Hamburg. Das Schiff eines deutschen Reiseveranstalters rettete die Fischer im Südatlantik – Gäste und Crew helfen den Männern nun weiter.

Eben waren sie noch dem Tode nahe, trieben ohne Trinkwasser mit ihrem havarierten Fischkutter im Südatlantik, während das kleine Boot jederzeit sinken konnten. Nach ihrer Rettung durch das Kreuzfahrtschiff "Albatros" haben die sechs Fischer aus dem Inselstaat Tonga nun ein zweites Mal unerwartetes Glück. Gäste und Crew an Bord des Passagierschiffs sammelten Geld für die Schiffbrüchigen.

Mehr als 10.000 Euro seien dabei zusammengekommen, berichtete am Montag der Hamburger Reise-Journalist Bernd Brümmer von Bord der "Albatros", die für den Bonner Reiseveranstalter Phoenix Reisen fährt und dessen Geschäftsführer Johannes Zurnieden selbst noch einmal 5000 Euro dazu gelegt habe. Mit diesem Startkapital für einen neuen Kutter könnten die Männer nun von Auckland zurück nach Tonga fliegen.

Drei Tage lang hatten die Männer bereits ohne Trinkwasser und Nahrung auf dem offenen Ozean ausgeharrt, als am Sonnabend die "Albatros" in Sicht kam.

Neuseeländische Luftwaffe kreist über Kutter

"Das kleine Fischerboot hatte einen Maschinenschaden und war dann ein Spielball der Wellen", schrieb Brümmer am Wochenende dem Abendblatt von Bord des Schiffes. Die neuseeländische Luftwaffe hatte die Havaristen zuvor rund 400 Kilometer vor der Küste Tongas entdeckt und bereits eine Notfallausrüstung abgeworfen – inklusive eines Funkgerätes, schreibt die lokale Nachrichtenseite "Matangi Tonga online".

Indes hatte die neuseeländische Küstenwache am frühen Sonnabendmorgen die Crew der "Albatros" kontaktiert, die daraufhin ihren Kurs drastisch änderte. Um die Position des havarierten Fischkutters nicht zu verlieren, sei ein Flugzeug der neuseeländischen Luftwaffe solange über den Schiffbrüchigen gekreist, bis die "MS Albatros" die Männer auf ihrem sinkenden Kutter "Losemani Fo'ou" rund neun Stunden später erreichte. Ein Teil der Crew setzte bei grober See mit einem Rettungsboot aus, um die Fischer von Bord ihres Boots zu holen.

"Kapitän Robert Fronebroeck und seine Crew haben alles gegeben, um diese sechs Menschenleben zu retten", schreibt Brümmer. Während der Reisejournalist die Bordbesatzung für ihr heldenhaftes Verhalten lobt, haben andere Zeugen der Rettung sich offenbar weniger vorbildlich benommen.

Schaulustige behindern Rettungsarbeiten

"Eine Handvoll Gäste behinderte die Rettungsarbeiten an Deck 7, indem sie einfach die Absperrungen zum Rettungstender 14 durchbrochen haben, um von dort aus fotografieren zu können", schreibt Brümmer. Er sei entrüstet: "Sie haben Offiziere und Crew eindeutig bei der Rettung von Menschenleben behindert." Erst nachdem mehrere Offiziere ein Machtwort gesprochen haben, hätten sich die Gäste wieder hinter die Absperrung begeben. "Schaulustige behindern Rettungsarbeiten. Eine Unsitte, die nun von Land auch an Bord angekommen ist", schreibt Brümmer.

Die in Not geratenen Männer seien inzwischen von einem Schiffsarzt untersucht worden und den Umständen entsprechend wohlauf. Das Kreuzfahrtschiff nehme derzeit Kurs auf Auckland, wo die Männer an Land gehen sollen.

Die "MS Albatros" wurde in Finnland gebaut und 1973 als "Royal Viking Sea" in Dienst gestellt. Nach zahlreichen Eigentümerwechseln ist das inzwischen umgetaufte Kreuzfahrtschiff seit 2005 stets für Phoenix Reisen im Einsatz. Im Dezember 2015 wurde die "MS Albatros" im Hamburger Hafen bei Blohm+Voss umfangreich umgebaut.