Hamburg. Wohneigentumkostet mehr, als es wert ist. Experten sehen Lage wie in Spanien und USA

Viele Wohnimmobilien in Hamburg werden deutlich teurer verkauft, als sie wert sind – Experten sprechen erstmals von einer Immobilienblase. So sind allein die Preise für Eigentumswohnungen aus dem Bestand in Hamburg nach Angaben des Portals Immobilienscout24.de im vorigen Jahr um 14 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Jahresanfang 2007 muss man in der Hansestadt doppelt so viel für eine Wohnung bezahlen wie damals.

„Schon seit Anfang 2015 sind in Hamburg alle Kriterien für eine Immobilienpreisblase erfüllt“, sagt der Hamburger Wirtschaftsprofessor Karl-Werner Hansmann. Er hat die Entwicklung der Kaufpreise und der Mieten analysiert und mit Daten aus Spanien und den USA verglichen. Dort hatten sich nach der Jahrtausendwende erhebliche Überbewertungen am Immobilienmarkt aufgebaut, bis es 2007 in beiden Ländern zu Preiseinbrüchen kam. Wie einst in den USA tragen nicht zuletzt die äußerst niedrigen Zinsen dazu bei, dass Kaufpreise für Wohnungen und Häuser deutlich stärker zulegen als die Mieten.

Hansmann ist mit seiner Einschätzung nicht allein. Auch nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die vor dem Platzen der Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt gewarnt hatte, kann man in Deutschland offiziell von einer Blase sprechen. Nach Definition der BIZ, die als „Bank der Zentralbanken“ gilt, liegt eine Blase vor, wenn die jährliche Preissteigerung der Immobilien den langfristigen Trend um mehr als zehn Prozent übersteigt. Nach Einschätzung von Experten sind Wohnungen in deutschen Großstädten schon um bis zu 20 Prozent überbewertet. Dennoch muss es hier laut Hansmann nicht unbedingt zu einer schmerzhaften Korrektur wie in den USA kommen, denn in Deutschland würden Immobilienkredite in der Regel vorsichtiger vergeben, zudem nehme die Preissteigerung voraussichtlich ab: „In den Zentren von Großstädten wie Hamburg werden wir sehr bald an Grenzen stoßen.“

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