Hamburg. Sports-Dome in der HafenCity soll trotz Pleite des Namenssponsors realisiert werden. Sports-Dome-Chef sucht dennoch Alternativen.

Die Pläne zum Bau einer Trendsport-Halle in der HafenCity sind trotz der Insolvenz mehrerer Unternehmen des bisherigen Namensgebers Care-Energy nicht gefährdet. Das sagte Leif Bachorz, einer der beiden Geschäftsführer der Sports-Dome GmbH, am Wochenende dem Abendblatt. „Das Projekt ist von der aktuellen Entwicklung in keiner Weise tangiert. Für uns ändert sich nichts“, sagte Bachorz. Die Insolvenz stelle die geplante Halle für Trendsportarten weder grundsätzlich infrage noch den Zeitplan des Projekts. „Wir wären 2019 gern unter dem Namen Care-Energy Sports-Dome an den Start gegangen. Das wird jetzt anders kommen“, sagte der Geschäftsführer.

Mehr als 100 Mitarbeiter betroffen

Zuvor war am Freitag – knapp einen Monat nach dem plötzlichen Tod von Firmengründer Martin Kristek im Alter von 44 Jahren – über mehrere Unternehmen des Hamburger Stromanbieters und -dienstleisters ein Insolvenzverfahren eröffnet worden: die Care Energy AG, die Care-Energy-Holding GmbH und die Care-Energy Management GmbH. Der Rechtsanwalt Jan Wilhelm wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Care-Energy versorgt nach Angaben des Unternehmens noch rund 12.500 Kunden in Deutschland mit Strom und 2000 mit Gas sowie 12.900 Kunden in Österreich mit Strom. Der Geschäfts­betrieb werde im vorläufigen Insolvenzverfahren fortgesetzt und die Kunden weiterhin beliefert, hieß es. Von der Insolvenz betroffen seien mehr als 100 Mitarbeiter in Deutschland und Österreich, die meisten davon an den Standorten Hamburg und Bremen. Am Standort an der Dessauer Straße auf dem Kleinen Grasbrook ist die Mehrzahl der Care-Energy-Mitarbeiter tätig. Die Gehälter der Beschäftigten seien für die kommenden drei Monate gesichert, hieß es.

Wechselvolle Geschichte

„Vorrangiges Ziel des Insolvenzverfahrens ist es, nach Möglichkeit einen Geschäftsbetrieb im Energiebereich auf Basis der Zusammenarbeit der drei Unternehmen fortzusetzen“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Wilhelm. „Dabei gilt es, die Unternehmen zu restrukturieren und zu sanieren.“

Nach dem Tod von Kristek am 21. Januar in Hamburg waren der zuvor für die Unternehmenskommunikation zuständige Marc März und Technikchef Abdelmajid Tareq als Notgeschäftsführer für Unternehmen der Gruppe benannt worden. Sie hätten nach Einblick in die Zahlen die Insolvenz angemeldet. Unternehmensgründer Kristek war zuvor alleiniger Geschäftsführer gewesen. Die drei Unternehmen könnten nicht wie vorgeschrieben 90 Prozent der bestehenden Forderungen aus liquiden oder kurzfristig zu beschaffenden Geldmitteln decken.

Die Unternehmen der Care-Energy-Gruppe haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Kristek lag mit Stromnetzbetreibern, der Bundesnetzagentur sowie Verbraucherzentralen im Clinch. Er warf Netzbetreibern vor, Stromversorger mit falschen Zahlen zu versorgen, und der Netzagentur, die Betreiber nicht zu kontrollieren. Zudem hatte Kristek eine verschachtelte Unternehmenskonstruktion gefunden, mit der er meinte, als „Energiedienstleister“ und nicht als Versorger aufzutreten und damit keine Umlage nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) zahlen zu müssen. Mit dieser Rechtskonstruktion konnte er sich bei der Bundesnetzagentur aber nicht durchsetzen.

Gespräche mit anderen potenziellen Partnern

Care-Energy war zuletzt in eine Vielzahl von gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Kunden, Behörden und Lieferanten verwickelt. Umstritten waren auch Abrechnungen und Forderungen an Kunden. Im Internet fanden sich Betroffene zusammen, die Vorwürfe gegen Care-Energy verbreiteten.

Im Sommer 2016 hatte sich die Auseinandersetzung verschärft: Die AG kündigte nach eigenem Bekunden ihren Vertrag mit dem Netzbetreiber Tennet fristlos wegen falscher Mengenprognosen, der Netzbetreiber 50Hertz stellte die Belieferung von Care-Energy wegen fehlender Zahlungen ein. Deshalb wechselten automatisch Tausende Kunden zum Grundversorger ihrer Region. In Hamburg waren nach Angaben des Grundversorgers Vattenfall davon 2700 Care-Energy-Kunden betroffen. AG-Chef Marco Wiebelt sprach damals von einem Verlust von 75 Prozent der Kunden. Zu Spitzenzeiten sollen einst 200.000 Kunden Verträge mit Care-Energy-Firmen über Stromlieferungen geschlossen haben.

Die Unternehmer hinter dem geplanten Sports-Dome hatten trotz der Turbulenzen im vergangenen Jahr und auch nach dem Tod von Kristek an der Zusammenarbeit festgehalten. Geplant war, dass Care-Energy das Energiekonzept der Trendsporthalle konzipiert und im Gegenzug die Namensrechte erhält. „Es war eine tolle Zusammenarbeit“, betonte Sports-Dome-Geschäftsführer Bachorz­ am Wochenende. Gleichwohl habe das Unternehmen bereits Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass Care-Energy als Partnerfirma ausfalle. Bachorz: „Wir werden jetzt mit anderen potenziellen Partnern reden.“