV nicht bestätigt werden. Aktuell sieht der Verband keinen weiteren Handlungsbedarf", heißt es in einer Mitteilung. Die Bild-Zeitung hatte bereits berichtet, dass zwei Nachwuchs-Hoffnungen im Badminton und Schwimmen im Elite-Internat einen damals 14 Jahre alten Mitschüler über einen längeren Zeitraum gequält, geschlagen und gedemütigt haben sollen.

Die Verantwortlichen im DBV wollen wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens keine weiteren Stellungnahmen zum Vorfall abgeben.