Hamburg. Bürger meldeten 2016 genau 23.481 Fälle. Stadtreinigung stellt 400 Straßenfeger zusätzlich ein. Kritik kommt von der Opposition.
Mal achtlos weggeworfener Abfall, mal illegal entsorgter Hausmüll, mal Schrott: Die Hamburger haben sich im vorigen Jahr so oft über verschmutzte Straßen beschwert wie seit Jahren nicht mehr. Das zeigt die Auswertung der zentralen Hotline „Saubere Stadt“ (040/25 76 11 11).
Demnach gab es 23.481 Beanstandungen an der Sauberkeit Hamburgs, fast 4000 mehr als 2015. Die Stadtreinigung registriert damit die höchste Beschwerdezahl seit 2008, als es 25.207 Beanstandungen gab. Der Anstieg spreche nicht für eine schmutzige Stadt oder nachlässige Straßenreinigung, sagt Unternehmenssprecher Reinhard Fiedler. „Vielmehr sind die Bürger sensibilisiert, ihr Anspruch ist gestiegen.“ Messbar sei das Sauberkeitslevel auf einer Skala von 1 (sehr sauber) bis 30 (stark verschmutzt) mit einem Wert von 9,2 gleich geblieben.
Mehr Müllverursacher ermittelt
Gleichwohl, so Fiedler, würden Straßen durch Pappbecher und das „Cornern“ – öffentliches Biertrinken auf der Straße – rapider verdrecken. 90 Prozent der Beschwerden seien binnen eines Tages erledigt worden. „Auch wenn das für uns die Kür nach der Pflicht ist“, sagt Fiedler. Es sind aber auch mehr Müllverursacher ermittelt worden – die Zahl stieg von 774 auf 1257. Als Konsequenz kündigte der rot-grüne Senat an, bis zum nächsten Jahr 400 neue Straßenreiniger einzustellen, den Strafrahmen auf 8000 Euro anzuheben und – wie berichtet – eine neue Reinigungsgebühr einzuführen. Zudem soll Hamburg bald seinen 10.000. Mülleimer bekommmen.
Für Stephan Gamm, CDU-Sprecher für Umwelt, nicht der richtige Weg: „Statt Extra-Gebühr sollte die Stadtreinigung aus dem Haushalt gestärkt werden.“ Auch der Personalbedarf müsse präziser ermittelt werden, und das Parkraummanagement könne mehr Kompetenz für Müllverstöße erhalten. Das ist auch der Ansatz von Kurt Duwe, umweltpolitischer Sprecher der FDP. Die vielen Beschwerden sieht er als Warnzeichen: „Entweder die Bürger haben ein Müllproblem oder die Stadtreinigung kann sich nicht auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.“
Seit diesem Jahr bewirtschaftet die Stadtreinigung auch die öffentlichen Toiletten, 2018 kommt die Müllentsorgung in Parks dazu. Noch im abgelaufenen Jahr fielen 6500 Beschwerden nicht in die Hoheit des Unternehmens.