Hamburg. HiFiKlubben aus Dänemark und chinesischer Windkraftanlagenbauer Envision darunter. Nun wirbt man offensiv um britische Unternehmen.
Für Mieter und Gäste sind die Heißgetränke von der Kaffeetheke umsonst, zum Durchblättern liegen Kunstzeitschriften aus, das Mobiliar ist vorwiegend in Holztönen gehalten, und unter der Decke laufen sichtbar die silbrig verkleideten Versorgungsleitungen. So geht es zu bei Mindspace am Rödingsmarkt in Hamburgs exklusivstem „Coworking“-Bereich.
In dem komplett renovierten Kontorhaus vermietet das israelische Start-up Mindspace seit gut einem Jahr Büros und Arbeitsplätze auf Zeit und kümmert sich zugleich um den Wohlfühlservice für die Mieter, von denen viele in der digitalen Welt und im E-Commerce unterwegs sind. Erst Anfang Februar ist eine weitere Büro-Etage hinzugekommen, womöglich gibt es schon bald einen zweiten Standort in der Stadt. Neulich hat Mindspace in den USA 15 Millionen Euro Investorengeld für die weltweite Expansion eingesammelt. Es ist eine Erfolgsgeschichte.
Statistik mit Schönheitsfehler
Und deshalb ein guter Ort, andere Erfolgsgeschichten zu erzählen, so die Kalkulation bei der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF), die am Freitag zur Jahresbilanz 2016 bei Mindspace bat. Das Start-up aus Tel Aviv ist ein Teil dieser Bilanz. Die HWF hatte ihm bei der Ansiedelung am Rande des Nikolaiviertel zur Seite gestanden.
„Die Wirtschaftsförderung ist unser Türöffner. Wir wollen die klügsten Köpfe gewinnen. Und Hamburg macht ein gutes Angebot, das man eigentlich gar nicht ablehnen kann“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und präsentierte dann gemeinsam mit HWF-Geschäftsführer Rolf Strittmatter die Zahlen: 101 Firmen seien 2016 mit Hilfe der HWF in Hamburg neu angesiedelt (66) oder von den Wirtschaftsförderern bei der Expansion unterstützt worden (35). Dadurch seien fast 600 Millionen Euro Investitionen angeschoben, 1660 Arbeitsplätze geschaffen und 5062 Jobs in der Stadt gesichert worden. „Sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze“, betonte Horch.
Einen Schönheitsfehler hat die Statistik aber auch: Sie zeigt, was verabredet, aber nicht, was tatsächlich erreicht wurde. So werden von den 1660 neuen für 2016 verbuchten Jobs allein 960 im neuen Paketumschlagzentrum der Post in Harburg entstehen. Es soll voraussichtlich 2020 den Betrieb aufnehmen.
Augenmerk auf Unternehmen in Großbritannien
Besonderes Augenmerk richte die HWF derzeit auf Unternehmen in Großbritannien, die wegen des absehbaren Ausscheidens des Landes aus der EU womöglich auf der Suche nach einem Standort auf dem Kontinent sind, sagte Geschäftsführer Strittmatter. „Wir sind auf Veranstaltungen in Großbritannien präsent, wir sprechen Unternehmen direkt an.“ Erfolge konnte der oberste Wirtschaftsförderer der Stadt noch nicht vermelden. „Wir verfolgen unsere Strategie konsequent, aber auch hanseatisch diskret.“
Im vergangenen Jahr seien 90 Prozent der Neuansiedelungen in der Stadt internationale Unternehmen gewesen. HiFiKlubben, die dänische Unterhaltungselektronik-Kette, gehörte dazu, der chinesische Windkraftanlagenbauer Envision, das norwegische Internetportal Xeneta, das Kostenvergleiche im Güterverkehr anbietet.
In der Zukunft gehe es insbesondere darum, Forschungsergebnisse in Innovationen umzusetzen und so zukunftsfähige Arbeitsplätze nach Hamburg zu holen, sagte Strittmatter. Der Branchenmix in der Stadt solle weiter ausgebaut werden. Wirtschaftssenator Horch ist da sehr optimistisch und sagte einen wohlbekannten Satz: „Wir sind auf einem guten Weg.“