St. Pauli. Ins fünfstöckige Geschäftshaus sollen Kleinbetriebe – doch das Projekt hat einen Verlierer

Die Rindermarkthalle bekommt einen neuen Nachbarn. Am Neuen Pferdemarkt, Ecke Neuer Kamp, wo jetzt noch zwei backsteinerne Flachbauten stehen, soll bis 2020 ein fünfstöckiges Büro- und Geschäftshaus entstehen. Hinter dem Projekt mit dem Namen „Built in St. Pauli“ steckt eine Baugemeinschaft aus vier Unternehmen, die vier der fünf Etagen selbst nutzen wollen: ein Projektentwickler, die Steg, ein Verkehrsplaner und die Marlenmacherei. Ihnen soll das Grundstück per Erbbaurecht von der städtischen Sprinkenhof-Gesellschaft übertragen werden. Der Baubeginn ist für Ende 2018 geplant.

Im Erdgeschoss sollen „Gründer, Einrichtungen mit einem starken Stadtteilbezug und Gewerbe“ die Möglichkeit bekommen, „ihre Ideen zu realisieren“. „Wir sind seit 20 Jahren im Stadtteil verankert“, sagt Steg-Prokurist Kurt Reinken, „uns liegt daran, dass sich die Marke St. Pauli in diesem Objekt wiederfindet.“ Man wolle inhabergeführten, kreativen Betrieben eine Chance geben, in dem Stadtteil Fuß zu fassen, am liebsten Handwerkern oder Manufakturen.

Doch das Projekt könnte einen großen Verlierer haben: das Maharaja. Das indisch-ayurvedische Restaurant ist erst im November in den nördlichen Flachbau eingezogen. Den Mietvertrag mit einer jetzt noch achtjährigen Laufzeit hatte es vom etablierten Vorgängerlokal Feuerstein übernommen. Allerdings hat sich die Sprinkenhof bei der Neuvermietung das Sonderrecht vorbehalten, den Vertrag mit einer Frist von sechs Monaten zu kündigen.

„Wären mir die Neubaupläne bekannt gewesen, hätten wir das nicht gemacht“, sagt Maharaja-Inhaberin Kathrin Guthmann. Sie hatte eine Abstandszahlung in Höhe von „mehreren Hunderttausend Euro“ an den Feuerstein-Betreiber geleistet. Eine Investition, die sich innerhalb weniger Jahre unmöglich wieder einspielen lasse. Zumal das Maharaja seinen angestammten Standort an der Detlev-Bremer-Straße voraussichtlich 2018 ebenfalls räumen muss. Guthmann: „Ich kann nur hoffen, dass sich dieses Projekt noch sehr lange hinzieht.“ Kampflos wolle sie ihren Standort jedenfalls nicht aufgeben.

Dass das Lokal in dem Neubau unterkommt, wäre für die Gastronomin „eine vernünftige Option“. Die Baugemeinschaft hat allerdings andere Pläne. Für die Nöte des Lokals fühle sich die Baugemeinschaft nicht verantwortlich: „Wir haben unsere Pläne bereits 2015 öffentlich gemacht.“