Hamburg. 14 Personen klagten am Montag über Übelkeit, Augenbrennen und Reizhusten. Feuerwehr vermutet psychische Reaktion.

Es waren keine 24 Stunden seit dem Reizgas-Alarm am Flughafen vergangen, da meldeten sich schon wieder Betroffene mit Symptomen, die verdächtig jenen ähnelten, die am Sonntagmittag den Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst hatten: Augenbrennen, Reizhusten, Übelkeit.

Betroffen waren am Montagmorgen – erneut an den Kontrollstellen im Bereich der Plaza zwischen Terminal 1 und 2 – 14 Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma. Vier von ihnen wurden rettungsdienstlich versorgt, ein Mitarbeiter musste, möglicherweise wegen eines Asthma-Anfalls, ins Krankenhaus gebracht werden. Die übrigen neun meldeten sich krank.

Passagiere hatten keine Beschwerden

Ob die Mitarbeiter wie schon am Sonntag ebenfalls Reizgas ausgesetzt waren, gilt als unwahrscheinlich. Kurz nach dem Eintreffen der Feuerwehr gegen 9.30 Uhr – 19 Kräfte waren ausgerückt – ergaben Luftmessungen keine Hinweise auf Schadstoffe, allerdings zersetzt sich das Gas in der Luft auch sehr schnell. Deshalb, so Feuerwehrsprecher Werner Nölken, sei es ausgeschlossen, dass Überreste des am Sonntag ausgebrachten Reizgases noch am Montag in der Atemluft vorhanden gewesen sein könnten.

Ein weiteres Indiz gegen einen zweiten Gasaustritt: Obgleich sich auch Passagiere in dem betroffenen Bereich aufhielten, klagte von ihnen niemand über Beschwerden. „Möglicherweise waren die Symptome eine psychische Reaktion auf die Geschehnisse am Vortag“, mutmaßte ein Feuerwehrbeamter. Flughafensprecherin Janet Niemeyer sagte, die Mitarbeiter seien „durch den Vorfall am Sonntag stark sensibilisiert worden“.

Bundespolizeisprecher über Einsatz am Flughafen Hamburg

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    Flüge mussten am Montag aber weder umgeleitet noch gestrichen werden. Kurzzeitig seien aus Sicherheitsgründen drei Kontrollstellen auf der Plaza geschlossen worden, an den übrigen Schleusenstellen sei der Betrieb ganz normal weitergegangen, sagte Niemeyer. Durch den Ausfall der Schleusen sei es kaum zu erhöhten Wartezeiten gekommen, da das Fluggastaufkommen nicht sonderlich hoch gewesen sei. Um 11 Uhr gab der Flughafen Entwarnung, Polizei und Feuerwehr beendeten ihren Einsatz.

    Kartusche soll sich selbst entleert haben

    Wie berichtet, war während des Großeinsatzes am Sonntag unmittelbar an den Schleusen im Sicherheitsbereich eine Pfefferspray-Kartusche in einem Sammelcontainer für gefährliche Gegenstände entdeckt worden. Die Kartusche sei noch feucht gewesen, sagte Polizeisprecher Ulf Wundrack. Man gehe bisher davon aus, dass sie sich selbst entleert habe und die Gase über die Klimaanlage verteilt worden seien. Ein vorsätzliches Versprühen gilt zurzeit als unwahrscheinlich. Bei Durchsicht der Videoaufzeichnungen aus dem Sicherheitsbereich sei niemand entdeckt worden, der Pfefferspray versprüht habe, sagte Wun­drack. Aktuell ermittele die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen gefährlichen Körperverletzung.

    Bereits kurz nach dem Gasalarm am Sonntag waren alle Sammelbehälter für gefährliche Gegenstände im Kontrollbereich gereinigt und nach dem Vorfall am Montag sicherheitshalber ausgetauscht worden. Pro Jahr werden an den Sicherheitsschleusen rund 2800 Dosen Pfefferspray-Kartuschen abgegeben.

    Spray darf öffentlich getragen werden

    Das Spray, das auch an Jugendliche verkauft werden darf, wenn es als Tierabwehrspray gekennzeichnet ist, darf zwar im öffentlichen Bereich des Flughafens getragen, aber nicht mit an Bord genommen werden.

    Am Sonntag hatten 68 Menschen, überwiegend Luftsicherheitsassistenten, nach einem mutmaßlichen Reizgasaustritt über Beschwerden geklagt, neun von ihnen kamen ins Krankenhaus. In der Spitze waren 120 Feuerwehr- und Rettungskräfte im Einsatz, der Flugbetrieb musste für rund 90 Minuten eingestellt, der Flughafen komplett geräumt werden. Auch der Präsident Uruguays, Tabaré Ramón Vázquez Rosas, saß während der Sperre in seiner Maschine fest.

    Mehrere Flüge wurden in andere Städte umgeleitet, 14 sogar komplett gestrichen. Passagiere, die von der Sperrung unmittelbar betroffen waren, weil sie ihren Anschlussflug verpasst hatten, oder denen nach einer umleitungsbedingten Landung auf einem anderen Flughafen zusätzliche Reisekosten entstanden, müssten sich an ihre Fluggesellschaft wenden, sagte Niemeyer.