Hamburg . Er ist die Kodderschnauze im Großstadtrevier: Jan Fedder im Interview über Siegfried Lenz, Jürgen Roland – und seine große Liebe.
1992 war er „Der Neue“ im „Großstadtrevier“, heute ist er ein Urgestein der TV-Serie: Schauspieler Jan Fedder (62) ist als Dirk Matthies zum Star des ARD-Dauerbrenners geworden. Amkommenden Montag (18.50 Uhr) startet die Kultserie vom Hamburger Kiez in die 30. Staffel. Im Interview vergleicht Fedder die Liebe zum „Großstadtrevier“ mit der zu seiner Frau Marion - und sich selbst mit Dirk Matthies: „Inzwischen unterscheidet uns beide kaum noch etwas, ist alles fast ineinander verschmolzen.“
Bevor Sie als Dirk Matthies Ihren Dienst angetreten haben, hatten Sie einzelne Auftritte im „Großstadtrevier“. Warum hat es bis Folge 37 gedauert, bis Sie dauerhaft eingestiegen sind?
Jan Fedder: Ich habe damals lange gebraucht, um mich selbst zu überzeugen, weil ich zu der Zeit sicherlich auf der anderen Seite stand. Ich wohnte ja auch damals schon auf St. Pauli – und dann kriegst du als St. Paulianer plötzlich das Angebot, einen Bullen zu spielen. Da musst du sehr lange nachdenken. Auf St. Pauli haben sich alle über diese Idee kaputtgelacht, aber sie haben mich akzeptiert. Heute kann ich nur sagen: Es war die richtige Entscheidung. So lange schon dabei - großartig! Hätte mir das früher jemand prophezeit, hätte ich gelacht.
Hatten Sie nie die Sorge, als Schauspieler für alle Zeiten auf die Rolle des Kiez-Polizisten festgelegt zu werden?
Fedder: Nö! Irgendwann kriegst du zwar weniger Angebote, weil alle wissen, dass du ausgebucht bist. Aber ich spiele den Polizisten im „Großstadtrevier“, ich tobe mich aus als Komödiant in „Büttenwarder“, und ich mache immer wieder mal einen Spielfilm als Charakterdarsteller – was will der Mensch mehr? „Großstadtrevier“ drehen wir ab 14. März weiter, „Büttenwarder“ im Sommer. Und mit Produzent Markus Trebitsch, mit dem ich den „Hafenpastor“ gemacht habe, plane ich eine Geschichte, die so klasse ist, dass sie fast ein Siegfried-Lenz-Stoff sein könnte.
Wie stark mischen Sie sich noch in die Geschichten ein, die fürs „Großstadtrevier“ umgesetzt werden?
Fedder: Eigentlich kaum noch. Neulich gab es zwar mal ein Buch, das habe ich ziemlich umgeschrieben. Eine Räubergeschichte, die stimmte vorne und hinten nicht. Und da ich ja selbst mal ein bisschen „Räuber“ war, musste ich da einfach ran. Aber insgesamt ist das jetzt so eine Maschinerie – die läuft im Gegensatz zu früher von alleine. Außerdem bin ich kein anstrengender Schauspieler. Ich spiele meine Sachen, und wenn ich etwas ändern will, mache ich das spontan und direkt. Und dann geiht dat los!
Was hat sich verändert in all den Jahren, die Sie dabei sind?
Fedder: Heute ist natürlich vieles anders als damals. Mit Jürgen Roland haben wir Dinger gedreht, die viel näher an der Realität dran waren. Allein schon wie wir geraucht haben wie die Schlote! Vieles von damals ist aber heute bei dem Anstand der Filme eben nicht mehr machbar. Jürgen hat mich geliebt, ich habe ihn geliebt, so konnten wir tun und lassen was wir wollten. Aber die Hauptsache beim „Großstadtrevier“ ist ohnehin, dass die Hauptrolle die Freie und Hansestadt Hamburg spielt. Hamburg ist der Star der Serie. Dann kommt lange nix und dann erst wir.
Und wie lange wollen Sie noch dem „Großstadtrevier“ treu bleiben?
Fedder: Ich bin jetzt 20 Jahre mit meiner Marion zusammen, das ist eine unendliche, tiefe, große Liebe - und so geht es mir auch mit dem „Großstadtrevier“. Natürlich ist mir der Dirk ans Herz gewachsen. Inzwischen unterscheidet uns beide kaum noch etwas, ist alles fast ineinander verschmolzen. Die Entscheidung weiterzumachen, liegt ja nicht nur bei mir, aber ich würde es gerne so lange es nur irgendwie geht. Gesundheitlich erlebe ich seit langem ein Auf und Ab. Im Moment ist es wieder ganz gut, die letzten Wochen waren es nicht. Ich kann leider nie sagen, wann, wo, wie, was.
Zur Person Jan Fedder
Jan Fedder ist ein echter Hamburger Jung - dort geboren, aufgewachsen und nach wie vor in der Hansestadt lebend. In Wolfgang Petersens Kinoerfolg „Das Boot“ (1981) war er als Bootsmaat Pilgrim an Bord, in „Neues aus Büttenwarder“ ist er seit bald 20 Jahren Bauer Brakelmann. Er bekam mehrere Preise, darunter den Deutschen Fernsehpreis für seine Hauptrolle in „Der Mann im Strom“ nach Siegfried Lenz und verschiedene Ehrenkommissarstitel der Polizei.