St. Georg. Der Mann wollte den Beamten offenbar mit einem Messer angreifen. Aufgebrachte Schwarzafrikaner protestieren
Ein Polizist hat am Mittwochnachmittag in St. Georg mit seiner Dienstwaffe auf einen mutmaßlich gefährlichen Mann geschossen, nachdem dieser ihn attackiert haben soll. Der Beamte (46), der in Zivil unterwegs war, gab vor dem Lokal Zum Frühaufsteher an der Robert-Nhil-Straße mehrere Schüsse auf die Beine des Mannes ab. Der Verletzte, der wegen Bedrohung schon polizeibekannt war, wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Laut Augenzeugen soll der 33 Jahre alte Mann aus Ghana gegen 16 Uhr ein Messer – offenbar ein Taschenmesser – gezückt haben und sehr aggressiv aufgetreten sein. Zwei Prostituierte, die den Mann beobachtet hatten, alarmieren den Polizisten. Als dieser den Mann ansprach, habe dieser offenbar sofort zu einer Attacke gegen den Beamten ausgeholt, sagt Polizeisprecher Timo Zill.
Der Polizist habe sich zuerst mit Pfefferspray gewehrt. Als der Mann die Flucht ergriff, nahm der Beamte die Verfolgung auf und brachte den Afrikaner zu Boden. Als dieser ihn dann mit dem Messer attackieren wollte, habe der Beamte geschossen. Der 33-Jährige war nach den Schüssen weiterhin bei Bewusstsein und wurde auf der Fahrt ins Krankenhaus von mehreren Beamten begleitet.
Noch im Krankenwagen soll der Mann äußerst aggressiv aufgetreten sein. Am Abend sollte er im Krankenhaus notoperiert werden, schwebte aber offenbar zu keiner Zeit in Lebensgefahr. Der Beamte des Polizeikommissariats 11 (Steindamm) blieb unverletzt. Er wurde zur Wache gebracht und dort seelsorgerisch betreut.
Kurz nachdem die Schüsse gefallen waren, versammelte sich eine aufgebrachte Gruppe von rund 30 Schwarzafrikanern vor dem Lokal. Die größtenteils jungen Männer zogen Vergleiche mit Vorfällen in den USA, wo in der Vergangenheit häufiger Schüsse von Polizisten auf Schwarze für Schlagzeilen gesorgt hatten. Um die Situation zu kontrollieren, forderten die Beamten vor Ort deutliche Verstärkung an. Nach etwa 20 Minuten, als immer mehr Polizisten am Tatort eingetroffen waren, beruhigte sich die Situation wieder.
Die Mordkommission übernahm – wie bei Fällen von Schusswaffengebrauch üblich – die Ermittlungen am Tatort. Auch die Dienststelle Interne Ermittlungen wurde eingeschaltet. Es gibt derzeit aber keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des Polizisten bei dem Zwischenfall.