Hamburg. Fans warteten auf „Red Red Wine“. Den 80er-Jahre-Hit brachte die britische Band aber erst zum Ende des Konzerts in Hamburg.

Er sieht ein bisschen so aus, aber es ist nicht Ali. Seine Stimme hat Ähnlichkeit mit der von Ali, ist aber nicht seine. Ali Campbell, charismatischer Sänger von UB40, hat die britische Reggaeband nämlich 2008 verlassen. Ersetzt wurde seine Position als Leadsänger durch seinen Bruder Duncan. Der macht seine Sache ganz okay, aber er besitzt leider nicht die Bühnenpräsenz seines Bruders.

Vielleicht war das einer der Gründe, warum das fast ausverkaufte Konzert in der Hamburger Markthalle etwas mühsam in Gang kam. Vielleicht lag es auch an der Dramaturgie des Abends. Das Publikum, überwiegend Angehörige der Generation Ü 50, hatte sicher ein Best-Of-Programm erwartet, doch die 1978 in Birmingham gegründete Band eröffnete das zweistündige Konzert mit dem kompletten Debütalbum „Signing Off“. Das gilt zwar in Fachkreisen, auch wegen seiner sozialkritischen Texte, als das beste Werk der neunköpfigen Band, allerdings hatte es in Deutschland keinen Erfolg.

Linke Haltungin den Songs weichte zugunsten von Liebeliedern auf

Mit „Signing Off“ etablierte UB40 ihren typischen, lässig groovenden Karibik-Sound, deren prägendes Merkmal die dreiköpfige Bläsersektion ist. Mit seinem sanften Gesang transportierte Ali Campbell massive Kritik an der konservativen Regierung von Margaret Thatcher, die Band sang über den Bergarbeiter-Streik, die militärische Präsenz in Nordirland und wandte sich gegen die Apartheid in Südafrika.

Auch der Anti-Lynch-Song „Strange Fruit“, den Billie Holiday berühmt gemacht hat, findet sich auf „Signing Off“. Die bekannteste Nummer ist „Food For Thought“, die beim Hamburger Konzert zu den Höhepunkten des Abends gehörte. Im Laufe der Karriere von UB40 weichte diese strikte linke politische Haltung in den Songs mehr und mehr zugunsten von gefälligen Liebesliedern auf. auf. Hierzulande waren und sind viele ihrer Fans mehr an den Wohlfühl-Songs interessiert, die ein Gefühl von Sommerstimmung verbreiten, als an harten politischen Aussagen. UB40s erfolgreichstes Lied in Deutschland war „Red Red Wine“, das Cover eines Neil-Diamond-Songs.

Die Fans in der Markthalle mussten jedoch bis 22.30 Uhr warten, bevor die Band es als letztes Stück vor den Zugaben endlich anstimmte. Der Jubel war plötzlich so groß, dass man annehmen konnte, die 1200 Zuhörer waren nur wegen dieser Nummer gekommen. Dass Ali Campbell nicht auf der Bühne stand, war auch egal. Hauptsache, man hatte ein wiedererkanntes Stück zum Mitsingen.