Hamburg. Anfang Februar wurde die große Sauberkeitsoffensive angekündigt. Verantwortliche sprechen aber von „schwierigem Publikum“

Unrat auf dem Boden, überquellende Mülleimer, Zigarettenkippen auf dem Boden, Fahrradleichen und leere Kaffeebecher. Anfang Februar hatte die Stadtreinigung Hamburg (SRH) eine große Sauberkeitsoffensive mit neuen Geräten angekündigt, doch der Zustand rund um den Hauptbahnhof lässt noch immer zu wünschen übrig. Die Reinigungskräfte, die hier im Auftrag der Stadtreinigung den ganzen Tag im Einsatz sein sollten, zeigen sich nur selten. Ebenso der viel gepriesene neue Sauger „Glutton“, der bei wiederholten Abendblatt-Besuchen nur ein einziges Mal zu sehen war – ungenutzt herumstehend.

Geplant war eine regelmäßige Reinigung zwischen 6 und 22 Uhr. Doch: „Man sieht noch keine Verbesserung“, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn Hamburg. Das liege vor allem an dem „schwierigen Publikum“, das sich besonders an der Südseite zur Kirchenallee aufhalte. Ein Sicherheitsbeamter, der seinen Namen nicht nennen will, ist da deutlicher: „Probleme gibt es gerade mit Alkoholisierten, Punks, Obdachlosen und Migranten aus Osteuropa. Die Lage ist ziemlich schwierig. Es wird schon mehr gereinigt, aber durch das besagte Publikum bringen auch zusätzliche Reinigungen nachts wenig.“

Auch die Passanten sind genervt. „Von einem neuen Konzept merkt man nichts“, sagt ein Hamburger Ehepaar, das hier häufig längsgeht, aber ebenfalls anonym bleiben will. „Die neuen Geräte müssten viel häufiger benutzt werden.“ Besonders störend seien die vielen Kippen auf dem Boden.

Auch Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg, schiebt dem „schwierigen Publikum“ rund um den Bahnhof den Schwarzen Peter zu. „Unsere Reinigungskräfte sind bemüht, die Lage in den Griff zu bekommen“, sagt er. Doch man dürfe von den Reinigungsaktivitäten keine Wunder erwarten. So dauere es zwei bis drei Stunden, um allein die Flächen und Papierkörbe zwischen Ohnsorg-Theater und Steintordamm/Ecke Kirchenallee zu reinigen. Unmittelbar nach der Reinigung, also quasi hinter dem Besen, beginne bereits die Neuverschmutzung.

„Die Erwartung, dass es zu jeder Zeit an jedem Ort rund um den Hauptbahnhof vollständig sauber ist, können wir nicht erfüllen“, sagt Fiedler. Jetzt werde überlegt, die Reinigungsaktivitäten noch stärker auf die Eingangsbereiche zu konzentrieren. Auch Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirks Mitte, sagt: „Der Bahnhof wird nie klinisch rein sein können. Es ist nun mal ein Bahnhof.“

Doch was ist mit den Fahrradstellplätzen, die Bezirksamtsleiter Falko Droßmann regelmäßig kontrollieren lassen wollte? Ohne Reifen, mit bereits rostigem Fahrradschloss oder Müll im Korb besetzen sie auch jetzt noch viele Fahrradständer und Geländer. An keiner dieser Fahrradleichen prangt eine Markierung, die den Besitzer beziehungsweise die Stadtreinigung auffordert, sie zu entfernen. Die letzte große Aufräumaktion war im Dezember von Droßmann werbewirksam vollzogen worden. Eigentlich sollten die Fahrradständer einmal wöchentlich überprüft werden. Eine nächste Kontrolle, so Weiland, sei nächsten Mittwoch geplant.

Die einzige konkret wahrnehmbare Verbesserung: Der Gestank der Pissoirs hat durch die regelmäßige Reinigung mit einem nächtlich eingesetzten Hochdruckreiniger deutlich abgenommen. Und die Abwasser-Auswurfanlage des Bunkers im Bereich Kirchenallee wurde inzwischen abgetragen – sie steht somit nicht länger als Ablage für Bier- und Schnapsflaschen zur Verfügung.

Pro-Bahn-Sprecher Naumann könnte sich als weitere Maßnahme zur Vertreibung des unerwünschten Publikums ein Café am Glockengießerwall vorstellen. Für SRH-Sprecher Reinhard Fiedler sind neben der Drogen- und Trinkerszene auch der schlechte bau­liche Zustand, die verdreckten Scheiben und die „unansehnliche Farbgebung“ des Hauptbahnhofs daran schuld, dass dieser von den meisten Passanten als schmuddelig empfunden wird. Daran werde von den Verantwortlichen gearbeitet.