Hamburg. 80 Beschäftigte steuern von Hamburg aus das Geschäft mit Luxus-Apartments in Prora und mehr. Doch ein Gesetz bereitet Sorgen.

Wohl jeder, der schon einmal in Dänemark Strandurlaub gemacht hat, kennt die Logos von Novasol oder ihrer Tochtergesellschaft Dansommer. Doch schon längst ist die Firmengruppe nicht mehr nur auf ihrem Heimatmarkt aktiv. „Novasol ist mit 47.000 Ferienhäusern, die wir exklusiv im Angebot haben, die Nummer eins in Europa“, sagt Bernd Muckenschnabel, Aufsichtsratsvorsitzender des Kopenhagener Konzerns und zugleich Chef des Deutschland-Geschäfts mit insgesamt rund 80 Beschäftigten in Hamburg-Hammerbrook.

„Noch immer hat Skandinavien dabei das größte Gewicht, aber Südeuropa holt kräftig auf“, sagt Muckenschnabel zum Abendblatt. „Dabei ist Kroatien ein echter Hit. Dort haben wir jetzt schon 10.000 Ferienhäuser im Programm.“ Aber auch an der deutschen Ostseeküste stößt man auf das breite rote „N“ - zum Beispiel an einem Ort, an dem man es nicht unbedingt vermuten würde: Im längsten Gebäude der Erde, dem noch unter den Nationalsozialisten errichteten „Koloss von Prora“ auf Rügen, bietet Novasol seit dem vergangenen Jahr 150 Luxus-Apartments an.

Novasol gehört seit 2002 zu einem US-Konzern

Anders als in Skandinavien vermietet das Unternehmen in Deutschland typischerweise nicht verstreut liegende, teils womöglich von den privaten Eigentümern genutzte individuelle „Sommerhäuser“, sondern Objekte in kompletten Ferienhausdörfern wie etwa in Olpenitz an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. „Als wir unsere Planungen für erste Ferienhausparks an der Ostsee vorstellten, stießen wir zunächst auf Widerstand“, sagt Muckenschnabel. „Aber man hat schnell festgestellt, dass wir für die betreffende Region einen Mehrwert schaffen und auch andere Vermieter profitieren.“ Novasol sichere Arbeitsplätze in Gegenden, aus denen gerade die jungen Menschen sonst eher abwandern würden: „Wir sorgen für Beschäftigung bei Handwerkern, in der Gastronomie und im Einzelhandel.“

Vor gut 20 Jahren habe das Unternehmen damit begonnen, den Markt für die Vermietung privater Ferienhäuser in Deutschland überhaupt erst zu entwickeln: „Dabei haben sich mit dem Mauerfall ganz neue Möglichkeiten ergeben“ - selbst in der Metropolregion Hamburg: „Ein Beispiel dafür ist die Insel Poel, nur 75 Minuten mit dem Auto von Hamburg entfernt.“

2200 Ferienhäuser im Programm

Aktuell hat Novasol 2200 Ferienhäuser in Deutschland im Programm. Die meisten davon liegen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, aber auch im Harz ist das Unternehmen vertreten. „In Deutschland sehen wir im Hinblick auf den Ferienhaus-Markt den größten Nachholbedarf in Europa“, sagt Muckenschnabel. „Wir stehen hier ganz am Anfang.“

Dabei profitiere Novasol von einem Trend, der seit einigen Jahren an Bedeutung gewinnt: „In politisch turbulenten Zeiten suchen gerade Familien nach Sicherheit, wenn es um das Urlaubsziel geht.“ Skandinavien gelte als eine der sichersten Regionen, aber auch die bei den Deutschen ohnehin zunehmende Lust am Urlaub im eigenen Land werde durch diesen Faktor noch verstärkt.

Vor diesem Hintergrund ist Muckenschnabel im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Novasol-Gruppe zuversichtlich: „Wir haben uns sehr große Projekte vorgenommen. Wir wachsen, wachsen, wachsen.“

Während Novasol im Jahr 2015 fast 1,5 Millionen Gäste zählte, waren es 2016 bereits mehr als zwei Millionen. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 350 Millionen Euro. Die Firma, die 1968 als Einmannunternehmen gegründet wurde, gehört seit 2002 zum amerikanischen Wyndham-Worldwide-Konzern, der nach eigenen Angaben mit mehr als einer halben Million Zimmern und Marken wie Ramada und Tryp eine der größten Hotelketten der Welt ist.

Wimdu-Kauf sorgte für Aufsehen

Nach aktuellem Stand wird Novasol in der diesjährigen Hauptsaison europaweit mehr als 1750 Beschäftigte haben. Etwa 250 von ihnen kamen erst durch drei Zukäufe in den vergangenen Monaten hinzu. Zwei der zugekauften Firmen sind nicht im traditionellen Geschäft der Urlaubsunterkünfte im Grünen aktiv, sondern vermitteln Ferienwohnungen in Großstädten.

Aufsehen erregte Novasol dabei mit dem Kauf des Berliner Airbnb-Konkurrenten Wimdu. Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen hat weltweit mehr als 350.000 Unterkünfte im Programm. In Hamburg sind es knapp 500, darunter 140 private Zimmer.

Geschäft leidet unter den Gesetzen

„Wir möchten eine stärkere Position im Bereich ,Share Economy‘, also der Ökonomie des Teilens, erlangen“, sagt Muckenschnabel. Allerdings gibt es hierbei noch einige juristische Hemmnisse: Vor allem in Berlin gelten strenge Gesetze gegen die „Zweckentfremdung“ von privatem Wohnraum durch Untervermietung an Touristen. In der kommenden Woche findet speziell zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin statt; auch Politiker nehmen daran teil.

In Hamburg gibt es zwar auch ein Wohnraumschutzgesetz, es ist aber etwas liberaler formuliert als das in der Hauptstadt. „Ja, das Geschäft leidet sehr unter den Gesetzen“, räumt Muckenschnabel ein. „Es ist schlicht und ergreifend eine Katastrophe.“

Doch auch rein betriebswirtschaftlich gesehen muss die Novasol-Firmenleitung im Hinblick auf die neue, chronisch defizitäre Tochter auf Besserung hoffen: „Wimdu arbeitetet in diesem Jahr auf eine schwarze Null hin.“