Hamburg. Neue Umfrage: Einrichtungen sind gar nicht so schlecht. Zwei Drittel der Befragten empfehlen Heim weiter. Kritik am Personalwechsel.
Häufig stehen Pflegeheime in der Kritik. Überlastetes und ständig wechselndes Personal, Missstände bei der täglichen Betreuung. Doch neue Daten aus Hamburg belegen: Die Angehörigen von Heimbewohnern sind mit der Qualität der Pflege und Betreuung größtenteils zufrieden. 78 Prozent der Befragten halten den Umgang des Personals mit den Bewohnern für "immer oder meist wertschätzend". Zwei Drittel der Angehörigen würden die jeweilige Einrichtung weiterempfehlen.
Elf Prozent würden das jedoch nicht tun. Zudem gaben nur 37 Prozent an, dass ihre zu pflegenden Angehörigen eine feste Bezugspflegekraft hätten, die alles rund um die Pflege kontinuierlich in den Blick nehme. Die überwiegende Mehrheit der Heimbewohner muss sich daher offenbar mit wechselnden Pflegekräften arrangieren.
6200 Teilnehmer
Als erstes Bundesland hatte Hamburg den Angehörigen die Möglichkeit gegeben, sich per Fragebogen zur Pflegequalität in den Einrichtungen zu äußern. 6200 Probanden hatten daran teilgenommen. „Die Angehörigenbefragung ist ein wichtiger Schritt hin zu noch mehr Qualität und Transparenz in der Pflege. Dass sich dabei schon bei der ersten Befragung ein überwiegend positives Bild abzeichnet, ist erfreulich“, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Freitag.
Wie die statistische Auswertung ergab, haben 64 Prozent der Angehörigen einen festen Ansprechpartner in der Pflegeeinrichtung. 73 Prozent schätzen die Kenntnis der Pflege- und Btreuungskräfte zum Gesundheitszustand der Bewohner als "gut oder sehr gut" ein. 30 Prozent gaben an, dass den Bewohnerinnen und Bewohnern, die dies gesundheitlich noch können, selten oder nie die Gelegenheit gegeben wird, an Veranstaltungen im Stadtteil teilzunehmen.
29 Fehltage im Schnitt
Die Angehörigenbefragung, die 2016 erstmals durchgeführt wurde, soll noch in diesem Jahr wiederholt und um eine Beschäftigtenbefragung ergänzt werden. Frühere Umfragen hatten für Hamburg alarmierende Daten ergeben. So berichtete die Krankenkasse AOK im Jahr 2015, dass Mitarbeiter in Hamburger Alten- und Pflegeheimen im Berufsvergleich am längsten krankgeschrieben sind. Sie fehlten 2015 an 29 Tagen im Schnitt. An zweiter Stelle folgten Erzieher und angestellte Lehrer sowie Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe mit je 23 Fehltagen.
Gerade die Berufe in der Altenpflege seien hohen psychischen Belastungen ausgesetzt, heißt es bei den Krankenkassen. Bundesweit geht fast jeder sechste Fehltag in der Altenpflege auf eine psychische Erkrankung zurück. Insgesamt ist der Krankenstand der elf Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten fast gleich geblieben und liegt nunmehr bei 5,2 Prozent. Hamburg liegt damit nur leicht über dem Bundesdurchschnitt.
Portal der Ersatzkassen
Für die Bewertung der Pflege hat der Verband der Ersatzkassen ein unabhängiges und kostenloses Informationsportal www.pflegelotse.de eingerichtet. Bei dem digitalen Angebot können auch Informationen zur Qualität der einzelnen Einrichtungen abgerufen werden. Es umfasst stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen. Die Adress-, Struktur- und Preisdaten der Einrichtungen werden in der Regel zweimal wöchentlich aktualisiert. Zudem erfolgt täglich die Aktualisierung der neu erstellten Transparenzberichte.