Hamburg. Hamburger Drogeriekette strebt wegen erbitterten Wettbewerbs Kooperation an. Budni möchte aber eigenständig bleiben.
Die erbitterten Preiskämpfe in der Drogeriebranche und ein hoher Investitionsbedarf zwingen die Hamburger Kette Budnikowsky zu neuen Allianzen: Nach Informationen des Abendblatts verhandelt das Familienunternehmen mit Deutschlands größter Supermarktkette Edeka über eine umfassende Kooperation. Denkbar ist die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für Einkauf, Logistik und Marketing. Eine Übernahme von Budni durch Edeka steht zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht zur Debatte.
"Konstruktive Gespräche"
„Wir prüfen derzeit unterschiedliche Optionen für die langfristige Weiterentwicklung“, sagte Unternehmenssprecherin Wiebke Spannuth. „Maßgeblich hierfür ist die Fortsetzung von Budni als eigenständiges, familiengeführtes Unternehmen.“ Eine Möglichkeit sei dabei eine Zusammenarbeit mit Edeka. „Hier sind wir in konstruktiven Gesprächen.“ Edeka wollte die Pläne nicht kommentieren. Zuerst hatte die „Lebensmittelzeitung“ über die bevorstehende Allianz berichtet.
Das Traditionsunternehmen Budni steht derzeit erheblich unter Druck und dürfte sich von der Kooperation vor allem bessere Konditionen im Einkauf von Marken wie Nivea versprechen. In Hamburg ist die Kette mit gut 180 Filialen zwar der Marktführer, bundesweit gesehen hingegen eher ein Zwerg. Für die Hanseaten wird es daher immer schwerer mit den Preisen der großen Konkurrenten dm und Rossmann mitzuhalten. Diese liefern sich einen zunehmend ruinösen Wettbewerb. Zuletzt kauften sogar Mitarbeiter von dm systematisch Sonderangebote bei der Konkurrenz auf, um sie dann in die eigenen Regale zu stellen.
Keine Lohnerhöhung
Im Geschäftsjahr 2014/15 hatte Budni zwar noch einen leicht auf 422 Millionen Euro gestiegenen Umsatz verzeichnen können, schrieb unter dem Strich mit einem Minus von zwei Millionen Euro aber rote Zahlen. Vor diesem Hintergrund hatten Chef Cord Wöhlke und seine Kinder Julia und Christoph ein Kostensparprogramm aufgelegt. So mussten die Mitarbeiter 2016 unter anderem auf eine Lohnerhöhung verzichten.
Die Lage dürfte sich durch die Maßnahmen allerdings nur bedingt gebessert haben, da Budnikowsky auch noch einen erheblichen Investitionsbedarf vor sich herschiebt. Ein Großteil der bestehenden Filialen muss modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht werden.
Marke verschwunden
Mehr und mehr sieht es zudem so aus, als könnte sich Budni mit dem kostspieligen Aufbau seiner Eigenmarkenlinie verkalkuliert haben. Um mit Budni-Klopapier, eigenem Shampoo und Budnident-Zahnpasta an den Markt gehen zu können, hatten die Hamburger die einstige Partnerschaft mit dm im Jahr 2014 aufgekündigt. Die bei den Kunden ausgesprochen beliebte dm-Marke Balea verschwand daraufhin komplett aus den Regalen.
Die nun angestrebte Allianz mit Edeka ist zumindest in Teilen eine Neuauflage. Erst 2011 hatten die Partner eine Einkaufskooperation beendet. Budni-Chef Wöhlke hatte dies damals mit den Plänen begründet, eher auf Kosmetik setzen zu wollen, wodurch die Überschneidungen in den Sortimenten sänken. Eine Einschätzung, die sich nun offenbar geändert hat.
Strategie noch offen
Während die Motive von Budnikowsky für die Allianz ziemlich klar sind, ist die Strategie von Edeka noch nicht so deutlich. Die genossenschaftlich organisierte Supermarktkette mit Sitz in der Hamburger City Nord könnte sich auf diese Weise zusätzliches Know-how im Drogeriegeschäft einkaufen. Die Spekulation der „Lebensmittelzeitung“, wonach sich Edeka den kompletten Zugriff auf Budni durch eine Kaufoption sichern will, wiesen hingegen mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen im Gespräch mit dem Abendblatt zurück.
Edeka hat erst kürzlich Kaiser’s geschluckt
Die Genossen haben derzeit eigentlich auch noch genug damit zu tun, die Teilübernahme von Kaiser’s Tengelmann zu verdauen und die Geschäfte des einstigen Konkurrenten umzuflaggen. Um die Übernahme der defizitären Kaiser’s-Kette war zwei Jahre lang gerungen worden. Das Bundeskartellamt stoppte zunächst den Verkauf an Edeka, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) legte jedoch sein Veto ein. Dagegen klagte unter anderem Rewe vor Gericht. Später zogen die Edeka-Konkurrenten ihre Klagen zurück. Rewe handelte aus, dass Edeka einen Teil der Märkte an die Kölner Handelsgruppe weiterreichen muss.
Eine weitere Übernahme durch Edeka würde vermutlich erneut das Kartellamt auf den Plan rufen, auch wenn es hier nur um den regional begrenzten Hamburger Markt und die Drogeriebranche ginge. Selbst die nun angestrebte Einkaufskooperation mit Budni könnte zu Problemen mit den Wettbewerbshütern führen.
Übernahmegerüchte zu Budni gab es in der Vergangenheit immer wieder. So macht Konkurrent Dirk Roßmann seit Jahren keinen Hehl daraus, dass er sich die Filialen des Hamburger Wettbewerbers gerne einverleiben würde. Doch ebenso regelmäßig hebt Budni-Chef Wöhlke hervor, dass die Kette unverkäuflich ist. Gern sehen sich die Hanseaten als „gallisches Dorf“, dass den übermächtigen Wettbewerbern trotzt. Das Problem ist nur, dass die Gegner immer mächtiger werden.