Hamburg. Damit kritisieren die Gründer die radikale Politik des US-Präsidenten. Führt Trump nun einen Social-Media-Check bei der Einreise ein?

Bereits in den ersten zehn Tagen seiner Amtszeit hat der neue US-Präsident Donald Trump für mächtig Wirbel gesorgt und wiederholt Massenproteste ausgelöst. Der Tenor: Der Republikaner mauere das Einwandererland mit seiner kontroversen Anti-Toleranz-Politik ein. Das Hamburger Miniatur Wunderland übt sich nun in kreativem Protest und hat dieses Szenario in der riesigen Modellwelt visualisiert: Die amerikanische Glücksspielstadt Las Vegas leuchtet derzeit hinter einer hohen Betonmauer mit Stacheldraht.

Facebook-Post erfährt große Resonanz

"Liebe Freunde aus Amerika, bitte mauert Euch nicht ein…. Eure Freunde aus dem Wunderland", schreibt das Miniatur Wunderland über einen dazugehörigen Post auf Facebook, der eine große Resonanz erfuhr. Nahezu 13.000 "Likes" und 700 Kommentare haben Nutzer darunter bereits am Nachmittag hinterlassen.

Viele von ihnen lobten die klare Positionierung der Wunderland-Gründer Gerrit und Frederik Braun und ihren Aufruf, auf der grauen Mauer kreative Botschaften zu hinterlassen. Die Aktion stößt aber nicht nur auf Anklang. Viele Nutzer kritisieren sie als Abkehr von der Neutralität und fordern, beim Besuch des Wunderlandes nicht mit Tagespolitik konfrontiert zu werden.

"Wir wollen nicht politisch sein"

„Wir wollen nicht politisch sein“, sagte Gerrit Braun, der die Modelleisenbahnanlage zusammen mit seinem Bruder Frederik gegründet hatte, am Dienstag. „Aber wir bilden gern und auch mal mit einem Schmunzeln unsere aktuelle Zeit ab - und dazu gehört, dass man gesellschaftliche Schwingungen aufnimmt und den Zeitgeist darstellt.“

Gemeinsam habe man überlegt, ob sich mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump auch für das Amerika in der Hamburger Touristenattraktion etwas ändern müsse. Das sei mit einem Augenzwinkern geschehen und eigentlich satirisch gedacht gewesen. „Amerika mauert sich gerade ein bisschen ein“, sagte Braun. „#Let The World Be Great Again“ heißt es auf der etwa 1,60 Meter hohen Mauer, die ein großes offenes Tor hat. „Wir lassen sie noch ein bisschen stehen, werden sie aber in den nächsten Tagen einreißen“, kündigte Braun an.

Während seiner noch jungen Präsidentschaft hat Trump bereits mit zahlreichen Erlassen und Eklats einen radikalen Kurs eingeschlagen und jüngst mit einem Einreiseverbot für sieben mehrheitlich muslimische Staaten Massenproteste im Land und der ganzen Welt ausgelöst. Zudem hatte der Republikaner bereits während des Wahlkampfs wiederholt angekündigt, die Stacheldraht-Zäune an der Grenze zu Mexiko durch eine Mauer ersetzen zu wollen. So weit von der Realität entfernt scheint das Modell des Wunderlands also nicht zu sein.

Social-Media-Check zur Einreise in die USA?

Wer seine Meinung zu dem Thema auf Facebook kundtun will und in nächster Zeit einen Aufenthalt in den USA plant, sollte seine Worte offenbar wohlüberlegt wählen. Wie der "Spiegel" berichtete, scheint an den Grenzkontrollen bei Einreisenden auch ein Social-Media-Check Praxis zu werden. Dem Bericht zufolge hatte eine aus dem Sudan stammende Doktorandin während einer stundenlangen Befragung auch ihr Facebook-Profil zeigen müssen. Die Frau sei im Besitz einer Greencard.

Wer als Deutscher eine Esta-Reiseerlaubnis für einen Urlaub beantragt, kann – bislang auf freiwilliger Basis – angeben, welche Social-Media-Accounts er nutzt. Die Überprüfung soll nach Angaben der US-Behörden dabei helfen, mutmaßliche Terroristen leichter zu identifizieren. Die Verletzung der Privatsphäre kritisieren Bürgerrechtsorganisationen scharf, den Nutzen stellen sie infrage.

Die Einführung eines generellen Social-Media-Checks wäre schon fast Ironie – ist es doch der amtierende US-Präsident selbst, der sich in den sozialen Netzwerken schon mehr als einmal im Ton vergriffen hat.