Schnelsen. Dagmar L. bangte zwei Tage um das Leben ihrer Schörli. Dann nahm die Polizei die zwei mutmaßlichen Täter fest

Schörli ist eine putzmuntere Hündin – auch wenn sie mit ihren zehn Jahren nicht mehr die jüngste ist. Frauchen Dagmar L. streicht ihrem weißen Malteser liebevoll über den Kopf. „Ich bin so glücklich, dass sie wieder bei mir ist“, sagt die 68-Jährige.

Hinter Dagmar L. und Schörli liegt ein nervenaufreibendes Entführungsdrama. Am vergangenen Mittwoch, gegen 22 Uhr, geht die 68-Jährige mit ihrem Hund auf dem Mania-Altmann-Weg Gassi. Schörli ist nicht angeleint, hält aber brav Schritt. Plötzlich stürmen zwei Männer auf sie zu. „Es war so dunkel, ich habe niemanden erkannt. Einer nahm Schörli auf den Arm, dann rannten sie weg“, sagt Dagmar L. Nach einer Nacht ohne Schlaf hängt sie am nächsten Morgen Plakate mit Bildern ihrer Hündin in Tatortnähe auf. Und verspricht demjenigen, der ihr Schörli zurückbringt, eine Belohnung von 500 Euro. Die Erpressung macht schnell die Runde in der Nachbarschaft. „Viele Anwohner kamen auf mich zu, schenkten mir Blumen zum Trost“, sagt Dagmar L.

Am Donnerstag meldet sich telefonisch einer der Kidnapper bei ihr: Sie erhalte ihren Hund zurück – gegen ein Lösegeld von 10.000 Euro. Die Stimme des Anrufers kommt Dagmar L. bekannt vor. „Er sprach mit verstellter Stimme, mit so einem jugoslawische Akzent, aber ich habe ihn erkannt. Ich sagte dann: Das bist doch du, Alex – das hat er aber verneint.“ Zum ersten Mal getroffen habe sie „Alex“, als er im Sommer 2016 vor ihrem Wohnhaus skatete, sagt Dagmar L. Sie und der junge Mann seien miteinander ins Gespräch gekommen, danach hätten sie sich noch ein paarmal gesehen. Seinen richtigen Namen – Ber­han C. (Name geändert) – habe der 16-Jährige ihr jedoch nicht verraten. „Für mich war er immer nur „der Alex“.

Zum Schein geht die 68-Jährige auf die Forderung des Erpressers ein und vereinbart im nahe gelegenen Wassermannpark die Übergabe des Hundes. Natürlich hat die 68-Jährige da längst die Polizei verständigt. Am Freitagnachmittag schnappt die Falle zu: Als die beiden mutmaßlichen Entführer – Berhan C. und Mirko B. (18) – mit Schörli im Park auftauchen, nehmen Beamte die Männer fest. Während Dagmar L. ihre Schörli überglücklich in die Arme schließt, werden die Täter auf die Niendorfer Polizeiwache gebracht. Sie kommen aber kurz darauf wieder auf freien Fuß, weil keine Haftgründe vorliegen.

Bei der Recherche am Dienstag traf das Abendblatt zufällig auf Berhan C. Der polizeibekannte Jugendliche, Spitzname „Jackson“, lebt in der Nachbarschaft von Dagmar L. Er habe die Dame nicht erpresst, sagt er. Als gut verdienendes „Fashion-Model“ und Instagramm-Star habe er das gar nicht nötig.